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Jesuit über Uli Hoeneß„Die dunkle Seite des Saubermanns“

Wer Uli Hoeneß als Steuersünder bezeichnet, der nun gebeichtet habe, verharmlose den Betrug, meint der Jesuit und Sozialethiker Friedhelm Hengsbach.

„Eine Krankenschwester trägt mehr zur Volkswirtschaft bei als ein Spekulant“, Uli Hoeneß 2011 in „Brand Eins“. Bild: reuters
Waltraud Schwab
Interview von Waltraud Schwab

sonntaz: Herr Hengsbach, Sie sind Jesuit. Wird jetzt, wo Uli Hoeneß seine Steuerhinterziehung gebeichtet hat, alles gut?

Friedhelm Hengsbach: Er hat nicht gebeichtet, er hat sich angezeigt. Diese religiösen Termini nerven mich - er sei Steuersünder, er habe gebeichtet. Diese Wortwahl verharmlost. Sie macht Steuerbetrug zu einem persönlichen Fehler.

Ist es das nicht?

Wer es so benennt, verkennt, dass der Staat das Recht hat, Steuern einzuziehen und umzuverteilen. Damit wird deutlich, dass individuelles Einkommen nie nur durch eigene Leistung zustande kommt, sondern durch viele Vorleistungen von anderen.

Hoeneß ist gerne als Wohltäter, als Saubermann aufgetreten. Kommt zur Steuerhinterziehung noch die Lüge?

Ich würde es eher einen Widerspruch nennen, eine dunkle Seite seines Lebens, die sich nun zeigt. Hoeneß, ein reicher Unternehmer, der einen Teil des Gewinns aus seiner Wurstfabrik an soziale Einrichtungen spendet - das ist ja hoch anzuerkennen. Gleichzeitig hat er den Staat beschimpft, dass er die Vermögenden zu sehr besteuere und sie ins Ausland vertreibe.

Bild: privat
Im Interview: Friedhelm Hengsbach

wurde 1937 geboren und ist seit 1957 Jesuit. Lehrte Wirtschafts- und Gesellschaftsethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen. Im Fokus seiner Arbeit stehen Fragen der sozialen Gerechtigkeit.

Der Mann hat also Steuern hinterzogen. Kann er das, weil das Delikt - wieder religiöser Duktus - eine lässliche Sünde ist?

Dass man zur Steuerzahlung herangezogen wird, wurde lange als Eingriff in das Persönlichkeitsrecht wahrgenommen. Der Versuch, die Finanzbehörden und den Staat auszutricksen, galt als Kavaliersdelikt. Aber seit der Finanzkrise hat sich das verändert. Es wird nicht mehr als Spielchen betrachtet, sondern als Betrug. Das ist in dieser Schärfe neu.

Trotzdem ist Hoeneß kein Einzelfall.

Weil sich die große Legende lange halten konnte, dass der Markt sich selbst regelt, dass Eingriffe des Staates immer schädlich seien. Sie schadeten Menschen in ihrer Eigeninitiative, Einkommen zu erzielen und Vermögen anzuhäufen. Das ist die große Erzählung marktradikaler, wirtschaftsliberaler Eliten. Ich dagegen sage, dass das Zustandekommen hoher Einkommen und Vermögen durch wirtschaftliche Macht und politische Schwäche verursacht ist.

Wie?

Das Interview über Uli Hoeneß mit dem Sozialethiker und Jesuit Friedhelm Hengsbach, die Titelgeschichte "Die Ampel ist rot. Ich trete!", ein Gespräch über Leben auf fernen Planeten mit einer Sternenforscherin und ein Interview über Uli Hoeneß mit dem Sozialethiker und Jesuit Friedhelm Hengsbach lesen Sie in der taz.am wochenende vom 27./28. April 2013. Außerdem: Hausbesuch - Die taz klingelt mal in Obersdorf. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo.

Die Kapitaleigner und Manager bestimmen, wie viel Geld sie aus dem gemeinsam Erarbeiteten für sich herausholen und was sie den Lohnabhängigen, der Umwelt und dem Staat zur Verfügung stellen wollen. Nicht der Markt regelt das, sondern die Eliten, weil sie die Macht dazu haben. Aber Umwelt, Entlohnung der abhängig Beschäftigen, gesellschaftliche Infrastruktur, das Bildungs- und Gesundheitswesens sind Teile der Wertschöpfung, die nicht allein den Kapitaleignern gehört.

Wohlhabende werden argumentieren, dass sie - wie Hoeneß - große Summen spenden.

Das wird auch im kürzlich veröffentlichten Armuts- und Reichtumsbericht naiv beschönigend hervorgehoben. Es ließ sich nicht verheimlichen, dass die Schere zwischen Arm und Reich seit Anfang des Jahrhundert extrem auseinanderklafft. Die oberen 10 Prozent besitzen über 50 Prozent des Vermögens, die untere Hälfte 1 Prozent. Dann wird gesagt: Die Vermögenden spenden. Spenden sind steuerlich begünstigt - Wohltäter profitieren also davon. Hinzu kommt, dass sie ihre Spenden nach eigenen Vorstellungen verteilen, dem Staat aber Einnahmen entgehen, die nun nicht entsprechend den sozialstaatlichen Kriterien verteilt werden können.

Ist die Regierung der Steigbügelhalter dieser Entwicklung?

In der Entwicklung, die zur Finanzkrise geführt hat, war das offensichtlich. Damals hat der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Rolf-E. Breuer, gesagt, die Finanzmärkte seien die fünfte Gewalt der Demokratie. Und zwar deshalb, weil die Kapitaleigner bessere Signale für vernünftige Politik an die Regierung geben als das Volk durch die Parlamentswahlen. Die Signale: Finanzsektor deregulieren, Lohnentwicklung drosseln, möglichst wenig umverteilen, Steuern senken, Abgaben senken, Gewerkschaften in Schach halten.

Geiz ist geil für die Armen, Gier ist geil für die Reichen …

Wenn der Staat die Anhäufung von Einkommen und Vermögen im oberen Bereich und die Kürzungen der Sozialleistungen und die Verringerung der Löhne durch Gesetze begünstigt, dann folgt daraus bei den betroffenen Personen ein solches Verhalten - geizig, gierig. Mit dieser Wahrnehmung individualisiert man aber wieder strukturelle Defizite.

Gibt es keinen Aufschrei gegen solches Verhalten, wie es sich an Hoeneß zeigt, weil fast jeder schon mal in der Versuchung war, sich einen Vorteil auf Kosten anderer zu sichern?

Aber es gibt doch jetzt heftige Empörung. Wahrscheinlich wegen der riesigen Enttäuschung über die dunkle Seite eines Saubermanns. Die kann ich jedoch nicht mit Schwarzfahren in der Straßenbahn vergleichen. Es passierte mir auch schon, dass ich am Bahnhof schnell eine Straßenbahn erwischen wollte und keinen Fahrschein hatte.

Wofür steht die Causa Hoeneß dann?

Positiv ist, dass der bayerische Staat das jetzt nicht unter den Tisch kehrt. Was unter Strauß, unter Stoiber möglich gewesen sein mag, ist wohl vorbei. Es gibt keine Sonderrechte für die Reichen und Mächtigen.

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22 Kommentare

 / 
  • HK
    Hady Khalil

    hubanesk

    Was bedeutet Söders , bayerischer Finanzminister und CSU Parteivorstandsmitglied, oder? Auftritt bei Bettina Schausten in berlin direkt? Eigentlich hätte man auch ein Tonband hinstellen können. Alles beim Alten, alles ist gut. Ein böser Einzelfall sagt der Finanzminister, der für das Steuereintreiben zuständige Minister in Bayern. Und wenn der Rest der Republik kopfschüttelnd rot anläuft. Solange er damit beim Wähler in Bayern durchkommt, kann doch das Tonband weiterlaufen, bzw. sich die Spitzen der CSU vor ihren Klüngel (Das klingt so hart, vielleicht gefällt Huber Klüngelchen besser)stellen. Schließlich hat jeder ein Recht auf Selbstverteidigung. Was man in der CSU nur schwer versteht ist, das das in einer parlamentarischen Demokratie nicht um jeden Preis geht. Schließlich geht es auch nicht um das eigene Leben, sondern dem Schutz des Amtes (das höher wiegt, als der der CSU, oder? - oder?. Die Steuern einzutreiben ist Ländersache. Die Länder treiben ja auch Bundessteuern ein. Wenn nun ein Land 30% zu wenig Steuerfahnder hat 40 % zu wenig Umsatzsteuer und ...(Huber kennt ja seine Steuerverwaltung, gell)das heißt ja das es (Bayern) auch den Bund damit schädigt. Und dann ein nur in Bayern gewolltes Betreuungsgeld fordern und gegen den Länderfinanzausgleich klagen? Wie unverschämt ist das denn? Wie wäre es wenn Bayern erstmal die Steuern ordentlich eintreibt, das Betreuungsgeld für Bayern selber zahlt und dem Bund und den Ländern nachzahlt aus den Steuergewinnen? Oder wie wäre es, wenn die betroffenen Bundesländer die Klage Bayerns wegen des Länderfinanzausgleichs mit einer Klage gegen Söder erwidern, weil er , wie es sich darzustellen scheint, Steuerhinterziehung begünstigt hat zum Schaden der Länder und des Bundes?

    Huber und Gottschalk spielen sich geschickt die Bälle zu. Darf man nicht Steuern hinterziehen und dafür „zum Ausgleich“ Caritativ spenden? Das heißt doch Reiche sollen selber bestimmen ob und wieviel und wofür man Steuern zahlt. Das wünscht sich jeder. Leider nur für Reiche??? Zuviel Bescheidenheit Herr Gottschalk, so ein schlichtes Gemüt haben sie nicht, oder?Redet sich Gottschalk, wie selbst prophezeit um Kopf und Kragen. : Uli Hoeneß soll es so machen, wie Bill Clinton... Was soll das heißen, das auf eine Ebene szu stellen? Das eine ist eine Ehrverletzung, das andere eine schwere Straftat. Das ist doch geradezu ein Aufruf an „Betroffene“ so weiterzumachen“..ist ja nicht so schlimm, wie wenn... Dann entschuldigst du dich halt anständig und ist gut.. Und außerdem ist das Amt des Präsidenten des FC Bayern München mit dem des US Präsidenten gleichzusetzen doch ein sehr geozentrisches Weltbild. Apropo Huber weiß den Ball aufzunehmen und anwaltlich zu beraten(das Richtige zu sagen. Einfach alle Vorwürfe mit einem „Stimmt nicht“ abzuschütteln und damit ja auch alle anderen der Lüge zu bezichtigen, ist das auch typisch bayerisch und wieso macht das sprachlos? Ganz einfach, und es ist dasselbe Muster, wie so oft, wenns eng wird. Es ist einfach unverschämt dreist, das einem der Atem stockt, wie man jeden Vorwurf einfach umdreht, das Gegenteil behauptet, sich auf den Amtsbonus zurückzieht und einfach alles abperlen läßt, nach dem Motto: Solange ihr mir/uns nichts beweisen könnt...das Amt schützt mich, ihr könnt mir gar nichts. Außerdem je mehr ich mich hier zum Idioten mache um so höher ist anschließend mein Bonus). Heißt das jetzt in Bayern mehr Steuerfahnder? Alles andere ist pure Heuchelei, eben hubanesk. Ich lass mich von bayerischer Spitzfindigkeiten nicht einseifen. Wenn der Bund und die Bundesländer sich das Gefallen lassen, sich so von bayerischer Bauernschläue über den Tisch ziehen zu lassen, wer ist dann eigenztlich der Idiot, der sich vorführen lässt und dazu noch in den Talkshows Beifall klatscht. Übrigens auffallend wenig CDU Präsenz zu dem Thema in den Talkshows. Die Bundeskanzlerin wartet wieder bis sich eine Meinung gebildet hat, die sie dann vertreten darf. Was soll die Bundeskanzlerin auch machen, wenn die Koalitionäre über bestimmte Fragen streiten und wohl kalkuliert in anderen gut gegen die CDU Front machen? - Ich wüßte da was.

    Interessante offene Diskussion bei Raabs Absolute Mehrheit. Niebels „vernünftigen“ Argumenten wollten am Ende nur wenig folgen. 5% reicht ja, das Frau Merkel sich schützend vor die Abräumer stellen kann. Der bayerische SPD Abgeordnete war teilweise sehr klar, andererseits irritierend. Es scheint Parteiunabhängig kulturelle Unterschiede zwischen bayerischer Lebensart und dem Rest der Republik zu geben und konnte wohl deshalb keinen forderen Platz erobern. Das der Vertzreter der AfD so gut abgeschnitten hat macht besorgt. Dirk Müller hätte ich gewählt, wenn möglich. Ich fand i8hn am besten, weil er in den Analysen sehr klar ist und weil er in seinen Vorschlägen, erstens nicht alles Glück der Welt auf den schnöden Mammon, den Götzen unserer Zeit festmacht, ohne aber zweitens dabei Armut ist auch geil daraus zu schließen. Niebel zieht sich typisch auf ungerechtes Recht zurück. Oder behauptet dreist das Gegenteil in der Frage studiengebühren sagte er das Geld würde gebraucht um die Unis richtig auszustatten. Eine dreiste unverschämte Lüge. Ich mußte 1984 als erster Jahrgang Studiengebühren zahlen. Waren danach die Studienbedingungen besser? Wieviele Kürzungsorgien hat es seitdem an den Unis gegeben? Gibt es nicht überall auch für Studenten zu wenig Wohnraum? Mit dem Faktencheck war gut gepokert von Niebel, dann kann mans ja mal versuchen.Bei Stipendien geht es eben auch nur darum dem einen das Studium nach gut dünken zu gewähren, dem anderem nicht. Fazit: FDP und CSU wollen alles lassen wie es ist und hoffen einfach in den nächsten Wochen den Mediensturm irgendwie zu überstehen. So ein Tonband kann man ja beliebig oft abspielen, einer Gehirnwäsche gleich. Wie war das bei der letzten BT Wahl: Mehr Netto vom Brotto. Was war? Mehr Brutto vom Netto.

  • K
    Krämerseele

    Das Steuern gezahlt werden müssen, dürfte unbestritten sein, ohne Steuern keine Gehwege, keine Laternen, e.t.c. Und es hat auch nichts mit Steuersündern zu tun, sondern mit Betrug an der Gemeinschaft. Aber unter Gemeinschaft verstehen eben viele immer nur sich selbst und dann Tausend Lichtjahre gar nichts mehr.

     

    1000-1200@ Steuerfrei, danach 50% auf den Rest des Einkommens, dafür die Märchensteuer und sämtliche absetzbaren Privilegien abschaffen.

     

    Aber wer wird dann als erstes meckern, die mit Ihrem Drittwagen, Gärtner, Haushälter, privater Kinderbetreuung…? Bestimmt, aber wahrscheinlich ist`s wieder der Deutsche Michel, denn der hat ja so viel zu verlieren z.B. die Villa im Tessin! Und zählen kann der ja auch nur bis 1,2,3, meins!

  • L
    lowandorder

    @ suum quique

     

    An Hengesbach rumzuzergeln ist billig.

    Sein Ziehvater Nell-Breuning hätte zu recht

    seine helle Freude an ihm.

    Die dünne Stelle - Naturrechtslehre - :

    der Käse ist via Ehe und Familie weitgehend gegessen.

     

    Aber - bei Hoeneß stellt sich doch eine Hans andere Frage:

    was ist mit Insidergeschäften?

    Was ist mit seiner Zockerei an der Börse?

    der er sich ja ganz offen selbst bezichtigt;

    merkwürdigerweise geradezu als erklärende

    Entlastung.

     

    Es erscheint nicht nachvollziehbar, woher Hoeneß das für

    Börsenjobb/zockerei erforderliche Klimpergeld, also freies Geld in

    den kolportierten Dimensionen hat ( von " ein paar bis zeitweilig 800Mio")

    Aus einer ProvinzWurschtKlitsche sicher nicht.

    Und " alles von Onkel Adolf, der ist aber tod"

    kann er jemanden erzählen, der sich die Hose …,

    aber keinem ausgewachsenen Staatsanwalt;

    auch in Bayern nicht.

     

    Damit aber stellt sich doch die Frage nach offenen oder

    - eher - verdeckten Insidergeschäften;

    mit einer Strafbarkeit in ganz anderer Dimension.

    Ich kenne keinen " Börsenjobber" dieser Provinienz

    und finanzieller Dimension, der nicht der Verlockung erlegen ist,

    über - verbotene - Insidertipps nicht nur das eigene Risiko

    zu minimieren, sondern auch groß Kasse zu machen.

    Einer wie Großmaul, aber Schwab Hoeneß dürfte dafür besonders

    anfällig sein.

  • M
    Marco

    Über was wird eigentlich diskutiert? Über versteuertes Geld, welches möglicherweise nie deutschen Boden berührt hat. Hat er der das Geld außer Landes geschafft? Nein. Hat er der Gemeinschaft etwas gestohlen? Er hat der Gemeinschaft die Differenz von der Schweizer Abgabe zur Deutschen vorenthalten. Wohnortsprinzip. Ab einer bestimmten Summe werden die dortigen Behörden informiert und erheben eine Abgabe. So steht es im DBA Deutschland- Schweiz.

    Spekulationssteuer war damals nicht eindeutig geregelt.

    Siehe Urteil BVFG. Ich bin nur einer vom Fußvolk, aber gleichwohl nervt mich die mehrmalige Erhebung von Steuern, auf bereits versteuertes Geld. Wenn er absichtlich Steuern hinterziehen wollte, hat er sich nicht sehr geschickt angestellt. Da hätte nur paar Km über die Grenze ziehen können, um den ganzen Theater zu umgehen und weniger als 50 millionen zu zahlen.

  • C
    Celsus

    Wieder ein großartiges Interview. Wobei ich aber freimütig einräume, kein Christ zu sein.

     

    Als gutes Zeichen sah Herr Hengsbach an, dass der bayerische Staat ncihts mehr unter den Teppich kehrte. Allerdings stand der Name von Hoeneß auf einer von NRW angekauften Steuer-CD, deren Ergebnisse bereits vor Monaten NRW Bayern bekannt gab. Gegen den Ankauf solcher CD´s wurden aus der CSu heraus oft rechtsstaatliche Bedenken geäußert. Der Rechtsstaat schützt seine Straftäter vor Verfolgung???

     

    Unauffällig die Sache Hoeneß ganz unter den Teppich zu kehren, ging daher wohl kaum. Zu denken gibt, dass Bayern angeblich erst mit der Selbstanzeige dann ein Strafverfahren einleitete. Oder leigt der Verdacht nahe, dass da irgendwem langsam der Geduldsfaden riss?

     

    Gutes hat der Mann wohl getan. Und das sehe ich zum Glück als die Eigenschaft der meisten Menschen an. Andere weniger verdienstliche Dinge gibt es aber auch noch. 2010 geriet er in die Kritik wegen unter tariflicher Bezahlung der Mitarbeiter. In dem Zusammenhang gab es dann gewerkschaftsfeindliche Töne der feinsten Art. Dabei setzen die von der SPD fgeführten Gewerkschaften doch regelmäßig schon viel weniger durch, als es der Steigerung der Gesamtvermögen in Deutschland entspricht. Die einseitig bei den Reichen landen.

     

    Gut ist, dass die jetzt auch einmal hören, dass Stuerhinterziehung ethisch nicht vertretbar ist. Da waren auch konservative Parteien mit ihren relativierenden Äußerungen leider geistige Brandstifter für Steuerhinterziehungen.

  • HS
    Hans Steih

    ... Herr Hengsbach hat einige wenige aber wichtige Wahrheiten klar und fein formuliert...

     

    Und es wächst der (vielleicht infantil-naive) Wunsch, dass diese in den diversen talk-shows den markt-radikalen Ideologen und INSM-"Botschaftern" einfach einmal um/auf die Ohren geschlagen werden....

     

    ... so zeigt die taz (positiv), dass sie nicht zum main-stream gehört!

  • T
    treibsand

    Zitat Hengsbach:

    "Aber seit der Finanzkrise hat sich das verändert. Es wird nicht mehr als Spielchen betrachtet, sondern als Betrug. Das ist in dieser Schärfe neu."

     

    So neu auch wieder nicht: Mt.22,15-21

    Finanz- und Wirtschaftskrisen gab es schon einige.

  • M
    MaterialismusAlter

    Hoeneß, wie wohl die meisten Mitglieder seiner Einkommenschicht, profitierte von einer Klassenjustiz, durch die Steuerhinterziehung die offensichtlich rationale Handlungsoption war. Es war bis 2011 möglich, noch Selbstanzeige zu erstatten und damit einer Strafe zu entgehen, wenn die Steuerfahndung schon auf der Matte stand. Wer da nicht Steuern hinterzieht ist blöd.

