Japan-Ticker vom 27.3.2011: AKW-Betreiber entschuldigt sich
Tepco entschuldigt sich für die Angabe falscher, millionenfach erhöhter Strahlenwerte aus dem Reaktor 2 von AKW Fukushima. Die Werte seien 100.000fach erhöht.
21.07 Uhr: Greenpeace für größere Evakuierungszone
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat eine Ausweitung der Evakuierungszone rund um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima gefordert. Nach Angaben von Greenpeace herrscht in dem Ort Iitate 40 Kilometer nordwestlich des Kraftwerks eine Strahlenbelastung von bis zu zehn Microsievert pro Stunde. Eine solcher Wert mache eine Evakuierung notwendig. Vor allem für Kinder und Schwangere sei es nicht sicher, weil sie bereits innerhalb weniger Tage der jährlich erlaubten Strahlenbelastung ausgesetzt seien, teilte Greenpeace-Strahlenexperte Jan van de Putte am Sonntagabend mit.
Um das Kraftwerk gilt derzeit eine 20 Kilometer weite Evakuierungszone. Die Regierung legte Bewohnern im Umkreis zwischen 20 und 30 Kilometern Entfernung nahe, freiwillig die Gegend zu verlassen.
18.36 Uhr: Strahlung in Reaktorwasser 100.000fach erhöht
Die Strahlung im Wasser aus dem Reaktor 2 des Krisen-Atomkraftwerks Fukushima liegt nach neuen Angaben des Betreibers Tepco 100 000 Mal höher als Normal. Damit berichtigte das Unternehmen am frühen Montagmorgen (Ortszeit) laut einem Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo frühere Angaben vom Sonntag. Tepco hatte in ersten Angaben berichtet, dass das Wasser in dem Turbinenhaus zehn Millionen Mal höher als sonst belastet gewesen sein soll. Danach hatte Tepco von Messfehlern gesprochen und die ursprünglichen Angaben zurückgezogen, ohne zunächst mit neuen Zahlen aufzuwarten.
18.34 Uhr: Gedenkfeier in Düsseldorf für japanische Opfer
Mehrere hundert Menschen haben am Sonntag in Düsseldorf der Katastrophenopfer von Japan gedacht. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft fand im Rahmen einer buddhistischen Andacht und vor Mitgliedern der größten japanischen Gemeinde Deutschlands Worte des Trostes und Beistandes. In Nordrhein-Westfalen leben 12 000 Japaner, davon rund 8000 im Raum Düsseldorf.
Der japanische Generalkonsul Kiyoshi Koinuma bekundete seinen Respekt gegenüber den Helfern, die derzeit versuchten, die Strahlengefahr zu bannen. Die Solidarität der Deutschen gegenüber dem japanischen Volk in dieser gefährlichen Lage werde man nie vergessen, betonte er.
18.31 Uhr: Tepco entschuldigt sich für Verwirrung
Panik im Reaktor 2 des japanischen Atomkraftwerks Fukushima 1: Nachdem sie eine um zehn Millionen mal erhöhte Strahlenbelastung des Wassers gemessen haben, verlassen Techniker am Sonntag fluchtartig das Gebäude. Die Anlage wird evakuiert, die Bemühungen somit erst einmal gestoppt, die Kühlung der überhitzten Brennstäbe und Reaktorkerne wieder in Gang zu bringen. Stunden später erklärt Kraftwerksbetreiber Tepco, man habe sich vermessen.
Angesichts des Kampfs gegen eine drohende Atomkatastrophe ein peinlicher Fehler, der kostbare Zeit gekostet hat. Das Wasser im Reaktor sei zwar radioaktiv verseucht, der zuvor gemessene Extremwert von millionenfach erhöhter Strahlung sei aber ein Fehler gewesen, erklärte Tepco am Sonntagabend. "Diese Zahl ist nicht glaubhaft", sagte der Sprecher Takashi Kuratia. "Das tut uns sehr leid."
