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Archiv-Artikel

JÖRN KABISCH ANGEZAPFT Bananenton nur für den Moment

Weißbier ist ein echter Alt-68er. Vor fünfzig Jahren war der Bierstil nahezu tot, nur noch eine Spezialität für Genießer. Der Wiederaufstieg begann Ende des Jahrzehnts in der Erdinger Brauerei, die aus dem Weizenbier erst das Weißbier machte, wie wir es bis heute kennen: hellgelb, trüb, ziemlich spritzig und nicht zu bitter – ein leichtes Bier, dessen Name Programm ist: Man soll dabei durchaus an Weißwein denken.

Machen wir den Test. Gäbe es die Wahl zwischen zwei Gläsern Bier, das erste wird als Weißbier angepriesen, das zweite einfach nur als obergäriges Bier, das nach Banane und Nelke schmeckt. Die meisten Menschen würden wohl zum Weißbier greifen: Der Aromenmix klingt nur zu seltsam. Dabei kommt es aufs Gleiche hinaus. Banane und Nelke sind die vorherrschenden Geschmacksnoten in jedem Bier, das mit Weizenmalz gebraut wird. Und die beliebtesten Weißbiere sind sogar die, die süßlich-cremig an einen Bananen-Shake erinnern. Doch es gibt auch andere wie das Kuchlbauer Weisse aus der gleichnamigen Weißbierbrauerei bei Regensburg.

Das hefetrübe Bier ist von einem satten Orangeton und bildet eine sehr kompakte Schaumkrone mit kleinen Wolkenhügeln, die jedoch rasch zerfällt. Sehr angenehm: In die Nase steigt nur ein dezenter Nelkenton, die Ahnung von Zitrusnoten, aber kaum Banane. Im Mund ist die Weisse durchaus cremig, aber nicht so vollmundig sahnig, wie es Freunde dieses Bierstils gewohnt sind. Die könnten das Bier deshalb für etwas wässrig halten. Im Bananen-Shake-Test würde es deshalb durchfallen, hier gibt es hundert Punkte. Der typische Bananenton ist nur für einen Moment und nicht sehr aufdringlich kurz vor dem Abgang am Gaumen spürbar. Die Kuchlbauer Weisse ist ein vergleichsweise herbes und hopfiges Weißbier. Aber für ein Bräu, das aus der größten Hopfenanbau-Gegend Deutschlands kommt, gehört sich das auch so.

Kuchlbauer Weisse, Weißbierbrauerei Abensberg, Alkohol 5,2 % Vol., Stammwürze: 11,9 %