piwik no script img

Japan bricht Fangsaison vorzeitig abTierschützer stoppen Waljäger

Vor der Antarktis mussten vielleicht zum letzten Mal Meeressäuger für "Forschungszwecke" sterben. Japan bricht die diesjährige Fangsaison vorzeitig ab.

Schiff der Organisation "Sea Sheperd". Bild: dapd

Die Dauerfehde zwischen internationalen Walschützern und japanischen Waljägern im Südpolarmeer ist vorbei - vielleicht für immer. Der japanische Fischereiminister Michihiko Kano erklärte die diesjährige Fangsaison im Südpolarmeer vorzeitig für beendet. Angesichts der ständigen Angriffe durch Tierschützer müsse man die Sicherheit der Besatzungen und Schiffe gewährleisten. Die letzte Harpune wurde schon am 9. Februar abgeschossen, nun hat die Regierung auch offiziell kapituliert.

Auf den drei Booten der Meeresschutzorganisation "Sea Shephard" fielen sich 88 Aktivisten aus 23 Ländern in die Arme. Der Gründer der Organisation, Paul Watson, sprach von einem Sieg, will den Kampf jedoch im nächsten Jahr fortsetzen.

Australien und Neuseeland begrüßten die japanische Entscheidung. "Australien findet, dass es nie wieder eine Walfangsaison geben sollte", sagte Umweltminister Tony Burke. In Tokio bestellte Japans Außenminister Seiji Maehara die Botschafter von Australien, Neuseeland und der Niederlande zum Protest ein. Die zwei Pazifikstaaten erlauben den Walschützern, von ihren Häfen aus zu operieren. Die Boote von Sea Shepherd fahren unter holländischer Flagge.

Ursprünglich wollte Japan in den Gewässern vor der Antarktis zwischen November und März 850 Zwergwale schießen. Doch wegen der ständigen Störmanöver konnten die Waljäger verschiedenen Berichten zufolge nur zwischen 30 und 170 Meeressäuger töten. Die Aktivisten hatten die Fangflotte über 3.000 Kilometer weit verfolgt und trotz japanischer Wasserwerfer viele Schüsse auf Wale blockiert. Sie warfen auch Flaschen voller Buttersäure.

Die Walschützer waren so gut ausgerüstet wie noch nie: Zwei jeweils über 50 Meter lange hochseetaugliche Schiffe, ein 35 Meter langer sehr schneller und wendiger Trimaran und ein Hubschrauber ermöglichten die effektive Behinderung der Waljagd. Nach dem Untergang eines Schneellboots im Vorjahr bei einem Zusammenstoß mit einem Walfangschiff hatte die Organisation genug Spenden für diese massive Aufrüstung erhalten.

Mit dem Abbruch der Jagd steht auch die japanische Fangpolitik vor dem Scheitern. Die Waljagd im abgelegenen Polarmeer kostet jährlich rund 45 Millionen Euro, der Fleischverkauf finanziert 85 Prozent davon. Nun klafft eine doppelte Lücke im Etat: Erstens wurden nicht genug Wale gefangen, zweitens drücken hohe Lagerkosten auf das Budget. Ende Dezember warteten 4.500 Tonnen Walfleisch tiefgefroren auf Käufer, weil es kaum Nachfrage gibt. "Die Fangflotte hat überhaupt keine Existenzberechtigung", erklärte daher Junichi Sato, Chef von Greenpeace Japan.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • A
    Antonietta

    Japan steht schon lange wegen seiner barbarischen Walfangpraxis in der Kritik. Gefangen werden auch Tiere die vom Aussterben bedroht sind wie z.B. Finwale. Finwale sind die zweitgrößten Tiere auf unserem Planeten. Die Begründung für die Jagd ist “wissenschaftliche Forschung”, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass mit dem Fleisch Luxusrestaurants beliefert werden. In Japan geben Feinschmecker für die Delikatesse Walfleisch viel Geld aus.

    Die Waljagd ist unnütz und ungerecht. Sobald die Wale von diesen sogenannten “Wissenschaftlern vermessen und gewogen worden sind, gehen die Schlachter ans Werk und die Wale werden zerschnitten und für den Markt verpackt. Es geht nur um Geld und nicht um Forschung.

  • C
    Charles

    Danke an die vielen Mannschaften von 'Meeresschafshirten' für ihren aufopferungsvollen Kampf für das Leben der Wale, der unter schwierigsten und gefährlichsten Bedingungen gegen eine hochkriminelle Gang geldgieriger Walmörder geführt wurde.

  • FS
    Fernando Seguro

    Klasse Artikel, Danke MARTIN FRITZ

  • MB
    Marcus Budke

    Greenpeace schmückt sich mit diesem Erfolg und erwähnt SeaShepherd nicht mit einem Wort. Was für eine Peinlichkeit!

    http://blog.greenpeace.de/blog/2011/02/18/japan-beendet-diesjaehrige-walsaison-fur-immer/comment-page-1/#comment-14470

  • T
    tystie

    Klingt prima! Persönlicher Einsatz und Ausdauer haben hier zum Ziel geführt.

     

    Wenn auch noch der Sonarterror von Kriegsschiffen gegen Wale unterbleibt, könnten die Seesäuger einer besseren Zukunft entgegenschwimmen.

  • N
    noevil

    Dazu fällt mir nur ein strahlender schwäbischer Kommentar ein: "Des freit mei Kiddele, do lachen meine Gnöbf". Will auf neuhochdeutsch heissen: Das freut mein Jäckchen. Da lachen meine Knöpfe."

     

    ...bleibt nur zu hoffen, dass sich niemand zu früh freut. In Japan gibt es meines Wissens viele Menschen, die sich auch freuen. Meine Hochachtung vor der japanischen Regierung und deren Vernunft - auch wenn es schmerzt, eine alte Tradition aufzugeben.

  • L
    Lefkada

    wow! tolle nachricht!