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Italiens Polizei: Falcone-Mörder sind identifiziert

■ 18 Haftbefehle gegen die mutmaßlichen Mörder des prominenten Mafia-Jägers Falcone

Palermo (dpa) – Italiens Polizei jubelt: Mit der Identifizierung der mutmaßlichen Mörder des Mafia-Jägers Giovanni Falcone ist ihr ein weiterer entscheidender Schlag gegen die organisierte Kriminalität gelungen. Wie durch Indiskretionen aus Justizkreisen bekanntwurde, erließ die Staatsanwaltschaft von Caltanissetta (Sizilien) insgesamt 18 Haftbefehle gegen Mafiosi, die im Verdacht stehen, bei dem Bombenanschlag auf den Richter Falcone im Mai 1992 mitgewirkt zu haben. Unter ihnen sollen sich auch die Auftraggeber des Mordes befinden. Bei dem Anschlag auf Falcones Pkw auf einer Autobahn nahe Palermo waren auch Falcones Frau sowie drei Leibwächter ums Leben gekommen.

Zehn der 18 mutmaßlichen Täter sitzen bereits wegen anderer Straftaten im Gefängnis, vier wurden Fernsehberichten zufolge festgenommen. Vier weitere Mafiosi seien flüchtig, darunter auch die beiden Bosse Leoluca Bagarella und Giovanni Brusca. Der Oberstaatsanwalt von Caltanissetta, Giovanni Tinebra, dementierte am Freitag früh Pressemeldungen, nach denen auch Toto Riina, der im Januar gefaßte oberste Mafia-Boß, der Mitwirkung an dem Bombenanschlag beschuldigt wird.

Auf die Spuren der Mörder Falcones sollen die Behörden nach eineinhalbjährigen Ermittlungen vor allem durch die Aussagen eines reuigen Mafioso gelangt sein. Santo Mario di Matteo, ein Mafia-Boß aus Altofonte, war im Juni nach einer Abhöraktion verhaftet worden. Er habe seine Teilnahme an dem Anschlag zugegeben und die Behörden über seine Auftraggeber, Mittäter und ihre Aufgabenverteilung informiert, berichtete die italienische Nachrichtenagentur am Freitag. Innenminister Nicola Mancino bedankte sich bei der amerikanischen Regierung für die Unterstützung des FBI, das durch eine genetische Analyse des Speichels an Zigarettenkippen, die in Tatortnähe gefunden worden waren, zu dem Erfolg beigetragen habe. Die Haftbefehle gegen die Attentäter setzen eine vor vierzehn Monaten begonnene Erfolgsserie im Kampf gegen die Mafia fort. Nach der Ermordung von Falcone sowie seines Kollegen Paolo Borsellino im Juli 1992, gingen den italienischen Behörden seit September vergangenen Jahres große „Fische“ ins Netz. Zuerst gelang die Verhaftung der „Nummer zwei“ der „Cosa Nostra“, Giuseppe Madonia. Im Januar wurde dann der mehr als 23 Jahre gesuchte Mafia-„Boß der Bosse“, Toto Riina, in Palermo gefaßt.

Es folgten Nitto Santapaola und Salvatore Pulverenti, nach denen jeweils elf Jahre gefahndet worden war. Damit sitzen heute die meisten der bekannten sizilianischen Bosse hinter Gittern. Drei mögliche Nachfolger Riinas sind noch auf freiem Fuß. Darunter auch sein Schwager, Leoluca Bagarella, der ebenfalls der Mittäterschaft am Anschlag auf Falcone verdächtigt wird.

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