     

    Die Empörung der deutschen Mehrheitsbevölkerung wurde ausgerechnet von konservativer Seite dann doch ganz gut analysiert und entlarvt, wie sich in der Welt nachlesen lässt

    "der Fall Uli Hoeneß offenbart, dass die deutsche Lieblingsunterscheidung zwischen einem gerade noch "sozialverträglichen", (...) Unternehmertum einerseits und einem "menschenfeindlichen", da vom sozialen Gewissen unkontrollierten, "Kasinokapitalismus" andererseits eine Fiktion ist, die tiefe Wurzeln in der romantischen deutschen Volkstumsideologie hat."

     

    Die Deutschen (auch die linken) wollen ihren Kapitalismus, sie können sich nichts Anderes, nichts Besseres vorstellen. Um stets einen Buhmann zu haben, wenn in dieser irrsinnigen, von Krisen geplagten Produktionsweise etwas schief geht, brauchen Sie aber eine Fraktion der Kapitalisten, die sie für alle Probleme des von ihnen mit Leidenschaft verteidigten Wirtschaftssystems in Haftung nehmen können. Früher waren das ganz explizit die Juden. Heute fehlt dieses Explizitmachen zwar (meist), aber die barbarische Wut der moralisch empörten Deutschen, die sich von fiesen Gesellen um ihr Geld geprellt fühlen ist immer noch brandgefährlich.

     

    Dieser Beitrag sollte nicht als Verteidigung des Uli Hoeneß gelesen werden (ich mag keine Antikommunisten...), sondern als kritische Anmerkung zum typisch deutschen Diskurs über das Thema.

  • DR
    Dr. rer. nat. Harald Wenk

    leider hat die theologie mit ihrer moral-sündenzenrieten sicht auf die menschen völlig den blick für psychologie und realistische menscheneinschätzung und MACHTmanöver ruiniert.

     

    es handelt sich um sogenannte "alibi-spenden". gebt mir eine "wohltätermaske". das ist in den usa mit dem mäzenatentum, insbesondere dem kunstmäzenantentum im allgemeien und besondern noch viel schlimmer und offensichtlicher.

    stiftungen sind auch eine gute art, erbschafts- und andere steuern zu sparen und die gesellschaft zu "formieren". insbesondere, weil man die paar nicht durch die macht der arbeitsteilung und lohnarbeit gebundenen kreativen potentiale so auch noch "kontrolliert".

     

    übrigens sorgt der markt als von "mikro"- auf "makro": betriebswirschaft, persönkliches kosumentennverhalten auf volks- und weltwirtschaft, für ungehguere verluste und reibungen. so einen grottenschlechten von mikro(ökonomie) auf makro(ökonomie) zusammenhang gibt es selten, selbst in der natur. die märkte gehen auch von mikro auf amkro, da wird es noch übler, monopolisierungen, kontzentrationen, diktate sind die regel.

     

    im grunde drückt professor hengsbach sich in gleiche richtung aus, nur nicht ganz so "scharf".

  • RB
    Rainer B.

    Eine analytische Klarstellung, die längst überfällig war. Vor Gott sind alle Menschen Sünder, vor dem Gesetz nur die, die erwischt werden. Der gläubige Mensch hat deshalb einen Anspruch auf Vergebung durch seinen Schöpfer, aber von seiner irdischen Verantwortung entbindet ihn das ganz und gar nicht und es stellt ihn auch nicht über das Gesetz, das ausnahmslos für alle gelten muss, wenn es gerecht sein soll.

  • V
    vic

    "Es gibt keine Sonderrechte für die Reichen und Mächtigen"

    Warten wir`s ab.

  • Z
    Zyniker

    @RLS

     

    "Sehr viele Menschen in diesem Land werden von diesem Staat und von unseren Energiefirmen so ausgenommen, dass sie bei Reparaturen am Haus nur noch einen Schwarzarbeiter bezahlen können.

    Ihr geringes Gehalt zwingt sie dazu eine Straftat zu begehen."

     

    Blödsinn, als Handwerker habe ich die Erfahrung gemacht, das diejenigen, die es am liebsten schwarz gemacht haben wollen, genug Geld verdienen.

    Und am schlimmsten sind hier die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, darunter Gewerkschaftsfunktionäre.

    Also vergiss solch ein Rechtfertigungsargument .

