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Archiv-Artikel

Jetzt gammelt auch das Kalb

Berlins größter Dönerproduzent wird verdächtigt, dreckiges Kalbfleisch gelagert zu haben. Eventuell noch mehr vergammeltes Putenfleisch in Berlin als angenommen

Berlins größter Dönerproduzent wird verdächtigt, Ekel erregendes Kalbfleisch gelagert zu haben. Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) hätten gestern die Geschäftsräume Remzi Kaplans im Wedding durchsucht, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Jürgen Just, der taz. Dabei beschlagnahmten sie fünf Tonnen Kalbfleisch sowie Akten.

Bereits im September habe man das Kalbfleisch sichergestellt, Proben genommen und festgestellt, dass das Fleisch nicht den Hygienevorschriften entsprach. Die Auswertung der beschlagnahmten Akten kann idealerweise den Weg des Fleisches vom Produzenten zum Verkaufsbetrieb nachzeichnen.

Eine Sprecherin Kaplans bestritt jedoch, dass es eine entsprechende Akte bei der Staatsanwaltschaft gebe. Zwar hätten LKA-Beamte die Geschäftsräume durchsucht und Akten mitgenommen, über die Medien würden aber „viele Lügen verbreitet, gegen die wir radikal angehen“. Auch Kaplans Anwalt, Günther Behrendt, widerspricht der Darstellung der Staatsanwaltschaft: „Es wurde überhaupt kein Dönerfleisch beschlagnahmt oder sichergestellt.“ Von Kaplan selbst in Auftrag gegebene Proben des fraglichen Kalbfleischs hätten zudem ergeben, „dass das im Betrieb meiner Mandantschaft verwendete Fleischmaterial unbedenklich ist“.

Behrendt bezog sich in einer Pressemitteilung ferner auf Telefonate mit der Amtstierärztin des Bezirks Mitte und der ermittelnden Staatsanwältin Furnes. Beide hätten ihm telefonisch versichert, dass „die Veröffentlichung über die Beschlagnahme von fünf Tonnen Dönerfleisch jeglicher Grundlage entbehren“.

Unterdessen gab die Staatsanwaltschaft bekannt, dass der Dönerproduzent E., bei dem im September 95 Tonnen teils belastetes Putenfleisch aus Italien gefunden worden waren, offenbar rund 310 Tonnen Fleisch von dem italienischen Händler gekauft haben soll. Das hätte die Auswertung der Lieferpapiere ergeben. Da noch nicht geklärt werden konnte, wohin das Fleisch geliefert und ob es bereits gegessen wurde, kann es auch nicht überprüft werden. Ob es, wie das im September gefundene Fleisch, gesundheitsgefährdend ist, könne man also weder dementieren noch bestätigen, sagte Just. Dominik Schottner