Japan-Ticker vom 24.3.2011: 9.811 Tote
Japan beklagt inzwischen 9.811 Tote nach der verheerenden Naturkatastrophe. Mehr als 17.000 Menschen werden noch vermisst. Im Internet sollen Leichen identifiziert werden.
23.50 Uhr: 9.811 Menschen sterben nach Naturkatastrophe
Die japanische Regierung hat den im Erdbeben und Tsunami entstandenen Schaden an Gebäuden und Straßen auf rund 200 Milliarden Euro geschätzt. Der Schaden belaufe sich voraussichtlich auf 16 bis 25 Billionen Yen (193,3 bis 217,7 Milliarden Euro), teilte die Regierung nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo vom Freitag (Ortszeit) mit.
Die Naturkastrophe hat nach jüngsten offiziellen Zahlen mindestens 9.811 Menschen das Leben gekostet. 17.451 werden noch vermisst. In der Präfektur Miyagi veröffentlichte die Polizei Informationen zu mehr als 2.000 Leichen im Internet mit der Bitte, bei der Identifizierung zu helfen. Dazu gehören Angaben zur Kleidung oder zur Körpergröße.
In den Präfekturen Miyagi und Iwate begannen die Behörden damit, Leichen ohne die in Japan übliche Einäscherung beizusetzen, weil die Krematorien überlastet sind. In der Ortschaft Higashimatsushima in der Präfektur Miyagi wurden nahezu 100 Tote ohne Einäscherung beerdigt.
22.53 Uhr: Verstrahltes Gemüse in Tokio
Erstmals ist auch bei Gemüse aus Tokio Strahlung oberhalb des zulässigen Grenzwerts festgestellt worden. In einer Kohl-Pflanze aus dem Stadtteil Edogawa sei zu viel radioaktives Cäsium enthalten gewesen, teilte das japanische Gesundheitsministerium am Freitagmorgen (Ortszeit) mit. Laut der Nachrichtenagentur Kyodo hatte die Probe eine Strahlung von 890 Becquerel - erlaubt sind 500.
Die Pflanze stammte aus einer wissenschaftlichen Zucht und war nicht für den Verkauf bestimmt. Von Strahlung in dieser Höhe gehe auch dann keine Gefahr aus, wenn die Pflanze verzehrt werde, betonte das Ministerium.
22.13 Uhr: EU will Lebensmittel aus Japan kontrollieren
Lebensmittel aus Japan dürfen nach dem Atomunglück in Fukushima nicht mehr ohne weiteres in die Europäische Union gebracht werden. Deutschland und die 26 anderen EU-Mitgliedstaaten verständigten sich am Donnerstag auf neue strenge Regeln. Sie sehen Zwangskontrollen für Lebensmittel aus zwölf Präfekturen vor. Die Tests auf Radioaktivität müssen bereits in Japan selbst erfolgen. Über das Ergebnis wird eine schriftliche Erklärung verlangt.
In Europa soll es zudem stichprobenartig weitere Untersuchungen geben. Von Lebensmitteln aus den anderen 35 Präfekturen des Inselstaats wird ebenfalls ein Teil in den EU-Mitgliedstaaten kontrolliert. Nicht betroffen sind nur Produkte, die bereits vor dem 11. März hergestellt wurden.
Die neuen Regeln sollen bereits an diesem Wochenende im EU-Amtsblatt veröffentlicht werden und in Kraft treten. Die EU-Kommission betonte, dass es derzeit keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Verbraucher gebe. Die verschärften Kontrollen seien eine Vorsichtsmaßnahme. Zudem werde vergleichsweise wenig Nahrung aus Japan nach Europa exportiert.
21.50 Uhr: Japan-Desaster verteuert Industrieversicherungen
Industriekonzerne weltweit müssen zum ersten Mal seit Jahren wieder deutlich mehr für Versicherungsschutz gegen Naturkatastrophen zahlen. "Der Versicherungsmarkt für Naturkatastrophen ist global, und die Ereignisse in Japan haben weltweite Auswirkungen", sagte Axel Theis, Chef des Industrieversicherers Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) der Financial Times Deutschland.
