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Italien-Trainer in der KritikLippi-Bekenntnisse

Nach dem Aus gegen Spanien wird Italiens Trainer Roberto Donadoni kritisiert und ein Nachfolger gehandelt: Marcello Lippi.

"Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet", Italiens Trainer Donadoni. Bild: reuters

WIEN taz Nach dem Gipfel der Langeweile, der nur im Elfmeterschießen exzentrische Momente hatte, schlich sich ein Mann ins Scheinwerferlicht, der eigentlich nichts mit diesem Viertelfinale zu tun hatte. Er schaute selbstbewusst in die Runde, ein wenig verschlagen. Ohne Umschweife fing er an, über die Zukunft von Trainer Roberto Donadoni zu sprechen.

Der Weltmeister hatte sich im Penaltyschießen den Spaniern 2:4 beugen müssen. Das EM-Aus kam zu früh für Donadoni, dessen Vertrag sich erst mit Erreichen des Halbfinales automatisch verlängert hätte. So war die Zeit des Giancarlo Abete angebrochen, des Präsidenten des italienischen Fußballverbands Federcalcio. Er gab sich Mühe, seine Zweifel am jungen Commissario tecnico diplomatisch zu formulieren: Man müsse die Emotionen beiseiteschieben, die Eindrücke sacken lassen, erst dann könne über das Schicksal von Donadoni entschieden werden.

Er bekannte sich aber ausdrücklich nicht zum Trainer, sondern verblieb im Ungefähren. Mit einem Rauswurf des früheren AC-Milan-Profis muss wohl in den nächsten Tagen gerechnet werden, warum sonst sollte Abete nach dem Scheitern vor die Presse getreten sein und vom "Ende eines Zyklus" fabuliert haben? Marcello Lippi steht wohl als Nachfolger bereit. Ja gut, Abete lobte die mannschaftliche Geschlossenheit, aber im gleichen Atemzug rügte er die mangelnde Fitness. Da müsse sich etwas tun, appellierte er. "Wir haben unsere Ziele nicht erreicht." Basta. Ein maliziöser Auftritt in der Hitze der Nacht.

Donadoni, dessen Team gestern nach Mailand in die Heimat flog, legte sein Schicksal in die Hände des Presidente. "Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet", sagte Donadoni, legte die Stirn in Falten und hob die rechte Augenbraue. Als die Fragen nach seinen Vermutungen drängender wurden, sagte der 44-Jährige: "Ich kann keine Antwort darauf geben, weil ich es nicht beeinflussen kann." Davor hatte er ein Plädoyer auf sein Team gehalten, in dem die Realität als variable Größe erschien. Alle hätten hervorragend gespielt, er sei stolz auf die Mannschaft. Es tue ihm leid für seine Kicker, "weil sie echt gut waren", sagte Donadoni.

Irgendwann war das Maß an Schönfärberei voll, und er musste einräumen, dass die Squadra körperlich am Ende war. Man fragte sich, warum Donadoni behauptete, seine Elf hätte jede Konterchance nutzen wollen? Davon war auf dem Spielfeld des Ernst-Happel-Stadion nichts zu sehen gewesen. Immer wenn sich die Möglichkeit zum schnellen Spiel bot, verharrte Italien. Von diesem Bazillus war auch das spanische Team von Coach Luis Aragonés befallen. "Das Tempo hat heute fast völlig gefehlt, vor allem beim Ballvortrag", sagte der alte Mann.

Das Spiel hatte die Geduld der 50.000 Zuschauer arg strapaziert. Quergeschiebe, kaum Torchancen, zwei verschlafene Spitzenteams, Sommerfußball. Die Partie war eine Enttäuschung, zumal die Spanier und ihr gelobtes Duo Fernando Torres und David Villa ohne Fortune und gescheite Zuspiele ihr Dasein in der Spitze fristeten. Italien kam nur auf vier direkte Schüsse aufs Tor von Iker Casillas, in 120 Minuten. Und Luca Toni traf wieder nicht.

Seit einer halben Ewigkeit ist die Tormaschine des FC Bayern ohne Tor in der Auswahl. Er mühte sich, aber das Schema F der Italiener - hohe Bälle auf ihn - hatten die Spanier schnell durchschaut. Da half auch der Aberglaube nichts, ein sprießendes Oberlippenbärtchen könnte ihm Tore bescheren. Toni warf seine 95 Kilo in die Zweikämpfe, ging in zwei Dutzend Kopfballduelle, schuftete im Strafraum, doch es ließ sich nichts erzwingen. Italien verlässt das Turnier ohne Stürmertor. Che disastro!

"Mein bester Freund ist der Ball, er macht nicht, was ich im Moment will", sagte Toni. Und auch eine Ohrläppchen-Massage durch Kollegen brachte nicht den Erfolg. Jetzt müssen die Italiener ihre Seelen massieren, vor allem die gescheiterten Elfmeterschützen de Rossi und di Natale sind auf Zuwendung angewiesen. Und nicht zu vergessen: Roberto Donadoni, der Trainer im Wartestand.

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