Jan-Peter und Hannes Peckolt, Segelhoffnungen : Zehn Kilo weniger im Wind
Segeln ist anstrengend, segeln tut weh, aber wenigstens satt essen konnte man sich. Damit ist es nun vorbei. Das hat etwas mit den Windverhältnissen von Qingdao zu tun. Dort werden die Segelwettbewerbe der olympischen Spiele von Peking ausgetragen. In Qingdao gibt es vieles: Nebel, Seegras und Dschunken, nur keinen Wind. Oder nur selten. Und wenn, dann ist er leicht.
„Bei leichtem Wind wiegt das Gewicht schwer“, sagt Jan-Peter Peckolt, 27 Jahre alt, 14 Monate älter als sein Bruder Hannes. Die beiden segeln bei Olympia in der spektakulären 49er-Klasse. Sie wiegen, jeder ist so etwa 180 Zentimeter groß, zusammen 140 Kilogramm und haben für Qingdao zusammen über zehn Kilo abgenommen.
Es passt, dass Hannes in Kiel Medizin studiert, und die Gewichtsreduktion – wenig Kohlehydrate, kein Fett, Ausdauersport, jeden Tag Wiegen – medizinisch stets unter Kontrolle hatte.
Jan-Peter studiert in Hamburg Wirtschaftsingenieurwesen, seit 2006 lassen die beiden ihr Studium ruhen. Sie haben sich entschieden, „es mal professionell zu versuchen“, sagt Hannes. Das bedeutet 200 Tage im Jahr auf dem Wasser, die Reisen kommen noch dazu.
Das Segeln haben die gebürtigen Mannheimer auf einem Altrheinarm gelernt und lassen auf die Segelszene Süddeutschlands nichts kommen: „Die Leute dort lieben das Segeln, die sind viel begeisterter und machen auch verrückte Sachen“, sagt Jan-Peter. Zum Beispiel? „Nachts segeln“, sagt Hannes. Hannes steht auf Eis und träumt vom Tag nach dem 49er-Wettbewerb, an dem er sich ein gewichtiges Häagen-Dazs reinziehen wird. Der Gedanke, dass es die amerikanische Eiscreme in China eventuell nicht gibt, bringt ihn etwas aus der Fassung. Jan-Peter steht auf Kuchen. Das wird nicht so schwierig.
Bei der WM im Januar in Melbourne (Australien) wurden die Peckolt-Brüder Sechste, bei der Kieler Woche, mit starkem, wechselndem Wind und Regen, waren die Ergebnisse „zweitrangig“, so Hannes. Nur zwölf SeglerInnen schickt der Deutsche Seglerverband nach China. Alle haben sich auf leichten Wind eingestellt. Alle haben abgenommen. Auch die Konkurrenz. Dabei weiß keiner, wie der Wind wird. Wenn es bläst, ist es auch nicht schlimm, weil dann alle verzockt haben. Nur um das Eis, das Jan-Peter und den Kuchen, den Hannes nicht gegessen hat, wäre es schade.ROGER REPPLINGER
Fotohinweis:JAN-PETER, 27, und HANNES PECKOLT, 25, werden bei Olympia in der 49-er Klasse segeln. Kuchen gibt es erst danach wieder. Foto: AP