Unternehmen sichern sich gegen Schäden an Fabriken und Maschinen ab, vor allem aber gegen die Verluste aus Betriebsunterbrechungen, die eine Naturkatastrophe mit sich bringt. "Wir rechnen mit beträchtlichen Schäden in Japan und in anderen Ländern, in denen Unternehmen nicht produzieren können", sagte Theis.
Bislang könne die Allianz den Schaden noch nicht beziffern. Für die AGCS betrage die Belastung maximal 65 Millionen Euro. Das Unternehmen kommt in Japan auf Prämieneinnahmen von rund 70 Millionen Euro im Jahr. Davon stammen Theis zufolge rund ein Viertel von deutschen Konzernen, die in Japan tätig sind.
21.30 Uhr: Auswirkungen auf deutsche Metall- und Elektroindustrie
Die deutsche Metall- und Elektroindustrie erwägt die Nutzung von Kurzarbeit, um die Auswirkungen der Krise in Japan auf die Branche zu dämpfen. Je besser die Betriebe "ihre Kapazitäten an unvorhergesehene Schwankungen der Produktionsabläufe anpassen können, umso besser werden sie auch mögliche Auswirkungen des Unglücks in Japan meistern", sagte die Hauptgeschäftsführerin des Industrieverbandes Gesamtmetall, Gabriele Sons, der Zeitung Die Welt. Die Instrumente dafür reichten Sons zufolge von Arbeitszeitkonten über tarifvertragliche Regelungen bis hin zur gesetzlichen Kurzarbeit.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Katastrophe in Japan für die Metall- und Elektroindustrie ließen sich derzeit jedoch kaum voraussagen, sagt Sons der Zeitung. Zwar entfielen im Außenhandel der Metall- und Elektroindustrie auf Japan im vergangenen Jahr gerade 1,4 Prozent der deutschen Ausfuhren und 4,7 Prozent der Einfuhren. Doch seien auch in Produkten, die Betriebe aus anderen Ländern beziehen, japanische Vorleistungen enthalten.
21.00 Uhr: AKW-Betreiber in den USA melden nicht alle Mängel
Die Betreiber amerikanischer Kernkraftwerke melden offenbar nur einen Teil der technischen Mängel in ihren Anlagen, bei denen möglicherweise ein Sicherheitsrisiko besteht. Das geht aus einem Bericht des Generalinspekteurs der US-Atomregulierungkommission (NRC) hervor, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.
In mindestens 24 Fällen zwischen Dezember 2009 und September 2010 seien mögliche technische Mängel zwar entdeckt, aber nicht an die NRC gemeldet worden, heißt es in dem Bericht.
20.00 Uhr: Westerwelle verteidigt Atomschwenk
Zum Endspurt im baden-württembergischen Landtagswahlkampf hat FDP-Chef Guido Westerwelle den Schwenk der Bundesregierung in der Frage der Atomlaufzeiten nach der Atomkatastrophe von Japan erneut verteidigt. Jeder denke nach, wenn man eine so schreckliche Katastrophe wie in Japan sehe, sagte der Bundesaußenminister am Donnerstagabend in Stuttgart. Man hätte vielmehr kritisieren müssen, wenn man einfach zur Tagesordnung übergegangen wäre.
Den Wirbel um angebliche Äußerungen von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) über einen Zusammenhang zwischen der Atomwende und den anstehenden Landtagswahlen bei Gesprächen beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) wollte Westerwelle nicht weiter kommentieren. Er sagte lediglich, der BDI habe die Sache längst dementiert. Es mache keinen Sinn, noch weiter darauf herumzureiten.
