: Journalisten irren nie
■ Sportreporter wählten Katrin Krabbe, Michael Stich und den 1.FC Kaiserslautern zu den Sportlern des Jahres
Baden-Baden (dpa) — Katrin Krabbe hatte genug vom Feiern. „Ich bin einfach nur müde“, sagte die hochglanzgestylte Sprint-Weltmeisterin, ehe sie vor Mitternacht erschöpft das piekfeine Baden-Badener Kurhaus verließ. Michael Stich dagegen genoß nach seiner Wahl zum „Sportler des Jahres“ das schluckweise Feiern. Die Chips an den Spieltischen im Casino waren längst eingepackt, da saß der Wimbledon-Sieger noch fröhlich an der Bar.
Den Ehrenwalzer ersparte sich leider Deutschlands „Königspaar“ bei der 45. Wahl des Sportlers des Jahres. Einig waren sich aber beide, daß die Entscheidung von 1.076 Sportjournalisten ihr Erfolgsjahr erst so richtig abrundet. Tennis-Stich freute sich: „Die Gala ist eine fantastische Sache. Man lernt Leute kennen, die man sonst nur vom Bildschirm kennt.“ Das „Familienfest des deutschen Sports“, das die Internationale Sport-Korrespondenz Stuttgart (ISK) seit 1947 organisiert, hat seinen Stellenwert für ehemalige Sportgrößen und aktuelle Stars über die Jahre gerettet. Alle wollen gucken und beguckt werden: von Fritz Walter über Franz Beckenbauer bis Stefan Kuntz, von Herbert Klein und Ursula Happe bis Roland Matthes und Jörg Hoffmann, von „Täve“ Schur und Rudi Altig zu Michael Hübner und Jens Lehmann, von Heinz Fütterer und Manfred Germar zu Karin Balzer und Katrin Krabbe — geballte gesamtdeutsche Sportgeschichte und -gegenwart feierten gemeinsam den Abschluß des ersten gesamtdeutschen Sportjubeljahres.
Wohltuend, daß sich dabei die Sportfunktionäre wie Willi Daume und Hans Hansen mit ihren wegweisenden Reden zurückhielten und Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel seine Würdigung von Katrin Krabbe auf die Hoffnung beschränkte, sie 1993 bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart laufen zu sehen. Probleme waren an diesem Abend in Baden-Baden ohnehin nicht gefragt. Erika Dienstl, die stellvertretende Präsidentin des Deutschen Sportbundes, faßte das deutsche Sportjahr 1991 so zusammen: „Es sind einige Fehler gemacht worden, es gibt noch viel zu tun. Aber in diesem einen Jahr ist auch viel erreicht worden.“
Leider sind die in quälender Diskussion entstandenen Vorschläge der taz-Leibesübungsredaktion nicht befolgt worden: Bei den Männern Armin Bittner wegen seiner Ausdauer im Kampf gegen Funktionäre. Bei den Frauen Gero Bisanz wegen seiner Verdienste um den Frauenfußball. Bei den Mannschaften die DDR-Fußball-Nationalelf wegen ihres ersten Länderspieljahres ohne Niederlage. Schade.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen