JÖRN KABISCH ANGEZAPFT : Abschied mit einer Spur Rizinus
Grapefruit, Erdbeere und ein leichter Hauch Nelke: der reif-fruchtige Geruch steigt einem schon in die Nase, wenn man die Flasche öffnet. Vielversprechend. Dieses Bier ist eine Geschmacksbombe.
Es stammt von Thorsten Schoppe, der seit 2001 in Kreuzberg braut und nie um ein Experiment verlegen ist, Reinheitsgebot hin oder her. Sei es, Roggenbier zu brauen oder Früchte dem Sud zuzusetzen: Schoppe gehört zu den Säulen der Berliner Craftbeer-Szene, die sich in der jüngsten Zeit zu einer der größten und lebendigsten in Deutschland entwickelt hat.
Holy Shit heißt das „Double India Pale Ale“. Und die Wahrscheinlichkeit, dass man „heilige Scheiße“ ausruft, wenn man diese Bier das erste Mal probiert, ist gar nicht so gering. Bei einer Expertenverkostung auf dem Berliner Braufest im September war sich die Jury einig: das beste Bier des Festivals.
Nicht nur der Geruch, alles ist mächtig an diesem Bier. Etwa die Schaumentwicklung: Vorsichtiges Einschenken empfiehlt sich. Das ist völlig ausreichend, um eine daumenbreite, weiße Krone zu erreichen, die fest wie geschlagenes Eiweiß auf dem bernsteinfarbenen Bier sitzt.
Die süß-fruchtigen Aromen setzen sich im Mund fort, die Kohlensäure schmilzt auf der Zunge und macht das Holy Shit cremig. Ein echter Hammer ist aber der Abgang: Kratzig und leicht rauchig, mit einer Spur Rizinus verabschieden sich die zehn Prozent Alkohol am Gaumen. Das wirkt fast wie ein guter Schluck Whiskey. Das Holy Shit ist daher nichts für jedermann. Wer Zigarren oder einem schweren Rotwein viel abgewinnen kann, wird auch dieses Bier mögen. Zum rheinischen Sauerbraten oder einem scharfen Chili con Carne aber ist es ein perfekter Begleiter.
■ Holy Shit Ale, Schoppe Bräu, Alkohol 10 % Vol.