wie haben sie’s gemacht? : „Johanna lebt“
FRANK-PATRICK STECKEL, 65, Regisseur. Anfänge in den 1970ern an der Schaubühne am Halleschen Ufer, Berlin. Von 1978 bis 1981 war Steckel Oberspielleiter am Bremer Theater. Von 1986 bis 1995 Intendant des Schauspielhauses Bochum, arbeitet er seither wieder als freier Regisseur im gesamten deutschen Sprachraum.
taz: Herr Steckel, Sie inszenieren Brechts Johanna in Bremen, während alles auf ihre langjährige Wirkungsstätte Bochum schaut – wegen des Arbeitskampfs und Subventionskrimis bei Nokia. Beschäftigt Sie das? Wie gehen Sie damit bei den Proben um?
Frank-Patrick Steckel: Das ist eine Plage, ich denke ständig dran. Zumal auch im Theater ein ökonomischer Anpassungsdruck herrscht. Alles soll sich rechnen, Unternehmensberater laufen mancherorts schräg und teuer über die Flure. Ich warte nur noch auf blödsinnige Vorschläge wie einen Kostüm- oder Maskenautomat. Dann können sich die Schauspieler in Reihe setzen und wir schicken die Maskenbildner nach Hause. Nein. Gesellschaftlich benötigt der Mensch eine stabile soziale, ökonomische Grundlage als Voraussetzung für seine Würde. Sie zu schützen ist Aufgabe der Politik. Das Theater kann ebenso nur ein politischer Ort sein.
Was ist Ihre Empfehlung?
Schaut doch mal den dokumentarischen Film „The Take“ an, dort übernimmt eine gekündigte Belegschaft in Argentinien eine Kleiderfabrik - oder nicht fern von Bremen taten dies Fahrradbauer in Nordhausen.
Würde Sie eine Aufführung am Schauplatz eines realen Konflikts reizen?
Ein aktuelles Theaterspiel, vor den Werkstoren von Nokia? Aber klar! Sollte die Belegschaft Interesse haben und der Intendant zustimmen, setzen wir uns sofort in den Bus.
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