■ Querrille: John S. Hall: The Body Has A Head
John S. Hall: The Body Has A Head (Manifatt. Criminali/Indigo)
So ein Lied über sich hat Luzifer wohl noch nie gehört. Ein „großer Pupskopf“ soll er sein, der „alte Fiesling“, einer der solch böse Dinge tut, wie Boote zum Wackeln zu bringen. Nimmt ihn da jemand nicht ernst? Und wie.
Er habe keine Angst, sagt John S. Hall in dem Stück „Satan“ und dann lacht er „hahaha“, wie ein kleines Kind, das sich alleine im Wald Mut zusingt. Das ist Hall: ein ängstliches Kind, außerdem ein Genie, einer jener wenigen Menschen, durch dessen mitteilbare Wahrnehmung der um und durch uns wabernde soziale Wahn operierbar und gleichzeitig Kunst wird.
Ein Text von Hall kann humorvoll sein, in jedem Fall ist er befremdlich im progressivsten Sinne. Hall konfrontiert uns mit Abgründen, arbeitet unaufdringlich autopsychoanalytisch und bewahrt sich durch Humor und Vorsicht vor Pathos. Das begann vor acht Jahren mit King Missile, einer dezent schrägen Rockband und mit Shimmy Disc, dem New Yorker Sammelpunkt für vieles, was heute als „Low-Fi“ oder „Alternative“ gehandelt wird.
Mit dieser Band hatte Hall vier Platten lang eine bescheidene Karriere, bis ihre Firma sie fallen ließ. Seitdem zentriert der scheue Mann von der Lower Eastside, der in Hamburg seine neue Firmenheimat fand, mehr denn je seine Texte und hat The Body mit Cello und Violine fast kammermusikalisch instrumentiert.
Doch keine Angst vor Kleinkunst oder Dreigroschenoper: Die Musik gibt, was die Texte brauchen. Wenn Hall seine inneren Feldzüge gegen schlechte Menschen führt, ist die Musik mit Gast-Schlagzeug und schräger Dynamik, so, wie es der Inhalt verlangt; an anderen Stellen wird so erst Bedeutung klar.
Die eröffnende Geschichte vom Hasen, der lieber eine Ratte wär und sich schließlich im Entscheidungsdilemma umbringt, ist leicht und verführerisch, doch der Rest dieser Platte ist kein schneller Freund. Aber dann richtig. Holger in't Veld
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