Die Techniker verließen den Reaktorblock 2 vor dem Ergebnis einer Kontrollmessung, hieß es weiter. Kuratia stand bei seiner Entschuldigung ohne eine verifizierte Messung da, sagte aber, diese werde nachgeholt. Er wisse nicht, wann er das Ergebnis verkünden könne. Die Strahlenbelastung der Luft erreichte in Block 2 unterdessen 1.000 Millisievert - das Vierfache der zulässigen Strahlendosis an Arbeitsplätzen in Japan. Dieser Wert war erst nach dem Erdbeben und Tsunami vom 11. März erhöht worden.
Angesichts dieser Entwicklung beharrte Regierungssprecher Yukio Edano darauf, dass es gelungen sei, das Schlimmste in Fukushima zu verhindern. Der Kampf gegen die überhitzten Brennstäbe und Reaktorkerne werde Höhen und Tiefen haben, das habe man erwartet, aber auch von Rückschlägen werde man sich nicht von den Reparaturarbeiten abbringen lassen. Als Edano das auf einer Pressekonferenz sagte, wusste er noch nichts vom Messfehler der Tepco-Techniker.
Seit dem 11. März sind die meisten der sechs Reaktoren in Fukushima-Daiichi ohne ausreichende Kühlung. Das Meerwasser vor der Anlage wies am Wochenende nach amtlichen Angaben einen Wert auf, der 1.850 mal über dem Normalen lag.
Ein Sprecher der Atomsicherheitsbehörde, Hidehiko Nishiyama, sagte, dies sei Anlass zur Sorge. Die Region sei aber kein Fischereigebiet und die Kontaminierung stelle keine unmittelbare Bedrohung für die Gesundheit von Menschen dar. Auch Experten der Internationalen Atomenergiebehörde erklärten, der Ozean würde die meiste Kontamination schnell verdünnen.
17.15 Uhr: Konzentration von radioaktivem Jod in Deutschand sinkt wieder
In Deutschland ist die Konzentration von radioaktiven Jodpartikeln aus Japan in der Luft wieder leicht gesunken. Messungen an der Station Schauinsland bei Freiburg ergaben nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) vom Sonntag einen vorläufigen Wert von 300 Mikrobecquerel je Kubikmeter Luft. Am Samstag waren laut abgeschlossener Auswertung noch 530 Mikrobecquerel nachgewiesen worden. Die Dosis sei so gering, dass es keine gesundheitlichen Bedenken gebe, betonte das BfS.
16.37 Uhr: Geringe radioaktive Spuren in China entdeckt
Nach der Atomkatastrophe in Japan sind geringe radioaktive Spuren auch in Chinas Nordosten entdeckt worden. Die Luftwerte von Jod 131 in der Provinz Heilongjiang lägen aber "unter einem hunderttausendstel des jährlich zulässigen Grenzwertes" und seien nicht gefährlich, berichtete die chinesische Behörde für die Koordinierung im nuklearen Notfall am Sonntag nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.
Wegen der minimalen Messwerte gebe es keine Bedrohung der öffentliche Gesundheit, betonte die nationale Gesundheitsbehörde (CDC). Die chinesischen Behörden beobachteten, inwieweit das Reaktorunglück in Fukushima auch China betreffe. Die Regierung in Peking werde die Informationen "zeitnah" veröffentlichen. Nach dem Reaktorunglück hatten schon Gerüchte, dass jodiertes Salz gegen radioaktive Strahlung helfen soll, zu einem Ansturm auf Geschäfte in China geführt, so dass Salz vielerorts nicht mehr zu bekommen war.
14.53 Uhr: Trittin fordert deutsche Hilfe für Japan
Nach den rapide gestiegenen Strahlenwerten im havarierten japanischen Kraftwerk Fukushima fordern die Grünen internationale Hilfe für Japan. "Die internationale Gemeinschaft, auch Deutschland, ist aufgerufen, der japanischen Regierung jede erdenkliche technische Hilfe anzubieten, um die Gefahren der atomaren Verseuchung einzudämmen", verlangte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin am Sonntag in Berlin. Die millionenfach erhöhten Radioaktivitätswerte im Reaktorwasser machten klar, dass alle bisherigen Beschwichtigungsversuche der Betreiberfirma Tepco falsch und fahrlässig gewesen und der Kontrollverlust total sei, erklärte Trittin.
