Jan Simak, Neuzugang beim FC St. Pauli : Läuft nicht rund
JAN SIMAK, 28, so dribbel- wie passstark, floh 2004 vor dem deutschen Zweitliga-Druck nach Prag. FOTO: DPA
Jan Simak kommt zu St. Pauli. Eine Nachricht wie eine Koffeintablette für den in Langeweile erstarrten Hamburger Mercado. Der Dino HSV liegt träge in der Sommersonne und balgt sich nur ab und zu mit den Nachbarn aus Bremen um ein kleines brasilianisches Bonbon. Gut, dass wenigstens der kleine FC St. Pauli seinem Ruf als abgedreht gerecht wird und an einem Transfer bastelt, der so nur am Millerntor funktionieren könnte. Der Plan ist verrückt: als Aufsteiger in die Zweite Liga den Spielmacher des Tschechischen Meisters verpflichten zu wollen.
Am irrsten ist der Spieler selbst. Jan Simak ist ein Ausnahmefußballer, eine offensive Dribbel-Pass-Schuss-Allzweckwaffe. An guten Tagen. Und die sind selten. Denn Simak ist in den Füßen Bernd Schuster. Im Kopf aber eher Sebastian Deisler: zu labil für den Profisport. Zu infantil, zu undiszipliniert.
Der Höhepunkt seiner Karriere liegt schon über fünf Jahre zurück. In der Saison 2001/2002 führte er seinen damaligen Verein Hannover 96 fast im Alleingang zurück in die Bundesliga. 18 Tore erzielte er selbst, 19 weitere bereitete er vor.
Nicht nur in Niedersachsen wurde Simak als neuer Star gefeiert. Bei Bayer Leverkusen hielten sie ihn, der Füße wegen, für den neuen Bernd Schuster. Und überwiesen 6,5 Millionen Euro nach Hannover. Doch Simak brach unter dem Druck zusammen, den zu den Bayern abgewanderten Michael Ballack ersetzen zu müssen. Er wurde zurück nach Hannover verliehen. Doch Simak funktionierte auch dort nicht mehr. Er litt unter Depressionen, war alkoholkrank, ausgebrannt und ging schließlich mit der Diagnose „Erschöpfungssyndrom“ zurück in seine Heimat.
Bei Sparta Prag entzog sich der heute 28-Jährige, dessen Lebensinhalte lange „Geld, Saufen und Spaß“ lauteten, erst dem Bundesligastress dann mehrere Monate dem Alkohol. Heute läuft er wieder. Manchmal sogar rund. Peter Neururer hat einmal gesagt: „Wenn Jan Simak gesund ist, dann ist er für jeden Bundesligisten ein Thema.“ Ganz gesund ist Simak wahrscheinlich immer noch nicht. Aber St. Pauli spielt ja auch nur in der Zweiten Liga. LUCAS VOGELSANG