Premiere : Jeff Koons
Das Theaterlabor Bremen wagt ein mutiges Experiment: Mit Rainald Goetz‘ „Jeff Koons“ bringen Theaterleiter Maik Romberg und Regisseur Peter Schimanski ein als schwierig bis unspielbar geltendes Drama auf die Bühne der Concordia.
Zum ersten Mal trat Rainald Goetz 1983 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb als Provokateur in Erscheinung: Er ritzte sich vor laufender Kamera die Stirn auf und las blutüberströmt weiter – ein Faustschlag in Richtung Literaturbetrieb. Für Aufsehen sorgten fortan auch seine Publikationen – beispielsweise der Erzählband „Rave“, in dem Goetz sein Eintauchen in die Technoszene verarbeitete, oder sein Internet-Tagebuch „Abfall für Alle“. Im gleichen Jahr, 1998, erschien „Jeff Koons“, das vorläufig letzte Drama des Autors, der in den letzten Jahren kaum noch veröffentlichte.
Warum jetzt „Jeff Koons“ in Bremen? Das Stück kreist um die heikle Frage, nach welchen Maßstäben die Kunst in der Postmoderne bewertet wird: zählt ihr ideeller, künstlerischer Wert noch oder geht es nur noch um Marktwert? Für Regisseur Schimanski hat sich diese Frage in den letzten zehn Jahren noch verschärft. Es scheint ihm „als hätte der Kunstmarkt das Popbusiness abgelöst.“ Dafür kann der amerikanische Künstler Jeff Koons mit seinen Arbeiten aus Pop- Trash-, und Pornokontexten als bestes Beispiel dienen. Der Titelheld kommt aber weder in Goetz‘ Drama noch in Schimanskis Inszenierung ausdrücklich vor, er dient eher als Referenzsystem.
Gerade die als schwierig geltende offene Struktur des Dramas hat es Schimanski angetan. Das Stück besteht aus einer Zitatensammlung, als Dialoge dienen Sprachfetzen, die szenische Reihenfolge hat der Autor nicht festgelegt. Schimanski versucht „die Rhythmik der Sprache auf die ganze Inszenierung zu übertragen, um die Textstruktur sinnlich erfahrbar zu machen.“ Ob ihm sein Vorhaben gelingt, die Texte zu einer musikalischen Gesamtkomposition zusammen zu fügen, darf mit Spannung erwartet werden. Silke Schipper
Donnerstag, 20 Uhr, Concordia