Jörn Kabisch Angezapft :
Dieser Biertyp war einst so verbreitet, dass er sogar in eine Redewendung Eingang fand. Doch heute verstehen nur noch wenige, wenn sie gesagt bekommen: „Du siehst aus wie Braunbier und Spucke“ – übersetzt: ziemlich elend. Der Satz stammt aus Zeiten, als es noch kein Pils und kein Helles gab. So ziemlich alles, was nicht mit Weizen gebraut wurde, hieß damals Braunbier.
Einst also ein Massenprodukt ist Braunbier heute so aus der Mode gekommen wie die Kniebundhose. Dabei unterscheidet es sich brautechnisch kaum von untergärigen Lagerbieren, die man Dunkles nennt. Doch wo noch nach alten Zutatenlisten gebraut wird, wie mancherorts in Franken oder auch in Westfalen, kann man den Unterschied bemerken.
Für das Braunbier der Bosch Brauerei in Bad Laasphe wurde ein altes Familienrezept reaktiviert, heißt es. Sie wird inzwischen in der 11. Generation geführt, ist aber nicht nur der Tradition verpflichtet. Unter der Marke „Propeller“ braut Bosch auch nach moderner US-amerikanischen Art. Und wie ein gewöhnliches Dunkles schmeckt ihr Braunbier ganz und gar nicht, es ist ein Bier, das sich vor allem mit Desserts vertragen wird.
Das Bier fließt haselnussbraun ins Glas. Karamell- und Sauerteig-Aromen fließen spritzig in die Nase, es riecht leicht erdbeerig und nach Waldmeister. Ich musste sogar kurz an Ahoj-Brausepulver denken.
Auf der Zunge ist das Bier dann nicht mehr so lebendig, hat mehr von flüssigem Blockmalz. Hinein mischen sich ätherische Noten von Salbei und Thymian. Der Abgang liegt quer im Mund. Die Bitterkeit breitet sich nicht nach hinten in die Kehle aus wie sonst, sondern geht in die Breite, wird pelzig an den Wangen. Kurz bleibt einem da die Spucke weg.
Braunbier, Brauerei Bosch, Alkohol 5,0 % vol.
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