Juden in Rostock festgenommen

■ Protestaktion gegen Roma-Abschiebung

Rostock (AFP/taz) – Bei einer Protestaktion französischer Juden gegen den deutsch-rumänischen Abschiebevertrag ist es gestern in Rostock zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Die Rostocker Polizei umstellte am Nachmittag den Bus der Franzosen, nachdem Mitglieder der jüdischen Jugend- und Studentenorganisationen Tagar und Betar vier festgenommene Demonstranten unter Einsatz von Tränengas aus dem Polizeigewahrsam befreit hatten. Die vier waren festgenommen worden, als sie in das Rostocker Rathaus eindrangen und Transparente mit den Aufschriften „Germany, don't forget history“ (Deutschland, vergiß die Geschichte nicht) und „Damals vergast, heute abgeschoben“ aus den Fenstern hißten. Zuvor hatten rund 40 Mitglieder von Tagar und Betar sowie der „Söhne und Töchter der Deportierten Juden aus Frankreich“ (FFJDF) am Rathaus eine Gedenktafel angebracht, die an die ausländerfeindlichen Krawalle von Rostock erinnern und an die Verfolgung von Juden und Zigeunern im Dritten Reich mahnen soll.

Die an der Aktion beteiligte Publizistin Beate Klarsfeld erklärte, der Protest wende sich gegen den deutsch-rumänischen Vertrag vom 24. September, der die beschleunigte Abschiebung von asylsuchenden Roma nach Rumänien ermöglicht. Es sei Pflicht der Juden, gegen diesen „fürchterlichen Vertrag“ Solidarität mit den Roma zu zeigen, sagte Klarsfeld. Rostock sei als „auslösender Ort“ des neuen Rassismus gegen die Roma für den Protest gewählt worden.