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Jetzt wird in die Hände gespuckt

■ ...wir steigern das Bruttosozialprodukt / Armutsbekämpfung ganz neu: Der Senat will die Selbsthilfekräfte der Quartiere stärken Von Sannah Koch

Armutsbekämpfung per Appell. Alte Fassung: Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott. Überarbeitete Version: Der Senat hilft Dir, wenn Du Dir selbst hilfst. Einen Versuch mit der modernen Variante will Hamburgs Regierung starten: Ab nächstem Jahr sollen Behörden, Bezirke, Projektentwickler, Stadtteilkonferenzen, Privatwirtschaft und Beschäftigungsträger konzertiert und konzentriert an einem Strang ziehen. Das Ziel: „Der benachteiligten Bevölkerung die Teilhabe am sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben zu ermöglichen.“

Zehn Millionen Mark und die Hoffnung, „die eigenen Kräfte der Quartiere zu aktivieren“, investiert der Senat in das neue „Armutsbekämpfungsprogramm“. Ausprobiert werden soll es zunächst in acht „Pilotgebieten“: St. Georg, St. Pauli-Nord, Altona-Nord, Eidelstedt-Nord, Dulsberg, Jenfeld, Bergedorf-West und Heimfeld-Nord.

Was dort ab –95 geschehen wird, kann derzeit nur erahnt werden. Denn der Senat, so referierte Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow gestern, habe bewußt darauf verzichtet, konkrete Projekte zu formulieren und sich auf die Vorgabe von Leitzielen beschränkt. Die da wären: Schaffung neuer Arbeitsplätze, Förderung quartiersnaher Wirtschaftsbetriebe, Sicherung preiswerten Wohnraums (auch alternativer Wohnformen), Anpassung der Versorgungsstrukturen an die lokalen Bedürfnisse. Und vor allem: Die Mitwirkung der Bewohner bei allen Fragen.

Letzteres soll Aufgabe der neuen Projektentwicklern sein: Dazu sollen bestehende Organisationen in den Pilotvierteln gekürt werden. Für ihre Managementfunktion an der Basis erhalten sie von den zehn Millionen Mark 2,5 Millionen. Wer's wird? „Das sollen die Bezirke entscheiden“, so Mirow. Gemeinsam mit Bewohnern, Betrieben und Sozialprojekten sollen sie Vorschläge zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage in den Vierteln entwickeln.

Über die Verwendung der eher kümmerlichen paar Millionen Mark pro Gebiet entscheidet aber letztlich der Senat. Da scheint Mirows Hoffnung allzu fromm: „Was meiner Meinung nach möglich ist und was wir anstreben, ist die Stärkung des Vertrauens der BürgerInnen in ihre eigene Handlungsfähigkeit.“

Erfahrungsgemäß wird häufig umgekehrt ein Schuh daraus: Viel Engagement und Hoffnung bei wenig Spielgeld führen oft zu Politikverdruß und Resignation. „Wer sich auf einen beschwerlichen Weg macht, tut gut daran, auf vollmundige Versprechungen über den Erfolg der Reise zu verzichten“, sprach der Senator. Wohl wahr.

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