19.30 Uhr: US-Atombehörde startet Sicherheitsüberprüfung
Zwei Wochen nach dem Beginn der Atomkatastrophe in Japan haben die USA mit der umfassenden Sicherheitsüberprüfung ihrer Kernkraftwerke begonnen. Eine spezielle Einsatzgruppe werde in den kommenden Monaten ermitteln, welche kurz- und langfristigen Lehren aus den Geschehnissen in Fukushima gezogen werden müssten, teilte die US-Atomregulierungsbehörde NRC in Rockville (Maryland) mit. Bereits in 30 Tagen sollen erste Ergebnisse vorgelegt werden.
US-Präsident Barack Obama hatte die Prüfung angesichts der Nuklearkatastrophe in Japan angeordnet. Die US-Kraftwerke seien zwar in der Vergangenheit immer wieder "intensiv geprüft" und für sicher befunden worden, die US-Regierung habe jedoch eine Verpflichtung, aus den Vorgängen in Japan zu lernen.
18.45 Uhr: Russland fordert strengere Regeln
Russland hat angesichts des Reaktorunglücks in Japan strengere und international einheitliche Regeln für Atomkraftwerke (AKW) gefordert. Kremlchef Dmitri Medwedew rief in Moskau zu weltweiten Beschränkungen für den AKW-Bau in Erdbebengebieten auf. Das Unglück in Fukushima zeige, dass solche zusätzlichen Anforderungen nötig seien, sagte Medwedew in einer am Donnerstag veröffentlichen Videobotschaft. Außerdem verlangte er weitere Vollmachten etwa für die Internationale Atomenergiebehörde IAEA. Es müsse garantiert werden, dass alle Kernkraftwerke unter gleichen Bedingungen arbeiteten, sagte Medwedew.
18.00 Uhr: Radioaktiv belastetes Wasser in Tokio
In mehreren Wasser-Aufbereitungsanlagen außerhalb von Tokio hat die radioaktive Belastung des Wassers einen für Säuglinge bedenklichen Wert erreicht. Das berichten örtliche Behörden am frühen Freitagmorgen (Ortszeit Japan). In der Stadt Hitachi in der Präfektur Ibarkai wurden im Wasser Spuren von radioaktivem Jod gefunden, die zweimal höher lagen als die festgeschriebene Höchstgrenze für Säuglinge. Die Präfektur grenzt im Norden an die Präfektur Fukushima.
16:52 Uhr: Radioaktives Gemüse aus Japan in Singapur entdeckt
In Singapur sind in Proben von Gemüse aus Japan Spuren von Radioaktivität entdeckt worden. Wie die Nahrungsmittelbehörde des Stadtstaates am Donnerstag mitteilte, wurde Radioaktivität in vier Proben von Gemüse nachgewiesen, darunter in Petersilie und Rapspflanzen. Auch in japanischem Senf wurden Spuren gefunden. Die Nahrungsmittel wurden demnach aus den Präfekturen Tochigi und Ibaraki sowie aus Chiba und Ehime importiert, wobei diese beiden Präfekturen in einiger Entfernung von dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima I liegen.
Singapur weitete wegen der Funde seinen Importstopp für japanische Waren auf Lieferungen aus den Präfekturen Chiba und Ehime aus. Die Behörde gab aber hinsichtlich möglicher Schäden für die Gesundheit der Menschen Entwarnung. Ein Erwachsener müsste demnach dreieinhalb Kilo des belasteten Gemüses essen, bevor es diesbezüglich Probleme gebe.
16.38 Uhr: Anti-Atom-Demos in ganz Deutschland
Mehrere zehntausend Menschen werden an diesem Samstag zu einer Anti-Atom-Demo in Köln erwartet. Die Veranstalter haben bei der Polizei bis zu 60.000 Teilnehmer angemeldet. "Wir gehen von einem friedlichen Protest aus", sagte eine Polizeisprecherin. Außer in Köln finden am Samstag auch in Berlin, Hamburg und München große Anti-Atom-Demos statt. Das Motto lautet: "Fukushima mahnt: Alle AKWs abschalten!" Aufgerufen zu der Demo hat ein Bündnis aus verschiedenen Umwelt- und Anti-Atom-Initiativen. Unterstützt werden die Proteste auch von Gewerkschaften und Parteien.
16.11 Uhr: Türkei verzichtet nicht auf Bau des ersten AKWs
Trotz der Nuklearkatastrophe in Japan will die Türkei bald mit dem Bau eines ersten Atomkraftwerks in Akkuyu im Süden des Landes beginnen. Nur 250 Kilometer von Akkuyu entfernt gab es 1998 ein Erdbeben mit mehr als 140 Toten. Seismologen sehen sogar die Möglichkeit eines Tsunamis, sollte es zu einem Erdbeben kommen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur afp.
16.02 Uhr: Finanzierung der Katastrophenkosten
Die japanische Regierung stellt sich bei der Finanzierung der Katastrophenkosten auf eine heikle Mission ein. Das ohnehin hoch verschuldete Land dürfe das Vertrauen der Finanzmärkte nicht aufs Spiel setzen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich bin mir sehr bewusst, dass es ein schwieriger Balanceakt wird - zwischen dem Erhalt des Vertrauens in japanische Staatsanleihen und der Beschaffung der notwendigen Mittel."
Das Jahrhundertbeben und der verheerende Tsunami mit mindestens 26.000 Toten und Vermissten haben der Regierung zufolge bislang Schäden von umgerechnet bis zu 220 Milliarden Euro verursacht. Es ist damit mit Abstand die teuerste Naturkatastrophe aller Zeiten. Folgeschäden wie die Stromausfälle oder die Atomkatastrophe sind in dieser Schätzung noch nicht einmal berücksichtigt.
14.57 Uhr: Strahlenbelastung im Meer steigt weiter
Die Strahlenbelastung im Meer nahe Fukushima I steigt weiter. Wie der Stromkonzern Tepco mitteilte, wurden im Meer in der Nähe der Abflussrohre der Reaktorblöcke 1 bis 4 etwa um das 150-fach erhöhte Werte von radioaktivem Jod-131 gemessen. Dies sei die höchste Belastung, die bis jetzt im Meer gemessen wurde, hieß es. Die Werte bedeuteten aber weiter keine Gefahr für die menschliche Gesundheit. Dennoch müssten sie weiter beobachtet werden, sagte ein Tepco-Sprecher nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo.
14.52 Uhr: Angst vor verstrahlten Lebensmitteln
Aus Angst vor kontaminierten Lebensmitteln in Folge des Atomunfalls in Japan verhängen immer mehr Länder Importbeschränkungen für japanische Produkte. Nachdem die USA Beschränkungen beschlossen hatten, stoppten am Donnerstag unter anderem auch Russland und Australien nach Behördenangaben den Import aus vier Regionen. Wegen möglicher radioaktiver Belastung seien der Verkauf und die Verarbeitung von Nahrungsmitteln aus Regionen um das beschädigte Akw verboten worden, erklärte die russische Verbraucherschutzbehörde in Moskau. An der Grenze werde die Einfuhr ohne Strahlen-Tests gestoppt. Auch Australien beschloss ein Einfuhrverbot für Nahrungsmittel aus der Akw-Region. Singapur und die Philippinen verhängten ebenfalls Importverbote, Kanada kündigte schärfere Kontrollen an.
14.46 Uhr: Wasser aus Südkorea
Japan fragt in Flaschen abgefülltes Wasser aus Südkorea nach. Da im Leitungswasser in Japan teilweise zu hohe radioaktive Werte nachgewiesen wurden, wird das Wasser aus Plastikflaschen knapp. Dies berichtet der Nachrichtensender NHK.