  • DN
    De Niro

    Großartig! Danke Herr Friedhelm Hengsbach

     

    P.S

     

    Die Jesuitenreduktionen der Guaraní in Südamerika waren von den Jesuiten geschaffene Siedlungen für die Guaraní. Ziel dieser Reduktionen war es unter anderem die Guarani Schutz vor Übergriffen von Sklavenjägern und Ausbeutung durch die weiße Oberschicht zu sorgen.

     

    Wenn es wieder soweit sein sollte, werde ich mich den Jesuiten anschließen.

  • WW
    Wild West

    @Stimme der Demokratie:"Merkwürdig finde ich es, dass ein Streben nach Gewinn verteufelt wird. Das Ruinieren einer Volkswirtschaft zugunsten einer Öko-Diktatur jedoch scheint normal."

    ---

    Das Ruinieren einer Volkswirtschaft wird gerade durch Steuerbetrug herbeigeführt!

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie die Straßenlaternen alleine bezahlen wollen, die Ihnen Abends nach dem Saufen heimleuchten? Ohne Steuern müssten Sie über`n Acker gehen! Öko hin oder her!

     

    Und wenn Sie schon von Diktatur reden, warum fressen Sie nicht ein Jahr lang kontaminiertes Pferdelasagne aus der Wirtschaftsdiktatur?

  • SW
    S. Weinert

    Die Wahrnehmung habe sich seit der Finanzkrise verändert? Das kann man höchstens mit Blick von unten auf die Eliten behaupten. Otto Normalverbraucher ist immer noch ganz scharf darauf, seine Reparatur in der Kfz-Werkstatt ohne Mehrwertsteuer abzurechnen und jede Dienstleistung, sei es Putzhilfe, Arbeiten im Garten oder am Häuschen, alles wird "schwarz" erledigt.

     

    Sein wir ehrlich: Jeder versucht auf seine Weise, die Steuerpflicht zu umgehen. Unrechtsbewusstsein ist da kaum vorhanden. Dabei dürfte der volkswirtschaftliche Schaden in der Summe kaum geringer ausfallen, als bei der Hinterziehung der Kapitalertragssteuer. Die Wahrnehmung hat sich also eher sujektiviert, statt wirklich verändert.

  • R
    RLS

    Unsere Verblödungsmedienlandschaft argumentiert um den Verbrecher Höneß zu schützen damit, dass jeder schon so etwas getan hat z. B. Schwarzarbeit.

     

    Es gibt aber einen gewaltigen Unterschied.

    Sehr viele Menschen in diesem Land werden von diesem Staat und von unseren Energiefirmen so ausgenommen, dass sie bei Reparaturen am Haus nur noch einen Schwarzarbeiter bezahlen können.

    Ihr geringes Gehalt zwingt sie dazu eine Straftat zu begehen.

    Ein Uli Höneß hat keine Nöte eine Straftat zu begehen.

     

    Man erinnere sich daran, dass sogar einmal Menschen Essen stehlen mussten um zu überleben und Kardinal Frings segnete dieses ab. (Bekannt unter den Namen Fringsen).

     

    Ich bin der Meinung in einer dekadenten Gesellschaftsstruktur sollte man Lernen durch Schmerzen einführen. Bei einer Uschi Glas die Verbrecher Höneß verteidigt, würde dieses so aussehen: Dass was Herr Höneß dem Staat unterschlägt muss Frau Glas und die anderen die das richtig finden übernehmen. Spätestens dann wenn es ihr so ging wie den meisten Familien in Deutschland, die von ihrem Gehalt nicht leben können, dann würde sie ihren Kopf benutzen bevor sie so etwas sagt.

    Lernen durch Schmerzen.

     

    Hier rechtfertigen diese Menschen wie Uschi Glas diese Schweinerei,

    dann sieht man sie wieder heulend bei ein Herz für Kinder.

    Vermutlich auch eine Christin.

  • P
    polyphem

    Spielanlage, Geldanlage,

    Immer gilt die selbe Frage:

    "Sind wir richtig aufgestellt,

    Auf Rasen und an Zockertischen,

    Wenn wir die Götter unsrer Welt,

    "Markt" und "Fußball" listig mischen?"

     

    ("Er wollte das Geheimnis finden,

    Großmut und Arglist zu verbinden

    [.,,..]

    Möcht selbst solch einen Herren kennen,

    Würd ihn Herrn "Uli Hoeneß" nennen."(

     

    (Viel Schönes von Herrn Goethe,

    Wenig Schönes von Herrn Hoeneß)

  • KG
    Karl Gernholz

    Das Seppl- Kartell

     

    Seppel oder Seppl (ein von Josef herrührender Kosename) ist eine traditionelle Figur aus dem klassischen Ensemble des Kaspertheaters.

     

    Reiche geben gerne, auch der Seppl hilft wo er nur kann, so sehen sie sich am liebsten in den Medien, als Gönner, Großzügig und so lieb. Hauptsache die Fans glauben daran und kaufen Schals und Bettwäsche und den ganzen anderen Plunder und Müll. Viele Reiche spenden und die Medien verbreiten diese angeblichen Wohltaten, in Wirklichkeit bekommen die Reichen ein Vielfaches davon zurück. Die Oberschicht hat die höchste Kriminalitätsdichte.

     

    Jetzt hat man den Seppl- Manager beim Diebstahl erwischt. Was tut er und seine Gefolgschaft, sie schreien nach Gleichbehandlung. Beim Arzt aber, wollen Sie privilegiert behandelt werden, was der Arzt auch macht, vor Gericht wollen sie ebenfalls eine Sonderbehandlung, was das Gericht auch macht, sie wollen bei Steuerhinterziehung nicht namentlich genannt werden und schon gar nicht in die Öffentlichkeit, in ihre exklusiven Clubs, lassen sie nur die Reichen, ihre Häuser und Grundstücke lassen sie von Privatmilizen abschirmen und wehe dem Wanderer, der sich in ihre Nähe wagt, ihre dekadenten Feste feiern sie unter sich und Gesetze und die Allgemeinheit interessieren sie nicht. Droht aber der Freiheitsentzug, sind sie plötzlich Jedermann. Kathrin- Müller Hohenstein, Dieter Kürten und all die anderen Profiteure, sprechen von einem einmaligen Fehler, nein, Steuerhinterziehung hat System und geht über viele Jahre. Das sind keine Ausrutscher, dass ist Wirtschaftskriminalität zu Lasten der Allgemeinheit. Der Sepple gehört ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gezerrt, seine Machenschaften bis ins Detail aufgeklärt und die Bürgerrechte gehören abschließend aberkannt.

     

    Gott sei Dank nennt nun auch die Kirche, in Vertretung von Herrn Hengsbach, die bisherige Politik als Ursache der Verwerfungen in Deutschland und Europa. Hinzugefügt werden muß, dass Rot- Grün, Schröder und Fischer von 1998 bis 2005, die Verarmung eingeleitet haben.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Merkwürdig finde ich es, dass ein Streben nach Gewinn verteufelt wird. Das Ruinieren einer Volkswirtschaft zugunsten einer Öko-Diktatur jedoch scheint normal.

  • R
    ridicule

    Danke.

     

    Hengsbach steht in bekannt unerschrockener Tradition.

    Schnörkellos erteilte er den Raffkes, den Hals-nicht-voll-Krieger, diesen asozialen Antidemokraten locker-unaufgeregt eine Abfuhr.

     

    Dieses abgefuckt Asoziale läßt sich nicht nur bei Hoeneß und Breuer so schön festmachen.

    Der Menschenzuchtapologet und Philosophie-Dünnbrettbohrer Slooterdijk entblödet sich ja ebenfalls weiterhin nicht, Steuern als persönliche staatliche Beraubung hinzustellen.

     

    Aber gleichzeitig als Prof ein opulentes

    C-4(oder was grad für'n lit.?)-Gehalt einstreichen und die Räume der Uni nutzen zur Absonderung von Dünnflott. …etc…!

    Alles dabei natürlich schwer bedeutungsvoll.

    Ab und an hat er auch mal nen Kellner dabei.

    So geht das.

  • L
    Leutselig

    Solche Interview bringens auf den Punkt. Besonders das mit den Eliten und den Politikern. Manchmal blitzt in der Taz etwas vom alten spirit auf... manchmal.

  • S
    SebastianKreibig

    Es ist überhaupt nicht klar, ob die bayerische Staatsregierung da nicht wieder getrickst hat, zugunsten ihres Spezl Hoeness und in Anbetracht dieser schönen langen Tradition in Bayern. Warten wir lieber mal die weitere Entwicklung ab. Es muss einen in jedem Fall wundern, dass Seehofer und auch der Innenminister des Freistaats so frühzeitig eingeweiht waren, das ist unüblich.