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Jordanien wegen „Überfüllung“ dicht

■ Grenze zum Irak geschlossen / Zehntausende von Ägyptern, Pakistanis und Jemeniten sitzen fest

Aus Amman Nina Corsten

In der Nacht zum Donnerstag wurde die jordanisch-irakische Grenze auf Beschluß der jordanischen Regierung bis auf weiteres geschlossen. Der jordanische Innenminister Salem Masadeh begründete die Entscheidung mit dem massenhaften Andrang von Ausländern, die Kuwait und den Irak seit Beginn der Golfkrise Richtung Jordanien verlassen. Eine adäquate Unterbringung und Versorgung der bereits im Land befindlichen Ausländer sei nicht mehr zu gewährleisten. Die Grenze soll wieder geöffnet werden, wenn genügend Leute Jordanien in Richtung ihrer Heimat verlassen haben.

Seit dem Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait sind, wie König Hussein von Jordanien während einer Pressekonferenz in Amman am Mittwoch abend mitteilte, 185.000 Menschen aufgenommen worden, 67.000 hätten das Land mittlerweile verlassen können. Mehr als 100.000 Personen müssen aber in Jordanien verbleiben, bis ihre jeweiligen diplomatischen Vertretungen in Amman Vorkehrungen für die Weiterreise getroffen haben.

Am schwierigsten ist die Lage der Ägypter: 54.000 haben Jordanien in den letzten 3 Wochen durchquert. Insgesamt sitzen derzeit 42.000 Ägypter in Jordanien fest. Tausende warten im Rotmeerhafen Akaba auf die Ausreise. Gestern wurde schließlich eine Luftbrücke von Akaba nach Ägypten eingerichtet: 10 Hercules-130-Maschinen fliegen seither hin und her. Unterdessen hat sich die EG bereit erklärt, eine Luftverbindung von der jordanisch-irakischen Grenze nach Kairo zu finanzieren.

In Amman sind vor allem Moscheen und Schulen für die Unterbringung der unfreiwilligen Transitpassagiere zur Verfügung gestellt worden. Sie hocken vor den Gebäuden auf der Straße im Schatten - und warten. Im Vorgarten der pakistanischen Botschaft wurde ein riesiges Zelt errichtet, auch die jemenitische Botschaft hat einen Teil ihrer Landsleute aufgenommen. Die meisten der wartenden Pakistanis und Jemeniten erklären, die Versorgung sei den Umständen entspechend gut. Über ihre Erfahrungen in Kuwait und im Irak wollen die Leute aus dem Jemen nicht sprechen. Einer äußert immerhin, die Gerüchte über das Verhalten der irakischen Soldaten seien „zum Teil zutreffend“. Die Pakistanis sind unbefangener, wollen erzählen. Doch ein jordanischer Aufpasser unterbricht das Gespräch: „Es hat überhaupt keine Probleme mit den Irakern gegeben.“

Über die Situation all jener, die den Grenzübergang in Ruweished auf der irakischen Seite in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag gerade erreicht hatten, kann man nur spekulieren. Insgesamt befinden sich noch immer rund drei Millionen Ausländer in Kuwait und im Irak. Die größten Gruppen sind Ägypter und Palästinenser.

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