piwik no script img

Jan-Paul Koopmann Popmusik und EigensinnUnter Pferdedecken

Die Kolumne sei „eigentlich manchmal ganz interessant“, schreibt eine Leserin, nerven würden nur „diese Insiderwitze“. Gemeint hat sie die Doombruder-Rezension, von der Kollege Moldenhauer neulich versprach, „Kollege Koopmann“ würde sie demnächst abliefern. Zum Teil hat sie recht, zum Teil aber auch nicht: Die Rezension war nämlich gar kein Witz, nerven tut sie inzwischen aber wirklich ein bisschen. Genau wie diese Kollegengespräche im Text, weshalb damit auch ab sofort und für immer Schluss sein soll.

Nun aber Doombruder. Es gibt eine neue Platte des Bremer Duos und sie ist sehr gut. Auf dem Cover ist ein Pferd zu sehen, wie Gitarrist Jan van Hasselt auf dem Releasekonzert neulich betonte, wobei diese Veranstaltung auch direkt das nächste Thema wäre, über das an dieser Stelle nicht weiter zu sprechen sein wird. Was in der Friese geschieht, bleibt in der Friese, auch wenn es schade um diesen Leopardenfell-Lendenschurz ist und um die gelungene Performance.

Immerhin eine Idee davon vermittelt aber nun endlich diese namenlose Schallplatte. Doombruder konstruieren hübsche Songminiaturen, die mit erwartbar schepperndem Schlagzeug und überraschendem Groove-Moment formvollendet eskalieren – mit Maß. Abgesehen von den mit diesem sonderbaren Experimentalmusikantenhumor betitelten Tracks („Pips das Scheißauto“ gefällt mir am besten, dicht gefolgt von „Ich hab tagelang enthaart“) hat das gar nicht so viel gemein mit diesen widerspruchsfrei verdichteten Soundteppichen verwandter Drone-, Noise-, Dunkel-Ambient-Bands. Doombruder steckt eben doch auch knietief im Jazz und bewahrt sich im Krach noch spürbare Lust an der Improvisation und an eben tatsächlich experimentellen Läufen ins Ungewisse.

Live (und natürlich ist es richtig blöd, damit jetzt noch anzukommen) ist das noch schöner als von der schönen Platte. Vielleicht weil dekonstruiertes Gefrickel auch nach dekon­struierter Performance schreit – oder vielleicht auch doch wegen dieses Lendenschurzes.

Die Platte mit dem Pferd gibt’s im Golden Shop

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen