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■ Das PortraitJello Biafra

Er ist seit 1978 Berufspunkrocker und Idol von Generationen bunthaariger Nietenlederjackenträger. Im zarten Alter von 20 Jahren gründete Biafra die Dead Kennedys, die heute noch mit Songs wie „Too drunk to fuck“ oder „California über alles“ als eine der erfolgreichsten Polemischer Cow-PunkFoto: Archiv

Bands des Genres gelten. Heute wie damals ist San Francisco Heimat des Salz in die Wunden des amerikanischen Traums streuenden Sängers, der sich 1979 sogar um den Bürgermeisterposten der Stadt beworben hatte und den respektablen vierten Platz errang.

Ganz dem Do-it-yourself- Gedanken verpflichtet, gründete Biafra 1982 sein eigenes Plattenlabel Alternative Tentacles, um neben den Scheiben der Dead Kennedys auch die von anderen, unbekannten Bands zu veröffentlichen. Biafra hat noch nie ein Blatt vor den Mund genommen, und Ausgewogenheit kann man seinen Texten nicht gerade vorwerfen, aber im Gegensatz zur Mehrzahl seiner Genrekollegen bestechen sie durch bissigen Sarkasmus, Wortgewandtheit und analytische Schärfe. Hauptangriffspunkt waren immer der platte Patriotismus und die Moralapostelei der Reagan-Ära. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden die Dead Kennedys und ihr Frontmann dann 1987, als das Album „Frankenchrist“ erschien, dem eine „Penis Landscape“ betitelte Collage des Schweizer Künstlers H. P. Giger beilag. Das konservative Amerika, allen voran PMRC, der von Tipper Gore, der Gattin des heutigen US-Vizepräsidenten, gegründete Musikzensurverein, heulte getroffen auf und zerrte Biafra wegen Pornographie vor Gericht. Biafra wurde unter Berufung auf die Kunstfreiheit freigesprochen, gründete den „No More Censorship Defense Fund“ und setzte sich seitdem vehement für die künstlerische Freiheit von Musikern ein. Nach dem Ende der Dead Kennedys in den späten Achtzigern konzentrierte er sich auf die Labelarbeit, spielte als Gastsänger mit diversen Undergroundbands Platten ein und präsentiert dieser Tage „Prairie Home Invasion“, sein neuestes Werk, das in Zusammenarbeit mit dem Country-Komödianten Mojo Nixon entstand. Punkrock sucht der Fan hier vergebens: Biafra fügt sich Nixons musikalischen Vorgaben, dem unverfälschten, traditionsbewußten Country. Joachim Hiller

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