Jack-Wolfskin-Jacken ohne Chemie: Verschieben wir's auf morgen
Jack Wolfskin, Hersteller von Outdoor-Kleidung, will auf giftiges PFC verzichten, lässt sich aber Zeit: Jacken ohne Chemie gibt es erst in sieben Jahren.
FRANKFURT taz | Im vergangenen Herbst wies die Umweltorganisation Greenpeace gefährliche Chemikalien in Outdoorkleidung nach. Jetzt reagierte Jack Wolfskin: Man wolle bis 2020 schrittweise aus der Fluorchemie aussteigen. „Auffällige“ Werte derartiger Giftstoffe fand Greenpeace etwa in Jacken von Jack Wolfskin, North Face, Patagonia oder Kaikkialla.
Jack Wolfskin plant nun eine Kooperationen mit dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht für Materialforschung sowie der Privathochschule Fresenius. „Gemeinsam sollen PFC- freie, aber trotzdem wasser-, öl- und schmutzabweisende Materialien entwickelt werden, die es bislang für Textilien noch nicht gibt“, schrieb die Firma.
Auch andere Unternehmen reagierten nach der Greenpeace-Veröffentlichung, um einen Imageschaden abzuwenden. Die deutsche Marke Vaude sagte zu, bis 2014 zunächst auf PFOA zu verzichten und bezeichnetet auch den kompletten Ausstieg aus PFC als „erklärtes Ziel“. In der Greenpeace-Studie hieß es hingegen, dass alleine der Verzicht auf PFOA nicht ausreiche.
Zwar besteht keine direkte Gefahr für die Träger solcher Jacken und Hosen. Doch die giftigen Stoffe – hauptsächlich perfluorierte und polyfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC), die die Kleidung wetterfest machen – können durch Waschen gelöst werden und verbreiten sich in der Umwelt. Sie sind sehr langlebig und richten nicht nur bei Mikroorganismen Schäden an – Perfluoroktansäure (PFOA) etwa, das zur Gruppe der PFC gehört, kann “krebserregend und reproduktionstoxisch wirken“, so Greenpeace in der Studie.
Die anderen könnens ja auch
Manfred Santen, Chemie-Experte bei Greenpeace, hält die Ziele von Jack Wolfskin deshalb für nicht ausreichend: „Trotz der bekannten Probleme setzt der Marktführer weitere sieben Jahren auf PFC.“ Santen kritisiert: „Die Arbeiter in den Textilfabriken und deren Anwohner in China und anderen Ländern Asiens, aber auch die Verbraucher sind die Verlierer in dieser Rechnung.“ Zumal es bereits Unternehmen gebe, die Outdoorartikel ohne PFC produzierten.
Das bestätigt auch das Umweltbundesamt (UBA), das zugleich auf die Möglichkeit der Verbraucher hinweist, Druck auszuüben: Auf der Webseite reach-info.de des UBA kann man über den Strichcode eines Artikels anfragen, welche problematischen Chemikalien die Hersteller verwenden. Die müssen zwar nicht alle PFC-Stoffe melden – das soll sich aber laut UBA bald ändern.
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