: Jetzt kommt die Startbahn-Ost
■ Schönefeld soll für 600 Mio. DM ausgebaut werden / Senat will sich an Joint-venture von Lufthansa und Interflug beteiligen
Pünktlich zu Weihnachten hat der Westberliner Senat den Bewohnern des Ostberliner Stadtteils Alt-Glienicke sowie den Schönefeldern, Waßmannsdorfern und Waltersdorfern eine schöne Bescherung verkündet: Der Ostberliner Flughafen Schönefeld soll ausgebaut werden. Zunächst zwei Millionen Mark hat der Senat der (West-)Berliner Flughafen -Gesellschaft (BFG) Donnerstag nacht bewilligt. Die BFG soll sich damit an einem Joint-venture von Interflug und Lufthansa beteiligen, über das die beiden Fluggesellschaften seit einigen Wochen relativ konkret verhandeln. Der Senat hofft, mit dem Ausbau eine Arbeitsteilung zwischen den Flughäfen Tegel und Schönefeld vorantreiben zu können.
Während es die Lufthansa gestern ablehnte, „zum jetzigen Zeitpunkt“ Einzelheiten zu verraten, wurde West-Berlins Verkehrssenator Wagner (SPD) bereits deutlich. Geplant sei eine dritte Start- und Landebahn für den Flughafen sowie die Modernisierung und der Ausbau des Passagier -Abfertigungsbereiches. 600 Millionen Mark veranschlagt Wagner dafür. Innerhalb von drei bis vier Jahren soll die erste Ausbaustufe realisiert werden.
Zur Zeit fliegen jährlich 2,5 Millionen Passagiere über Schönefeld, darunter gut 500.000 Westberliner. Die erste Ausbaustufe soll die Kapazität des bislang recht beschaulichen Flughafens auf sechs Millionen Passagiere steigern. „Stufenweise“, so der Sprecher von Verkehrssenator Wagner, Göbel, soll am Ende eine Kapazität von elf Millionen erreicht werden. Zum Vergleich: Auf dem Flughafen Tegel werden pro Jahr etwa fünf Millionen Fluggäste abgefertigt.
Die Lufthansa sowie die Verkehrsministerien in Ost-Berlin und Bonn fühlten sich gestern durch den Vorstoß des Senats sichtlich überrumpelt. „Das war etwas, das zeitlich nicht ansteht“, hieß es im Bonner Verkehrsministerium. Auch im DDR -Verkehrsministerium hielt man sich zurück, bezeichnete die Ausbaupläne aber als „sehr gut klingendes Angebot“.
BFG-Direktor Robert Grosch lobte den Senat dafür, „so schnell reagiert“ zu haben. Wenn die BFG, die den Flughafen Tegel betreibt, an dem deutsch-deutschen Joint-venture beteiligt werde, sei das „gut“. Bei den Gesprächen zwischen Lufthansa und Interflug sitzt die Berliner Gesellschaft bisher nicht mit am Tisch.
Protest gegen die Ausbaupläne meldete der Westberliner Arbeitskreis Verkehr und Umwelt an. Die Flughafen-Pläne seien ein „großer umwelt- und verkehrspolitischer Frevel“. Erst in diesem Jahr sei mit dem Bau einer Großsiedlung im Schönefeld benachbarten Alt-Glienicke begonnen worden, erinnerten die Umweltschützer.
Aber auch den lärmgeplagten Anwohnern des Westberliner Airports Tegel wird die Kooperation mit Schönefeld kaum Entlastung bringen. Tegel sollte wie bisher den innerdeutschen Flugverkehr übernehmen, meinte Grosch auf taz -Anfrage. Schönefeld sei dagegen für die internationalen und interkontinentalen Flüge prädestiniert, die es in Tegel bisher kaum gibt.
Die Forderung von AL-Umweltsenatorin Schreyer, nun wenigstens die Tegeler Kapazitäten nicht auszubauen, beruhten auf einer „Fehleinschätzung“, meinte Grosch weiter. Die wachsenden Passagierzahlen zwingen nach seiner Ansicht vorerst dazu, den Ausbau in Tegel weiterzuführen. Genauso äußerte sich Wagner-Sprecher Göbel.
hmt
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