14.38 Uhr: Temperatur gesunken
Das japanische Verteidungsministerium sagt, dass die Temperatur bei vier der Reaktoren des AKW Fukushima I um 20 Grad gesunken sei. Die japanische Regierung benutze Hubschrauber, um diese Messungen vorzunehmen. Dies berichtet der Nachrichtensender NHK.
14.17 Uhr: Strahlentests für deutsche Japan-Heimkehrer
Nach dem Atomunglück in Japan hat das Bundesamt für Strahlenschutz 94 Tests auf Radioaktivität registriet, die Heimkehrer in Deutschland machen ließen. Dabei wurden bei einem Drittel der Untersuchten geringfügige Mengen von Jod -131 und Tellur-/Jod-132 festgestellt. "Alle sind weit entfernt von gesundheitlichen Risiken", erklärte der Präsident des Bundesamtes, Wolfram König, am Donnerstag in der Außenstelle der Behörde in Berlin-Karlshost. Dort ließen sich bereits zwölf Rückkehrer kostenlos testen. Bundesweit gibt es 20 Messstellen verschiedener Träger. So bieten zum Beispiel auch die Universitäten Köln, Tübingen und Hamburg Untersuchungen an.
14.02 Uhr: Spende aus Nordkorea
Der Nachrichtensender NHK berichtet, dass das Rote Kreuz Nordkorea 100.000 Dollar für die Opfer des Erdbebens in Japan gespendet und sein Mitgefühl ausgesprochen hat. Gleichzeitig habe oberster Machthaber Kim Jong-il 500.000 Dollar für die Koreaner, die in Japann leben und von der Katastrophe betroffen sind, zur Verfügung gestellt.
13.21 Uhr: Stillgelegte Reaktoren bleiben ausgeschaltet
In Japan haben wegen der Atomkatastrophe von Fukushima zwei AKW-Betreiber Verzögerungen bei der Inbetriebnahme stillgelegter Reaktoren angekündigt. Kyushu Electric Power will zwei stillgelegte Meiler vorerst nicht wieder ans Netz nehmen. "Wir haben diese Entscheidung unabhängig gefällt, weil sich die Situation in Fukushima noch nicht stabilisiert hat", sagte ein Firmensprecher der Nachrichtenagentur Reuters.
Zudem sei sich die Firma darüber im Klaren, dass die Regierung die Sicherheitsstandards womöglich anhebt. Kyushu hatte im Dezember und dann im Januar jeweils einen seiner Reaktoren wegen routinemäßiger Wartungsarbeiten vom Netz genommen. Eigentlich sollten die beiden Meiler bis Anfang April wieder hochgefahren werden. Einen neuen Zeitplan für den Wiederbetrieb nannte die Firma nicht. Der Energiekonzern hat noch zwei weitere Reaktoren, die normal laufen.
13.08 Uhr: Erhöhte radioaktive Messwerte im Meerwasser
Erneut wurden im Meerwasser in der Umgebung des AKW Fukushima I erhöhte radioaktive Werte gemessen. Ein Sprecher des AKW schloss nicht aus, dass diese noch steigen könnte. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Auch Japans Wissenschaftsminister bestätigte, dass das Niveau der gemessenen radioaktiven Substanzen, die im Meer gemessen wurden, zwei Mal höher sind als die festgelegten Grenzwerte.
12.48 Uhr: Russland fordert strengere Regeln für AKWs
Russland hat angesichts des Reaktorunglücks in Japan strengere und international einheitliche Regeln für Atomkraftwerke (AKW) gefordert. Kremlchef Dmitri Medwedew rief in Moskau zu weltweiten Beschränkungen für den AKW-Bau in Erdbebengebieten auf. Das Unglück in Fukushima zeige, dass solche zusätzlichen Anforderungen nötig seien, sagte Medwedew in einer Videobotschaft. Außerdem verlangte er weitere Vollmachten etwa für die Internationale Atomenergiebehörde IAEA. Es müsse garantiert werden, dass alle Kernkraftwerke unter gleichen Bedingungen arbeiteten, sagte Medwedew.
12.35 Uhr: Mehr als 26.000 Tote und Vermisste
Knapp zwei Wochen nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe ist die Zahl der Toten und Vermissten auf mehr als 26.000 gestiegen. Bislang seien 9737 Todesopfer bestätigt worden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. 16.423 Menschen wurden noch vermisst. Verletzt wurden durch das Beben und die Flutwellen 2777 Menschen. Es wurde befürchtet, dass die Opferzahl weiter steigt.
12.10 Uhr: Suche nach Vermissten in Fukushima
Helfer haben in der Gegend um das Atomkraftwerk in Fukushima bisher kaum nach Vermissten suchen können. Die nukleare Gefahr behindere die Suche nach Erdbeben- und Tsunamiopfern, sagte ein Retter am Donnerstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo. Mitglieder der Armee berichteten, es sei schwierig, Orte innerhalb der Evakuierungszone um das AKW zu betreten. Die Armee habe bei der Evakuierung der Zone helfen müssen, statt nach Vermissten zu suchen.
12.06 Uhr: Schiffsladung aus Japan mit erhöhten Werten
In Taiwan ging eine Schiffsladung mit japanischen Lebensmitteln ein, die einen erhöhten Strahlenwert aufwiesen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo.
11.59 Uhr: Betroffene müssen möglicherweise ihre Häuser räumen
Da die im Umkreis von 20 bis 30 Kilometern um das AKW Fukushima I lebenden Menschen Schwierigkeiten haben, sich Güter zu beschaffen, überlegt die japanische Regierung, ob es noch sinvoll ist, zu sagen, sie sollen in ihren Häusern bleiben. Man rate eher dazu, die Betroffenen längerfristig in eine andere Gegend zu verlagern, um ihren Alltag einfacher zu gestalten, sagte ein Regierungssprecher der Nachrichtenagentur Kyodo.
11.45 Uhr: Anti-Atomkraft-Buttons werden knapp
Die Anti-Atomkraft-Bewegung hat nach der Katastrophe in Japan immensen Zulauf, als Folge wird allerdings ihr Werbematerial knapp. Aufkleber, Fahnen oder Buttons mit der roten, lachenden Sonne, dem Symbol der Bewegung - bis zu 800 Bestellungen pro Tag gingen in den vergangenen zwei Wochen bei der Initiative "ausgestrahlt" ein. "Eigentlich sind es um die 10 bis 20, vor Großdemos vielleicht 200", sagte Sprecher Jochen Stay der Nachrichtenagentur dpa. Im Moment müssten die Artikel bei den Herstellern erst nachgeordert werden.
Auf der Homepage von "ausgestrahlt" heißt es, Material, das jetzt bestellt werde, könne nicht mehr rechtzeitig zu den geplanten Großdemonstrationen an diesem Wochenende verschickt werden. "Wir bemühen uns aber sehr", versicherte Stay.
11.36 Uhr: Kurzarbeit in Deutschland wegen Krise in Japan befürchtet
Mehrere deutsche Firmen befürchteten Kurzarbeit wegen der Japan-Krise. Sie sagen, dass sie wegen Lieferengpässen in einigen Wochen möglicherweise ihre Produktion zurückfahren müssten, teilte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mit. Sie bestätigte damit einen Bericht der Süddeutschen Zeitung. Anträge auf Kurzarbeit wegen der Japan-Krise lägen der Bundesagentur bislang nicht vor, Anfragen kämen aus dem Automobilbereich.
Zu den besorgten Unternehmen gehöre beispielsweise ein deutscher Baggerhersteller, hieß es bei der Bundesagentur. Die Baufahrzeuge würden mit japanischen Motoren betrieben; auch andere Bauteile stammten aus Japan. Große deutsche Autobauer rechnen wegen der Krise in Japan derzeit jedoch nicht mit Kurzarbeit in deutschen Werken. Das ergab eine dpa-Umfrag.
