Jazz

Keine Distinktion, keine Diva: Cyndi Lauper trug im Quasimodo alte Gassenhauer vor und hatte Spaß daran

Es gab eine Zeit, in der war Cyndi Lauper genauso groß wie Madonna – vielleicht sogar ein Stückchen größer, schillernder, aufregender. Das war 1984, als sie mit ihrem lustigen Selbstermächtigungs-Hit „Girls Just Want To Have Fun“ berühmt wurde. Und auch wenn sie wie Madonna Ciccone aus einer italoamerikanischen Familie aus der unteren Mittelschicht stammt, auch, wenn sie wie sie großmaschige Netzstrümpfe, Nietengürtel, aggressive Stiefeletten und Zenter Schmuck vorführte: Cyndi Lauper war alles andere als eine Epigonin. Sie war witziger, sie war durchgedrehter und sie war auf coole Art feministischer.

Was macht eine Frau, die im Sommer dieses Jahres 50 geworden ist, die sich mit drei oder vier zwanzig Jahre alte Hits zufrieden geben muss, deren Platten nie wieder diese Beachtung fanden? Es scheint fast zwangsläufig darauf hinauszulaufen: Sie wird als ernsthafte Interpretin von Klassikern des Jazz verkauft. Ob Cyndi Lauper wirklich zur getragenen Diva vertrocknet ist?

Kaum hat das Rolemodel vieler Riot Grrrls die Bühne betreten, schon sind alle Sorgen und Bedenken im Wind. Erstens: Cyndi Lauper sieht nicht aus wie fünfzig, sie sieht aus wie dreißig. Die Schufterei, die Madonna heute manchmal so müde aussehen lässt, hat Cyndi Lauper keine weiteren Hits beschert, dafür aber ein Gesicht, das von viel Schlaf und Liebe erzählt. Und zweitens ihre Show: Nichts kippt hier ins Kunstvolle. Mal bemerkt sie, dass sie nur Instrumente aus Plastik beherrscht (Blockflöte, Melodica), mal scherzt sie über den New Yorker Stadtteil Queens, wo sie aufwuchs und diesen Akzent abbekam, der sie sagen lässt: „Tut mir Leid, dass ich nicht auf Deutsch mit euch reden kann. Es fällt mir schon schwer genug, Englisch zu sprechen.“

Und auch die Lieder, die Cyndi Lauper im Quasimodo singt und die man sich so auch auf ihrer neuen Platte anhören kann, haben weniger mit dem Verkaufsargument Distinktion als mit der Freunde am Nachsingen zu tun. Egal, ob sie wie unter der Dusche „La Vie En Rose“ trällert oder „My Baby Just Cares For Me“, ob sie große und lang nicht gehörte Gassenhauer wie „Don’t Let Me Be Misundersood“ oder „Won’t You Stay A Little Longer“ mit ihrer undamenhaften, quäkigen Stimme aufs Originellste wiederbelebt: Es geht hier um nichts als Spaß. So, als wäre es Cyndi Lauper nie um etwas anderes gegangen. SUSANNE MESSMER