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Jagd nach Billigem

betr.: „Öko ist preiswert“, taz vom 15. 1. 01

Mathias Bröcker schrieb: „Die Bauern sind’s mal wieder nicht gewesen ... Eine Bande, die gepanschtes Heroin verkauft, an dem die Kunden reihenweise krepieren, könnte ähnlich argumentieren.“

Es ist einfach schlechter Stil, eine Gruppe von Menschen pauschal zu kriminalisieren und die nicht kriminellen „als arme Schweine“ zu bezeichnen. Die Menschenwürde gilt auch für „saubere Vorzeigebauern“. [...]

Zweitens. Hier in Klein Wesenberg, immerhin der Ort in dem zwei BSE-Fälle in einer Herde vorkamen, haben in den letzten zehn Jahren drei Landwirte ihren Betrieb aufgeben. Ganz sicher nicht, weil sie sich durch das Panschen von Lebensmitteln eine goldene Nase verdient haben.

Drittens. Unsere Gesellschaft lebt von der Jagd nach dem Billigen. Die Ökosteuerdebatte ist dafür das beste Beispiel. Für die Mehrheit unserer Bevölkerung sind nicht die Umweltschäden, sondern nur der Benzinpreis ausschlaggebend. Man kann sich als Verbraucher doch nicht so einfach aus der Verantwortung stehlen. [...] Die Landwirte hier vor Ort versuchen nichts anderes, als wirtschaftlich zu überleben. [...]

CHRISTIAN UECKER, Klein Wesenberg

betr.: „Späte Reue hilft nur wenig“, taz vom 16. 1. 01

Die Kritik an ideologisierten Bauernverbandsvertetern spricht mir aus der Seele. Es stört mich aber, dass auf der Kritikerseite der bisherigen Landwirtschaftspolitik teilweise auch holzschnitthaft gedacht wird. Der Vergleich „Großbetrieb“ = „BSE-gefährdeter Betrieb“ wird der Leserin nahegelegt, obwohl es eben so für Deutschland nicht stimmt. Es waren bisher kleine „bäuerliche Familienbetriebe“, sogar ein mecklenburgischer Biobetrieb, die es bei BSE erwischt hat und nicht die ostdeutschen Großbetriebe. Jetzt zu sagen „small is beautiful“ entbehrt der Grundlage. [...] Ebenso klar ist, dass wir nur wissen, dass wir nichts wissen. Da gibt es gegenwärtig auch keine einfachen Antworten. [...] ELLEN KRAY, Berlin

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