11.23 Uhr: "Wir sind noch auf der Intensivstation"
Aus den verunglückten Reaktoren in Japan sind nach Einschätzung des Nuklearexperten Michael Sailer erst Bruchteile der Radioaktivität freigesetzt worden. Wenn es nicht gelinge, die Kühlung der Reaktoren und der Brennelementelager stabil hinzubekommen, werde die Belastung stetig wachsen, sagte Sailer der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. Die Lage sei noch immer bedrohlich: "Wir sind noch auf der Intensivstation." Sailer ist Geschäftsführer des Öko-Instituts und Mitglied der Reaktorsicherheitskommission, der studierte Chemiker beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Nukleartechnik.
10.15 Uhr: Verletzte Arbeiter Beta-Strahlung ausgesetzt
Zwei der drei Arbeiter, die bei Arbeiten an Reaktor 3 verstrahlt wurden, haben Verletzungen an den Füßen, so die japanische Atomsicherheitsbehörde (NISA). Sie zogen sich die Verletzungen zu, als sie während ihrer Arbeit mit den Füßen im Wasser standen. Laut Diagnose der Ärzte haben sie Verbrennungen aufgrund von Beta-Strahlung. Die Art der Verletzung der Arbeit wird durch einen direkten Kontakt mit Beta-Strahlung verursacht. Nach Angaben des Betreibers Tepco sagte, radioaktiv verseuchtes Wasser könnte durch die Schutzkleidung der Arbeit gedrungen sein.
9.45 Uhr: Russland stoppt Lebensmittelimporte
Russland hat die Einfuhr von Lebensmitteln aus vier japanischen Regionen gestoppt. Wegen möglicher radioaktiver Belastung seien der Verkauf und die Verarbeitung von Nahrungsmitteln, die nach dem 11. März aus den Regionen Fukushima, Ibaraki, Tochigi und Gunma importiert worden seien, verboten worden, sagte der Leiter der Verbraucherschutzbehörde in Moskau, Gennadi Onischtschenko, am Donnerstag. An der Grenze werde die Einfuhr ohne Tests auf mögliche Strahlenbelastung gestoppt.
9.30 Uhr: Nachbeben in Nord-Japan
Der TV-Sender NHK meldet ein weiteres Nachbeben in Nord-Japan. Die Stärke des Erdstoßes wird vorläufig mit 6,1 angegeben. Das Zentrum lag etwa 150 Kilometer nordöstlich der Hafenstadt Sendai, berichtete die US-Erdbebenwarte.
9.15 Uhr: Toyota will wieder produzieren
Toyota hat angekündigt, seine wegen des Erdbebens teilweise gestoppte Produktion in Japan am Montag wieder hochzufahren. Das Unternehmen teilte mit, ab Montag sollten an zwei Standorten wieder die Modelle Prius und Lexus HS 250h und Lexus CT 200h hergestellt werden. Durch die Katastrophe hinkt die Toyota-Produktion um rund 140.000 Fahrzeuge hinter den Plänen her. Der Autohersteller Honda erklärte, er werde erst wieder vom 3. April an wieder die volle Produktion erreichen.
7.19 Uhr: Drei Arbeiter gefährlich verstrahlt
Drei Arbeiter haben eine außerordentlich hohe Strahlendosis abbekommen. Sie seien 170 bis 180 Milisievert ausgesetzt gewesen, sagte Hidehiko Nishiyama von der japanischen Atomsicherheitsbehörde (NISA). Die drei Arbeiter seien radioaktiven Elementen ausgesetzt gewesen, als sie Stromkabel verlegt hätten. Zwei von ihnen seien mit Verbrennungen an den Beinen ins Krankenhaus gebracht worden. Sie hatten an Reaktor 3 gearbeitet. Für die Arbeiter in den Reaktorblöcken war zuvor ein maximaler Strahlengrenzwert von 150 Millisievert festgelegt worden.
Quellen: dpa, dapd, rtr, afp, kyodo
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