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Jack Mapanje

Der wohl berühmteste Lyriker Malawis, der 45jährige Jack Mapanje, sitzt in seinem Land seit zwei Jahren (September 1987) im Gefängnis, ohne daß je eine offizielle Anklage gegen ihn erhoben, geschweige denn ein Prozeß geführt wurde.

Dr. John Alfred Clement („Jack“) Mapanje studierte Philologie in Malawi und Großbritannien und war zur Zeit seiner Verhaftung Dekan des Fachbereichs Sprache und Literatur an der Universität von Malawi. Als Fachmann für theoretische Linguistik war er Vorsitzender der „Linguistischen Vereinigung der Universitäten im Südlichen Afrika“ (SADCC) und fungierte 1981 als Mitglied einer dreiköpfigen Jury für den BBC-Preis für afrikanische Lyrik. Seit 1986 war er Vorsitzender der Jury für den Commonwealth -Lyrikpreis (für Afrika). Mapanje hat an der Herausgabe zahlreicher Anthologien afrikanischer Lyrik mitgewirkt, unter anderem an Penguin Book of African Verse. Sein Gedichtband Of Chameleons and Gods erschien 1981 in „Heinemann Writers Series“, wurde in Malawi schnell verboten.

Der Dichter, der verheiratet ist und drei Kinder hat, wurde unmittelbar vor dem Umzug der Familie nach Simbabwe verhaftet; er war von der dortigen Universität als „Writer in Residence“ eingeladen worden.

Auf die zahlreichen internationalen Appelle zur Feilassung Mapanjes haben die malawischen Behörden mit stoischem Schweigen reagiert. Jedoch hat die weltweite Aufmerksamkeit inzwischen wohl zur Folge, daß seine Haftbedingungen erträglicher wurden.

1888 wurde dem Verhafteten der Internationale Lyrikpreis zugesprochen, den Wole Soyinka für ihn entgegennahm. Die Jury bezog sich in ihrem Urteil ganz besonders auf die Gedichte des Bandes Of Chameleons and Gods. Dort heißt es: „Dieses Buch enthält eine sprachlich schöne Lyrik mit gleichzeitig starken sozialen Anklängen, ohne je propagandistisch zu werden; es ist bis heute in Malawi verboten. Oft bestehen seine Gedichte aus Alltagswahrnehmungen und werden so zu Spiegeln der täglichen Realität. Da diese jedoch mit den üblichen Folklorebildern 'aus dem Leben‘ nichts gemein haben, werden sie offenbar als Bedrohung der existierenden Verhältnisse angesehen.“

Ein Jahr vor seiner Verhaftung hielt Jack Mapanje in Stockholm einen Vortrag über seine Erfahrungen mit der malawischen Zensur.

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