Als zynisch wertete er vor diesem Hintergrund die Ankündigungen der deutschen Atomwirtschaft, gegen die vorübergehende Abschaltung der ältesten Atomkraftwerke hierzulande zu klagen. Diese maroden Anlagen gehörten nicht für nur drei Monate vom Netz, sondern endgültig, entschädigungsfrei und ohne, dass ihre Restlaufzeiten auf andere Anlagen übertragen werden können, sagte Trittin.
14.50 Uhr: Winde tragen Radioaktivität aufs Meer hinaus
Westwinde über Japan tragen zwar auch in den kommenden Tagen einen Großteil der radioaktiven Partikel von den Unglücksreaktoren in Fukushima auf das Meer hinaus - wie lange dies so bleibt, ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach vom Sonntag aber ungewiss. Denn spätestens am Dienstag dreht der Wind auf Nord. Dann könnte sich die Strahlenwolke auch an der Küstenregion ausbreiten. Tokio, das im Südosten des Landes liegt, soll nach Einschätzung des DWD verschont bleiben. Unterdessen herrschen in der Region um Fukushima weiter winterliche Temperaturen mit Werten um Null Grad am Tag und Nachtfrost.
14.38 Uhr: Verwirrung um Strahlenbelastung
Der japanische Atomkonzern Tepco stellte am Sonntag seine eigenen Angaben zu Ursache und Stärke der Radioaktivität in Block 2 des Kraftwerks Fukushima infrage. Das berichteten die Nachrichtenagenturen Kyodo und Jiji. Laut Tepco seien womöglich andere radioaktive Substanzen als das bisher gemeldete Jod-134 im Wasser im Turbinenhaus enthalten. Zudem habe es bei der Berechnung der Zahlenwerte womöglich Fehler gegeben. Nach den bisherigen Angaben war die Radioaktivität in dem Wasser etwa zehn Millionen Mal höher gewesen als normalerweise. Daraufhin hatten Arbeiter das Feld räumen müssen. Nähere Angaben machte das Unternehmen zunächst nicht.
14.12 Uhr: Hunderte Japaner demonstrieren gegen Atomkraft
Angesichts der Katastrophe in Fukushima haben hunderte Japaner für ein Ende der Atomkraft demonstriert. In der Hauptstadt Tokio und in Nagoya im Zentrum des Landes versammelten sich am Sonntag jeweils rund 300 Demonstranten. "Wir brauchen keine Kernkraft", skandierten die Protestteilnehmer in Tokio, die auch am Sitz des für Fukushima verantwortlichen Energiekonzerns Tepco vorbeimarschierten. Einige Protestteilnehmer trugen Gasmasken.
In Nagoya wandten sich die Protestteilnehmer in Sprechchören lautstark gegen "ein zweites Fukushima". Insbesondere forderten sie die Stilllegung des etwa 120 Kilometer entfernten Atommeilers Hamaoka in einem Erdbebengebiet an der Südküste der Insel Honshu. Mit herzförmigen Luftballons zogen auch sie vor das Gebäude eines Energieversorgers.
"Ich möchte selbst über mein Leben bestimmen können und nachfolgenden Generationen keine Giftstoffe hinterlassen", sagte die 63 Jahre alte Shigeko Furumichi. Der 36-jährige Student Kenjirou Goto fügte hinzu, die in Fukushima austretende radioaktive Strahlung verursache "enorme Schäden für die Landwirtschaft". Der aus Tokio angereiste Atsuchi Fujuki zeigte sich "traurig und enttäuscht" angesichts der Katastrophe. "Japan hat immer gelogen, wenn es die Vorteile der Atomenergie angepriesen hat", sagte er.
13.08 Uhr: Reedereien meiden Tokio
Internationale Reedereien wollen aus Angst vor Strahlenbelastungen die Häfen von Tokio und Yokohama nicht mehr ansteuern. Wie die Zeitung New York Times berichtet, hätten mehrere große Reedereien den Frachtverkehr gestoppt oder eingeschränkt. Dagegen würden die von Fukushima weiter entfernten Häfen wie Osaka und Kobe weiterhin angelaufen.
Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd bedient die Häfen Tokio, Yokohama und Nagoya seit zehn Tagen nicht mehr, sondern leitet den Verkehr nach Kobe um. Bis jetzt betrifft das rund ein Dutzend Schiffe. Bei den meisten ist das bereits so geschehen, bei anderen geplant. Anders hat sich die Reederei Hamburg Süd entschieden, die weiterhin Tokio anläuft, das nächste Mal planmäßig am 1. April.
Chinesische Häfen verlangen laut New York Times inzwischen Strahlentests für Schiffe aus Japan. Zuvor seien an einem Schiff, das in weniger als 120 Kilometer Entfernung Fukushima passiert habe, eine erhöhte Strahlenbelastung gemessen worden. Das Schiff sei unter Quarantäne gestellt worden.
Auch im kalifornischen Hafen von Long Beach überprüfte die US-Küstenwache ein erstes Schiff aus Japan. Die Inspektion erfolgte im Hafenbecken, bevor die Erlaubnis zum Andocken erteilt wurde. Hafen-Sprecher Art Wong rechnet wegen Transportschwierigkeiten im Norden Japans mit einem Rückgang des Frachtverkehrs. "Wir erwarten Verzögerungen bei der Anlieferung von Autos und Autoteilen. Das wird uns in wenigen Wochen treffen", sagte Wong der New York Times.
12.44 Uhr: Deutsche Maschinenbauer warnen vor Atomausstieg
Die deutschen Maschinenbauer haben vor den Folgen eines schnellen Atomausstiegs gewarnt. Alternative Energien könnten Strom aus Kernenergie nicht ersetzen, sagte der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Thomas Lindner, der Zeitung Euro am Sonntag. Es nütze nichts, "wenn am Ende 80 Prozent der Atommeiler vom Netz gehen, wir keinen Wind haben und der Himmel vielleicht auch noch bedeckt ist". Dann könnten das deutsche und sogar das europäische Stromnetz zusammenbrechen. Außerdem wären energieintensive Unternehmen wie zum Beispiel kupfer-, stahl- oder aluminiumverarbeitende Betriebe bei einem weitreichenden Atomausstieg in ihrer Existenz bedroht, sagte Lindner.
Die Autokonzerne Volkswagen und Daimler sehen hingegen nach einem Bericht der Wirtschaftswoche einem solchen Szenario gelassen entgegen. Auch die Pläne der Konzerne für einen höheren Anteil von Elektroautos müssten nicht geändert werden. "Bis die Elektromobilität in vollem Umfang auf unseren Straßen vertreten ist, werden wir auch alternative Energien haben, die aus erneuerbaren Quellen stammen", hieß es demnach bei VW. Daimler verwies darauf, dass sich der Strombedarf selbst beim Einsatz von einer Million Elektroautos nur um 0,3 Prozent erhöhen würde.
Auch Strompreiserhöhungen infolge eines schnellen Ausstiegs aus der Atomkraft wären zumindest für die Autoindustrie zu verkraften, hat das Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen nach Angaben der "Wirtschaftswoche" errechnet. Die Herstellung eines 20 000-Euro-Fahrzeugs würde sich demnach um 190 Euro verteuern, wenn der Strompreis um zehn Prozent steigt. Dies bedeute aber nicht automatisch, dass Autos langfristig teurer werden oder die Gewinne der Hersteller schrumpfen. "Höhere Strompreise würden die Hersteller zwingen, die Effizienz zu steigern", sagte Ferdinand Dudenhöffer, Autor der Studie, dem Magazin.
12.34. Uhr: Grünen-Politikern Harms misstraut Sicherheitschecks für AKWs
Die Grünen-Politikerin Rebecca Harms misstraut den angekündigten Sicherheitschecks für die Atomkraftwerke und zweifelt an der Unabhängigkeit der Experten. Die aus dem Wendland stammende Fraktionschefin der Grünen im Europaparlament sagte in Hannover: "Bei der Überprüfung muss man dafür sorgen, dass nicht die alten Pappenheimer wieder die Anlagen prüfen, die sie schon immer geprüft haben und bei denen sie nie ein Problem gefunden haben." Aus Sicht der Atomkraftgegnerin gibt es nicht genügend Distanz zwischen den Aufsichtsbehörden, den AKW-Betreibern und etwa dem TÜV, der die Kontrollen in Kraftwerken durchführe. "Mit den Jahren ist eine große Nähe entstanden und die Toleranz gegenüber Schwächen in den Kraftwerken ist eindeutig. Man kennt sich zu gut." Harms kritisierte zugleich, die Bundesregierung und die Europäische Kommission wollten mit den geplanten Sicherheitschecks in erster Linie die Bürger beruhigen. "Die Aktivitäten dienen der Beschwichtigung und nicht der Sicherheit."
12.12 Uhr: Grenzwerte im Meerwasser um das 1850-fache erhöht
Das Meer vor Fukushima wird zunehmend radioaktiv mit dem Isotop Jod-131 verseucht. Am Sonntag übertraf die Strahlung den zulässigen Grenzwert bereits um das 1850-fache. Am Samstag war es noch das 1250-fache. Tepco räumte ein, dass wahrscheinlich radioaktives Wasser aus dem Atomwrack ins Meer geflossen sei. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich die Konzentration der radioaktiven Substanzen im Meer schnell verdünnt, so dass derzeit keine größere Gefahr für Mensch und Umwelt bestehe. 11.55 Uhr: Süßwasser soll in die havarierten Reaktoren gepumpt werden
Der Betreiber von Fukushima 1, Tepco, hat sich am Wochenende darauf konzentriert, mehr und mehr Süßwasser in die havarierten Reaktoren zu pumpen. Im Laufe des Sonntags sollten dafür noch stärkere Pumpen eingesetzt werden, kündigte die Reaktorsicherheitsbehörde NISA an. Süßwasser hinterlässt beim Verdampfen kein Salz, das den Fluss des Kühlwassers behindern könnte. Unter anderem sei die US-Marine mit einer großen Wasserladung nach Fukushima unterwegs. Ins Abklingbecken des vierten Reaktors, in dem abgebrannte Brennelemente gekühlt werden müssen, werde am Sonntag aber weiterhin Salzwasser geleitet, kündigte der NISA-Sprecher an. Die Kapazitäten seien begrenzt - so stand bisher für Reaktor 1 nur eine Pumpe zur Verfügung. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Dampf aus den beschädigten Reaktorgebäuden austrat.
11,19 Uhr: US-Umweltbehörde: Gemessene Werte können schwere Blutungen auslösen
Die Radioaktivität innerhalb von Reaktor zwei erreichte am Sonntag einen Wert, der tödlich sein kann. Die von Tepco im Reaktor gemessenen mehr als 1000 Millisievert pro Stunde können nach Einschätzung der US-Umweltbehörde schwere Blutungen auslösen. Nach japanischen Standards wird eine Belastung von 250 Millisievert pro Jahr noch als sicher gewertet. Tepco betonte, dass das radioaktive Jod aber eine Halbwertszeit von weniger als einer Stunde habe. Das bedeutet, dass es innerhalb eines Tages zerfällt. Am Donnerstag waren in Fukushima drei Techniker verstrahlt worden. Sie waren in einem anderen Reaktor mit Wasser in Berührung gekommen, das eine 10.000-fache Strahlung aufwies.
11.14 Uhr: UN-Atomaufsicht: Krise kann noch Monate dauern
Der Chef der International Atomic Energy Agency (IAEA) Amano sagte am Wochenende, die Krise um das AKW Fukushima I könne noch Wochen bis Monate dauern. Schließlich seien sich die Behörden noch immer nicht sicher, ob die Reaktorkerne und verbrauchten Brennstäbe mit ausreichend Wasser zum Kühlen bedeckt seien. Zumindest ein gutes Zeichen sei, dass die Stromversorgung der Anlage teilweise wiederhergestellt sei. "Aber um die Krise zu überwinden, muss mehr getan werden", sagte der Japaner. Er betonte, die Regierung nicht zu kritisieren. Die IAEA schickte in den vergangenen zwei Tagen zwei weitere Expertenteams nach Japan. Sie sollen den Behörden helfen, die Strahlung zu messen und eine mögliche Verseuchung von Lebensmitteln im Blick zu behalten.
