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Archiv-Artikel

Jetzt wird der Lernstand erhoben

Hamburgs sechste Klassen schreiben in dieser Woche neuartige Tests in Mathematik, Deutsch und Englisch. Noten gibt es darauf keine, die Elternkammer kritisiert trotzdem „personenbezogene Rückmeldung“

Ein Junge hat drei T-Shirts und zwei Hosen – wie viele Kombinationen sind möglich? „Sechs natürlich“, sagte ein Sechstklässler, der am Dienstag gerade die erste landesweite Lernstandserhebung (LSE) für die 6. Klassen mitgeschrieben hatte. „Wenn Mathe immer so einfach ist, gehe ich gern zur Schule.“ Am morgigen Donnerstag folgt die Arbeit in Englisch, am Montag jene in Deutsch. Anschließend sind die 8. Klassen dran. Und im Mai die 3. Klassen.

Kaum ein Jahr ist es her, da hatte das Vorgängermodell der so genannten „Vergleichsarbeiten“ manche Schüler und Lehrer in Angst versetzt. Weil damals sogar von Drittklässlern Prozentrechnen verlangt wurde, hatte sich die Bildungssenatorin sogar bei den Kindern entschuldigt. Doch Pannen gab es auch bei den 6. und 10. Klassen. Es folgte ein Umdenken in der Behörde. Statt Vergleichstests, die benotet werden, sollte es künftig „Lernstandserhebungen“ geben, die nicht mehr in die Note des einzelnen Kindes eingehen, dafür aber dem Lehrer eine Diagnose über den Lernstand seiner Klasse und anschließende Hilfestellungen geben.

Die Kinder, die gestern die erste Arbeit schrieben, waren trotzdem unter Anspannung. Zum einen hatten viele Lehrer wochenlang Beispielaufgaben geübt, was eigentlich nicht Sinn der Sache ist. Zum anderen enthielt jedes Blatt einen Schlüssel aus Namenskürzel und Geburtsdatum. Dies geschieht, damit nach der Auswertung im Landesinstitut für Lehrerbildung (LI) die Ergebnisse jedes einzelnen Schülers dem Lehrer vorlegt werden können. „Ein zusätzlicher Fingerzeig, ob die Förderung für den Schüler greift“, sagt Behördensprecher Alexander Luckow. Und man könne sehen, „ob die bisherige Einschätzung des Schülers der Realität entspricht“.

Die Elternkammer fordert eine Anonymisierung. „Die Kinder treten ohne Notenzwang zu dieser Arbeit an“, sagt ihr Vorsitzender Hans-Peter Vogeler. „Durch die personenbezogene Rückmeldung kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Einzelergebnisse doch zur Notenfindung beitragen.“ Zweck der Erhebungen sei, die Qualität des Unterrichts zu verbessern. Dafür, so Vogeler, „müssten klassenbezogene Ergebnisse ausreichen“. KAIJA KUTTER