■ Jetzt dreht Hellmuth Karasek völlig durch: Ein Mann sieht rot
In der großen weiten Medienwelt geht es mitunter recht blutrünstig zu. So enthüllte jetzt der Enthüllungsjournalist Hellmuth Karasek in der Zeitschrift Max die neuesten, fiesen und blutigen Anschläge auf seine Person. „Sie wollten mich noch im Vorfeld vernichten, sie wollten mich, pränatal, abtreiben“, schreibt Karasek. Man stutzt. Wer macht denn so was? Karasek vernichten und dann auch noch abtreiben? Und wen hat er eigentlich mit sich geschwängert?
Alles Quatsch. In Wirklichkeit geht es nur um seinen Roman „Das Magazin“, der von den Kollegen in seltener und ziemlich überzeugender Einmütigkeit als „Schülerprosa“, als „abgrundtief schlecht“ und als „verschwiemelt“ kritisiert wurde. Das ist für den Betroffenen um so bitterer, als sich für diese Kritik auch eine Menge Belege finden lassen und Karasek jeden Montag aufs neue in seiner Kolumne im Tagesspiegel, dessen Mitherausgeber er ist, den Beweis antritt, wie man eine Glosse zielsicher vergurkt, indem er sinnfrei und planlos ins Blaue hineinschwafelt, beispielsweise über „das Bild vom Glossisten als Lockenwickler“. Doch dann fällt ihm was ein, die eiserne Glossen-Regel. „Doch dann fällt mir die eiserne Glossen-Regel ein: Nie übers Wetter! Nie! Denn das ändert sich. Schreibst du, daß du frierst, fegt am Montag eine Hitzewelle durch die Stadt. Oder umgekehrt.“ Haben die Redaktionsräume des Tagesspiegel keine Heizung?
In seiner Abrechnung mit den Kritikern des „Magazins“ verstößt Karasek gleich noch gegen eine andere Regel, nämlich auf einen Verriß nicht direkt zu antworten, schon gar nicht, wenn man nicht mehr zu sagen hat als „selber blöd“, denn das macht einen schlechten Eindruck. Da hilft es auch nicht, daß Karasek unter seinem Pseudonym Daniel Doppler auftritt, denn mitnichten soll hier die Urheberschaft des Artikels verheimlicht werden, weil Doppler gleichzeitig der Protagonist seines Romans ist, sein alter ego. Vielmehr erlaubt ihm der stilistische Mißgriff, sich selbst, Hellmuth Karasek, in den höchsten Tönen zu loben, weil das nur Leute tun, denen eine Pistole unter die Nase gehalten wird. Karasek war, so umschmeichelt Daniel Doppler seinen Schöpfer, „der schlichten Überzeugung, er sei der bessere, weil kompetentere Filmkritiker“.
Über diejenigen, die „zähnefletschend und mit wütendem Geifer über Karaseks Buch“ hergefallen sind, über die packt Karasek dann mal so richtig aus. Lauter Neider und Zukurzgekommene, die ihm seine 100.000 Startauflage mißgönnten. Werner Fuld, der bei Karasek Fuldt heißt, betreut z.B. im Gegensatz zu Mr. „Ich schreib sie alle an die Wand“-Karasek nur „eine wenig beachtete Literatursendung“ und sei außerdem „von der FAZ als Rezensent gefeuert worden“. Claudius Seidl von der Süddeutschen Zeitung wiederum habe Karasek beim Spiegel als Filmkritiker ersetzen wollen, was mißlungen sei, während er, Karasek – selbstverständlich, ohne eitel sein zu wollen –, in Übereinstimmung mit Augstein am Sturz des ehemaligen Spiegel-Chefredakteurs Kilz mitgedreht habe, weil der das Blatt „in Agonie fallen ließ“ und Karasek es wahrscheinlich an den Haaren wieder aus dem Sumpf zog, oder so ähnlich. Und nachdem er in allen Intrigen herumgewatet ist, erwischt es ihn dann doch. Ausgerechnet Roger Willemsen, der beim „deutschen Nachrichten-Magazin“ kaum Freunde hat, habe ihn ratzfatz aus dem Spiegel gemobbt, ausgerechnet Karasek, der mit dem Chef doch ganz dicke war.
Nein, peinlicher geht's wirklich nimmer. Interessant ist nur: Es schadet ihm nicht, denn einen Ruf, den man im bürgerlich-antiquierten Sinne einmal verlieren konnte, hat er nicht.
Als Wackelpudding der Kulturszene heißt sein Lebensprinzip „Dabeisein ist alles“. Wie, um welchen Preis und warum eigentlich – wer will das schon wissen? Klaus Bittermann
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