10.40 Uhr: Mehrheit in Japan unzufrieden mit Regierungshandeln in der Atomkrise
Laut einer Umfrage der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo News sind 58.2 Prozent der befragten JapanerInnen nicht damit einverstanden, wie ihre Regierung die Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu bewältigen versucht. 39.3 Prozent äußerten ihre Zustimmung.
10.37 Uhr: Wulff soll Atom-Debatte moderieren
Der Klimaberater der Bundesregierung, Hans Joachim Schellnhuber, fordert von Bundespräsident Christian Wulff eine aktive Rolle in der Atomdebatte. "Der Bundespräsident könnte seine parteiübergreifende Autorität nutzen, um die Debatte über einen neuen Gesellschaftsvertrag anzustoßen", sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung dem Berliner Tagesspiegel vom Sonntag. Wulff solle eine breite Debatte über die zukünftige Energieversorgung in Deutschland anstoßen und moderieren.
Wulff solle die treibende Kraft werden, weil er unter anderem die nötige Distanz zum politischen Alltagsgeschäft habe. "Er kann glaubwürdig in die Rolle des ehrlichen Maklers in einem Dialog über die Zukunft unserer Gesellschaft hineinwachsen. Das wäre eine noble Aufgabe", sagte Schellnhuber.
Wulff hatte nach der Atomkatastrophe in Japan ein neues Nachdenken über die Nutzung der Kernenergie und die künftige Energieversorgung gefordert. Außerdem sprach er sich für eine stärkere internationale Atomenergiebehörde aus.
9.15 Uhr: Arbeiten am AKW werden ausgesetzt
Laut Tepco werden die Arbeiten im stark verseuchten Reaktorblock 2 wegen der erhöhten Strahlenwerte zunächst nicht fortgesetzt. Es seien auch hohe Werte an Cäsium und anderen Substanzen festgestellt worden. Es sei daher wahrscheinlich, dass die Brennstäbe beschädigt worden seien, so ein Tepco-Sprecher.
9 Uhr: Japan sorgt sich um Exporte
Japan sorgt sich nach dem Atomunfall in Fukushima um seine landwirtschaftlichen Exporte. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntag unter Berufung auf Diplomatenkreise berichtete, will Japan die Mitglieder der Welthandelsorganisation WTO bei einem informellen Treffen am Dienstag vor Überreaktionen warnen.
Aus Sorge vor Verstrahlung haben einige Länder wie Australien, Singapur oder Hongkong Importbeschränkungen für Agrarprodukte aus dem Nordosten Japans verhängt. Andere - darunter Deutschland - haben die Kontrollen bei Einfuhren verschärft.
8.30 Uhr: Formel 1 betet für Japan
Die Formel 1 hat unmittelbar vor dem ersten WM-Saisonlauf der Opfer der verheerenden Naturkatastrophe in Japan gedacht. Fahrer, Verantwortliche und Zuschauer hielten am Sonntag in Melbourne eine Schweigeminute. "Es ist gut und wichtig, dass wir das machen", sagte Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Die Autos beim Großen Preis von Australien trugen zudem einen Aufkleber mit der Aufschrift "We pray for Japan"
8 Uhr: Strahlung im Wasser dramatisch gestiegen
Der Kraftwerksbetreiber Tepco misst im Reaktor Nummer zwei der Nachrichtenagentur Jiji zufolge einen drastischen Anstieg an Radioaktivität. Die Strahlung im Wasser des Reaktors sei zehn Millionen mal höher als der Normalwert, meldete die Agentur. Die Arbeiter hätten abgezogen werden müssen.
Quellen: dpa, dapd, rtr, afp, kyodo, nhk, Asahi Shimbun
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