WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute Abend wird im Haus der Demokratie über deutsche „Antifaschisten im Gulag“ gesprochen, und dies in Anwesenheit eines solchen doppelten Opfers. Frido Seydewitz, der in diesem Jahr 90 wird und in den Fünfzigerjahren Ministerpräsident von Sachsen war, emigrierte 1933 aus Deutschland, wurde in der Sowjetunion aber fünf Jahre später verhaftet und für zehn Jahre ins Gulag gesperrt. Oswald Schneidratus, der das Gespräch mit ihm führen wird, hat ein ähnliches Schicksal in seiner Familie. Sein Vater war zusammen mit Seydewitz im berüchtigten Lager Kolyma inhaftiert. Am Mittwoch wird am gleichen Ort ein weiteres ZeitzeugInnen-Gespräch geführt, diesmal mit Salomea Genin. Genin ist die Protagonistin des Dokumentarfilms „In mir oder nirgends“ von 1997, in dem beschrieben wird, wie aus einer begeisterten Kommunistin, die 1963 in die DDR übersiedelte, im Lauf der Jahre eine Oppositionelle wird, die zugleich ihre jüdischen Wurzeln entdeckt. Nach der Vorführung des Films spricht die NaturfreundInnenjugend Berlin mit Genin. Am Samstag wird der Hermannplatz in Neukölln zum Ort einer Demonstration für Freiräume in Stadt und Land, das Motto „United we stay – Kollektiv! Offensiv! Subversiv!“ ist allerdings, gelinde gesagt, etwas sehr beliebig (15 Uhr). Am Abend dann geht es in der Baiz um „Konspirantinnen“, Frauen, die der polnischen Widerstandsbewegung angehörten oder zuarbeiteten und die, so sie nicht ermordet worden waren, nicht spionierten oder als Sanitäterinnen, Attentäterinnen und Partisaninnen kämpften, von der Wehrmacht in einem Lager im Emsland inhaftiert worden sind. Dass es im Emsland für kurze Zeit nach dem Mai 1945 sogar eine Art polnische Besatzungszone gab, ist heute weithin vergessen. In der Baiz wird der Film „Konspirantinnen“ gezeigt, anschließend wird über die Hintergründe aufgeklärt und diskutiert.
Gulag: Haus der Demokratie, Greifswalder Str. 4, Mo, 19 Uhr
Genin: Haus der Demokratie, Greifswalder Str. 4, Mi, 19 Uhr
United we stay: Hermannplatz, Sa, 15 Uhr
Konspirantinnen: Baiz, Christinenstr. 2, Sa, 19 Uhr