Jahresbilanz Reporter ohne Grenzen : Bedroht, angegriffen, ermordet

Journalisten waren auch 2010 weltweit in in Gefahr: 57 Reporter wurden ermordet. Das berichtet Reporter ohne Grenzen. Sorgen bereiten auch viele Entführungen.

Reporter setzen sich in ihrem Job manchen Gefahren aus. Bild: photocase/kallejipp

1.374 Übergriffe, Drohungen und Angriffe auf Journalisten gab es 2010 weltweit, 57 Journalisten wurden wegen ihres Berufs oder während ihrer Arbeit ermordet. Dies berichtet die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) in ihrer gestern veröffentlichten Jahresbilanz. Elf der 57 Journalisten starben in Pakistan, je sieben kamen im Irak und in Mexiko ums Leben, vier auf den Philippinen.

Kriminelle Organisationen und Milizen sind laut dem Bericht weltweit für die meisten Morde an Journalisten verantwortlich. "Weniger Journalisten als in den vergangenen Jahren wurden in Kriegszonen getötet", sagte ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard.

Die Zahl der Länder, in denen Journalisten getötet wurden, stieg von 20 im Vorjahr auf 25 im Jahr 2010. Darunter sind acht Länder, in denen Verbrechen gegen Journalisten in den letzten zehn Jahren regelmäßig vorkamen. In Afghanistan, Kolumbien, Irak, Mexiko, Pakistan, Russland, Somalia und auf den Philippinen habe sich eine "Kultur der Gewalt gegen die Presse" entwickelt, heißt es in dem Bericht. Zwei Journalisten wurden in Europa erschossen - einer in Lettland, ein weiterer in Griechenland.

Dass 2010 weniger Journalisten umgebracht wurden als 2009, liegt laut ROG weniger an einer Verbesserung der Gesamtsituation als daran, dass 2009 im Dezember auf den Philippinen 32 Journalisten an einem Tag ermordet wurden.

Besonders besorgt ist die Organisation über die steigende Zahl von Entführungen. 2010 wurden 51 Journalisten verschleppt. Das sind acht Fälle mehr als 2009 und 22 mehr als 2008. "Journalisten werden zunehmend als eine Art Verhandlungsmasse betrachtet", heißt es in der Jahresbilanz. "Entführer nehmen Geiseln, um ihre Verbrechen zu finanzieren, Regierungen zur Erfüllung ihrer Forderungen zu bewegen und ihre Botschaften öffentlich zu machen."

Auch die Presse- und Meinungsfreiheit im Internet sieht ROG in Gefahr. Aggressive Onlinepropaganda und Hackerangriffe gegen unliebsame Internetnutzer stünden auf der Tagesordnung. Onlinezensur betrieben nicht nur repressive Regime, sondern auch demokratische Staaten.

Wegen schlechter Arbeitsbedingungen bezeihungsweise Angst vor Gewalt und Unterdrückung mussten 127 Journalisten aus 23 Ländern 2010 ihre Heimat verlassen, allein 30 Iraner gingen ins Exil.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.