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Jana J. Bach schaut sich in Berlins Galerien um

Ist das Arnie? – Fragen die Besucher ein ums andere Mal in der Galerie NOME. Der ägyptische Künstler Khaled Hafez bringt in seinen Collagen einen stream of consciousness auf Leinwand. Die Welten von „Realms of Hyperreal“, darunter sechs Bilder, zwei Videos und eine Installation, liegen irgendwo zwischen Dada, Okzident und orientalischer Mystik. Da fliegen ausgeschnittene Ikonen wie Lara Stone oder Susan Sarandon mit angemalten Engelsflügeln um gigantisch anthropomorphe Wesen. Der Bodybuilder, nackter Torso, schakalköpfig, ist hier die Inkarnation der Gottheit Anubis und Batmans. So einen könne Ägypten gebrauchen, nickt Hafez, „ein Beschützer vor dem Bösen.“ (bis 20. 4., Di.–Sa. 15–19 Uhr, Glogauerstr. 17).

Politisch ist auch die erste Soloschau des AmerikanersAlexander Carver bei Kraupa-Tuskany Zeidler.Dabei muten die Palmen in Yves-Klein-Blau zunächst eher bukolisch an. Zusammen liefern die elf Großformate allerdings ein ausgeklügelt perverses System. Für „Cell“ hat Carver ein sich selbsttragendes, auf Energiesuffizienz und Profit ausgerichtetes Privatgefängnis entworfen. Ein hypothetischer Wahnsinn, der auf der realen Charta von „Core Civic“ basiert. Der Gefängnisbetreiber gilt als führend in einer in Verruf geratenen US-Branche, die unter Trump wieder im Aufwind ist. In Carvers „feedback-loop“ speisen die beiden biologischen Ressourcen sich gegenseitig, eine Bananenplantage und die Insassen. Das Abwasser aus den Toiletten wird auf die Felder geleitet. Das ganze Ausmaß zeigt sich erst im Detail, in „Plant Food: Not a Metaphor“ lassen sich unter einer Staude abgetrennte Leichenteile ausmachen (bis 14. 4., Di–Sa 11–18 Uhr, Kohlfurterstr. 41/43).

Zur Biomasse auf der Erde zählen auch die Bewohner des Meeres. Aktuell bevölkert die daadgaleriediverses maritimes Getier. Gleich so wie in Jeffrey YangsLyrikband, der den Anstoß zur Schau „Aquaria“ gab: Da schwimmt der Abalone-Fisch durch „Google – ein Bewusstseinsmeer“. Die zehn ausstellenden Künstler folgen Yangs humoristisch-poetischem Ansatz. Die Fotoserie „Dear Bill Gates“ etwa dokumentiert die Annäherung Allan Sekulasan das Anwesen des Microsoft-Gründers am Lake Washington mit einem Boot – bis kurz vor Anschlag der Wassersensoren. Und Agniesz­ka Brzeżańskas Video hat, obwohl eine Plastiktüte auf und ab schwebt, meditativen Charakter. Ein Blick in die Meerestiefen wirft in Zeiten des Klimawandels kaum ein Glanzlicht auf den Menschen und sein Wirken. Wie schön, wenn nicht einmal die Spur von ihm zu sehen ist, wie im Film von Aurélien Froment, der die Bewegungen einer Qualle einfängt (bis 31. 3., Di.–So. 12–19 Uhr, Oranienstr. 161).

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