: „Jeder Jeck ist eben anders“
Brigitta von Bülow, Köln
Seit 2008 bin ich im Bündnis „Köln stellt sich quer“ aktiv, das aus bürgerlichen Akteuren wie Kirchen, Gewerkschaften und Parteien besteht. Als im Januar 2024 die Correctiv-Recherche veröffentlicht wurde, wollten viele Menschen wissen, was sie dagegen tun können. Weil wir jahrelange Erfahrung mit Aktionen gegen rechts haben, standen wir schon in den Startlöchern und konnten sofort Proteste auf die Beine stellen.
Die Demonstrationen sind auf viel Resonanz gestoßen. Wenn hier Rechte Stimmung machen, dann demonstrieren auch Karnevalsvereine und Fans des 1. FC Köln. Hier darf jeder sein, wie er will, jeder Jeck ist eben anders. Diese Offenheit macht Köln aus.
Zusammen mit den Protesten wollten viele Menschen demokratische Parteien stärken. Ich selbst bin Politikerin bei den Grünen. Während der Proteste haben wir viel Zustrom bekommen, viele sind bis heute aktiv.
Die Arbeit im Bündnis bestärkt mich, auch als Abgeordnete im Stadtrat gegen die AfD vorzugehen. Zumindest bei dem Thema stehen alle demokratischen Parteien zusammen. Auch wenn jeder AfD-Stadtrat einer zu viel ist: Die relativ schlechten Wahlergebnisse der AfD in Köln sind ein Erfolg der langfristigen Arbeit einer breiten Gegenbewegung.
Ich erfahre für mein Engagement immer wieder Anfeindungen, etwa über Social Media. Gegen manche musste ich juristisch vorgehen. Es macht mir Sorgen, dass das wieder passieren könnte. Besonders um meine Familie mache ich mir Sorgen. Aber ich lasse mich nicht einschüchtern und will nicht aufhören.
Demokratie ist für mich die Möglichkeit, sich aktiv an der Gesellschaft zu beteiligen – und zugleich die Verpflichtung, dies in verantwortungsvoller Weise zu tun. Das ist unsere einzige Chance für ein gelingendes Zusammenleben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen