piwik no script img

Jetzt ist Struck dran

■ Der abgesetzte Gerhard Schröder attackiert die Mittelmäßigkeit in der SPD

Bonn (taz/dpa) – Gerhard Schröder provoziert fröhlich weiter, senkt aber nach seiner Absetzung als wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD sein Niveau. Statt am Parteivorsitzenden reibt sich der niedersächsische Ministerpräsident nun am parlamentarischen Geschäftsführer der SPD- Fraktion, Peter Struck. „Struck, der bei mir nicht Finanziminister werden durfte, repräsentiert das, was ich an meiner Partei kritisiere: Er organisiert ein Kartell der Mittelmäßigkeit“, sagte Schröder in einem „Stern“-Interview.

Struck reagierte gestern in Bonn eher nachsichtig auf die Attacke aus Hannover: „Ach wissen Sie, ich glaube, der Gerhard Schröder wird, wenn seine Aufgeregtheit verschwunden ist, diese Worte auch bereuen“, sagte der SPD- Fraktionsgeschäftsführer. „Völligen Quatsch“ nannte Struck die Behauptung, er habe in Schröders Kabinett einen Ministerposten angestrebt.

Während Rudolf Scharping gestern vor Journalisten weiter das Ende der leidigen SPD-Personalquerelen beschwor, klagte Schröder in dem „Stern“-Interview über einen „Mangel an Risikobereitschaft“ in seiner Partei. In der SPD werde kein Schritt mehr getan, der nicht durch einen Beschluß von Gremien abgesichert sei.

„Wie kann man wirtschaftspolitischer Sprecher sein, wenn man nur Belanglosigkeiten verkünden darf oder Parteitagsbeschlüsse herunterbeten soll. Man muß auch mal was Provokantes sagen können, ohne daß gleich wieder die Personaldebatte losbricht“, meinte der geschaßte Provokateur.

Gerhard Schröder ließ in dem Interview auch eine mögliche Kandidatur für den Parteivorsitz auf dem SPD-Bundesparteitag im November in Mannheim offen: „Ich habe nicht vor, mich dort zum Gegenstand von Intrigen in irgendwelchen Hinterzimmern machen zu lassen. Wer immer glaubt, er könne da auf meinem Rücken irgendwelche Spielchen betreiben, wird sich irren.“ mon

Kommentar auf Seite 1

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen