■ Kommentar: Jäger! Eingreifen!
Typisch Bremen! Da gibt es mal Unternehmer mit Wagemut und Investitionswillen, und schon werden ihnen Knüppel zwischen die Beine geworfen. Und diesmal sogar senatsseitig. Der arme Herr Meyer von der Sex-World. Da hat er sich noch nicht mal eine nackichte Frau oder gar einen Mann zum Werbelogo gewählt, sondern eine zurückhaltend verschämte, umgürtete Weltkugel. Trotzdem gefällt's der bösen Nachbarin nicht und jetzt hetzt sie dem armen Mittelständler auch noch das Gericht auf den Hals. Und die Richter geben ihr auch noch recht. „Nicht zumutbar“ sei es, bei der Frauensenatorin im Büro zu werkeln, währenddessen auf der anderen Seite der Brandmauer die Leuchtreklame für's Schmuddelgewerbe brummt.
Wie kommen die senatorischen MitarbeiterInnen bloß in ihre Büros? Setzen die schwarze Brillen auf, wenn sie an den beiden Sex- Shops direkt nebenan vorbeimüssen? Früher haben sich solche Läden verschämt „Fachgeschäft für Ehehygiene“ genannt, vielleicht um solcherart erhitzte Gemüter milde zu stimmen. Daß die Senatorin in den Obergeschossen arbeitet und der Schmuddel ebenerdig abläuft, das hat schon eine gewisse Komik.
Was sagt denn da eigentlich der Wirtschaftssenator dazu? Schließlich geht's um einen Innenstadtkaufmann, und das in einer Zeit, in der die City sowieso kaum noch Kaufkraft zieht. Wir sagen nur: oberzentrale Funktion! Also: Jäger! Übernehmen Sie! Sonst wandert auch noch das letzte Gewerbe ins Umland ab, wahrscheinlich zu Dodenhof. Jochen Grabler
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