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■ QUERBILDJeffrey

Wenn die Dinge sich so verändert haben, daß etwas, das immer Spaß gemacht hat, nun plötzlich keinen mehr macht, dann hört man eben damit auf. Das jedenfalls denkt Jeffrey (Steven Weber), als er nach einer Häufung sexueller Ungeschicke in den Zeiten von Aids lieber ganz auf sexuelle Betätigung verzichten will. Sein Entschluß ist konsequent, und seine Haltung erstmal auch – allerdings nur, bis er auf Steve (Michael T. Weiss) trifft.

Der Zusammenstoß des Gefühls unsterblicher Verliebtheit mit der Sterblichkeit, deren Präsenz im schwulen Alltag von New York andauernd ist, wird schnell zum ernsteren Thema von Jeffrey, einem Film, der trotzdem Komödie bleibt, aber eben eine mit Unterfutter. Autor Paul Rudnick, der vorher Hollywood-Mainstream-Komödien wie Sister Act und Addams Family geschrieben hat, und Regisseur Christopher Ashley, der hier sein Spielfilmdebüt gibt, entrollen diese Geschichte einer Entsagung als locker geknüpften Teppich kurzer Episoden, mit Zwischentiteln, direkter Ansprache ins Publikum und einer völligen Auflösung aller Grenzen zwischen (Film-)Realität und (Film-) Fiktion. Das leicht nachvollziehbare Dilemma ist hier einerseits Anlaß für höchst erheiternde Abschweifungen ins Schrille – aber auch Grund für ernstere Fragen und Vorwürfe: Natürlich ist Jeffreys Entscheidung für's Asexuelle eine Flucht, und wenn er sich vornimmt, sich dadurch aus der Bredouille zu retten, daß er einsam in die Provinz zieht, wird die Flucht zur Selbstverleugnung und die völlig persönliche Entscheidung plötzlich zur politischen Tat. Wie Buch und Regie diesen Subtext aber ohne den rügenden Zeigefinger moralischer PC-Entrüstung umsetzen, ist schon erstaunlich. Die wohltuende Respektlosigkeit macht hier eben vor nichts halt – nicht vor den Abarten medialer Selbsthilfe-Gruppen, nicht vor den Phänomenen schwulen Alltags, ja nicht mal vor dem Tod.

Hilfreich für das völlig unangestrengte und klischeefreie Halten eines erstaunlichen Niveaus irgendwo zwischen Ernst und Entgleisung, sind die hervorragenden Darsteller: Steven Weber, der bisher eher als Macho glänzte, stellt als Jeffrey zögerliches Verliebt-sein zwischen Angst und Konsequenz herzerwärmend dar. Aber auch ex-Enterprise-Kapitän Patrick Stewart als flamboyante „beste Freundin“ ist ein Glücksfall. Ebenso wie Sigourney Weaver als Sektenchefin oder Olympia Dukakis als Mutter einer vor der Umwandlung stehenden transsexuellen Lesbe. Und wenn Mutter Theresa am Ende das Piano bedient, ist am Ende alles gut. Das Leben hält eben nur, solange es hält, zeigt der Film da, und aus dem, was man hat, sollte das beste gemacht werden. tom

Abaton, Neues Cinema, Zeise

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