: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute Abend wird im Tristeza über „Geschlechterfantasien“ geredet, der Untertitel des Vortrags von Marcel Wolters, der extra aus Wien anreisen wird, lautet: „Du musst den Scheiß fühlen!“ Welchen Scheiß? Nun, ausgehend von den Theorien der angesagten TheoretikerInnen Theweleit, Butler und Laquer fragt sich Wolter, wie – wie Schernikau es einmal nannte – „die Scheiße in die Köpfe kommt“ und auf welcher gerade auch geschlechtlichen Grundlage Nationalismus und Faschismus gedeiht. Um diese Scheiße geht es. Hoffen wir, dass Wolter nicht zu arg an Theweleits am Ende doch ziemlich einfältigen Bild vom Manne hängen bleibt. Morgen wird im Mehringhof die Veranstaltungsreihe „Thesen zur Krise“ ihren Abschluss finden, die Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft und ihr Periodikum Kosmoprolet, in dem sich alle bisher verhandelten Thesen finden (im Netz unter www.klassenlos.tk), ziehen Bilanz. Na denn, lasst hören. Am Donnerstag wird in der Charlottenburger Zwille über „das emanzipative Potential virtueller Sozialer Netzwerke“ gesprochen. Facebook, StuVZ und andere Netzwerke werden untersucht, da einige ja noch immer glauben, dass Firmen im Internet gar keine Firmen sind, sondern antikapitalistische Wohlfahrtsunternehmen, die die Welt verbessern wollen. Denn Google ist Gott, Apple ist die Kirche und Steve Jobs ist Jesus. Oder ist Steve Jobs Gott, Google die katholische und Apple die evangelische Kirche? Ist Microsoft dann die Orthodoxie? Wie auch immer: Wer noch immer ganz kindisch an die Erlösung durch das Internet glaubt, der sollte hier hereinschneien. Am Samstag dann wird an der Ecke von Rigaer und Proskauer Straße mit Liebe und Hingabe für das Hausprojekt in der Liebigstraße 14 protestiert. Eine „Protest-Parade“ soll’s werden, hier wird also der Aufstand getanzt.
■ Geschlechterfantasien: Tristeza, Pannierstr. 5, Mo, 19.30 Uhr
■ Thesen zur Krise: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Di, 19.30 Uhr
■ Soziale Netzwerke: Zwille, Fasanenstr. 1, Do, 17 Uhr
■ Protest-Parade: Rigaer/ Ecke Proskauer Str., Sa, 14 Uhr