■ Jahrhundertchance: Boomtown Oranienburg?
Wenn man einem Berliner erzählt, man wohne in Oranienburg, ist die Reaktion im besten Fall ein betretenes Schweigen. Das Image der Stadt ist erbärmlich, dabei würde sie sich als Ziel für die grassierende Landflucht eigentlich anbieten. Der Wohnraum ist bezahlbar, Schulen und Kindergärten vorhanden, die Naherholung durch Seen gesichert, und wer es nicht mehr aushält, ist mit der S-Bahn in einer Dreiviertelstunde im Berliner Zentrum. Die Zuwanderung hält sich trotzdem in Grenzen: In den letzten fünf Jahren stieg die Einwohnerzahl um nicht mal fünf Prozent. Zum Vergleich: In Bernau waren es im gleichen Zeitraum mehr als 20 Prozent.
Doch in diesem Sommer möchte sich Oranienburg endlich positiv im öffentlichen Bewußtsein verankern. Im dann frisch renovierten Schloß wird im August „Onder den Oranje boom“ eröffnet. Vier Millionen Mark läßt es sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten kosten, mit 500 Exponaten die Geschichte der Oranier in Deutschland zu dokumentieren. Die Ausstellung zu „niederländischer Kunst und Kultur im 17. Und 18. Jh. an deutschen Fürstenhöfen“ wird im April in Krefeld eröffnet, dann in einer erweiterten Version drei Monate in Oranienburg zu sehen sein, bevor sie wieder abgespeckt weiter nach Apeldoorn reist, wo die Oranier noch heute residieren. Ab 2000 wird sie dann zu einer Dauerausstellung im Oranienburger Schloß. Die Oranier-Ausstellung wäre die Jahrhundertchance für die Stadt mit den monatlichen Bombenentschärfungen, ihr unterirdisch schlechtes Image aufzubessern. Wird sie genutzt werden? AW
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