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■ SURFBRETTIst ja nur ein bißchen Zensur...

Damit den Zensoren der unendlichen Diskussionen im Internet, dem Usenet, der Stoff niemals ausgehe, hat sich Christian Koehntopp einen Spaß erlaubt. Er rief eine Diskussionsgruppe ins Leben, die sich mit Möglichkeiten und Planungen der staatlichen oder kommerziellen Beschneidung der Internet-Diskussion beschäftigt – vor allem mit deren Abwehr. Der Titel: de.alt.pictures.sex.children. Die Zensur von Diskussionsforen hatte sich bisher immer nur an den Namen der Gruppen orientiert. Die „Koehntoppsche Idiotenfalle“ zeigte die Sinnlosigkeit einer solchen Methode. So gaben sich, neben denen, die den Spaß verstanden hatten, viele Diskussionsteilnehmer zunächst einmal skeptisch: Bilder? Sex? Mit Kindern? Pfui! Dabei konnten die Empörten schnell beruhigt werden: „Inhalt und Titel der Gruppe sollen vollkommen disjunkt sein“, schrieb Koehntopp in die Charta der Gruppe. Vielmehr sollten so diejenigen Politiker lächerlich gemacht werden, die eine inhaltliche Kontrolle des Usenets fordern, und das mit der zunehmenden Bedrohung unserer Gesellschaft durch Kinderpornographie. Die reine Provokation – „mein ehemaliger Kunstlehrer würde sich freuen“, schreibt Koehntopp.

Wegen des irreführenden Namens de. alt.pictures.sex.children wurde die Newsgroup allerdings nie sehr bekannt. Die breite Diskussion fand in der Gruppe de.soc.netzwesen statt, einem weiter gefaßten Diskussionsforum. In jüngster Zeit konnten die versplitterten Diskussionsgruppen zusammengefaßt werden.

Die Gründung der Gruppe „de.soc .zensur“ schaffte endlich einen eigenen, leicht aufzufindenden Platz für das Gespräch über die Zensur. Ein großer Vorteil des neuen Forums: Neben den Gegnern jeglicher Eingriffe ins Netz finden sich hier auch die Befürworter. Der Qualitätsstandard der Diskussion, im Internet nicht immer hoch, ist bemerkenswert. Rechtsanwalt Michael Schneider erklärt, was die „Internt Content Task Force“ will, und hat sogar eine Art FAQ („Frequently Asked Questions“) über sein Lieblingskind in die Gruppe gestellt. Dagegen argumentieren der SPD-Abgeordnete Jörg Tauss oder deutsche Netzpioniere wie Thilo Pfennig und Lutz Donnerhacke („mir ist schlecht“). Aber die Content Task Force ist nicht einziges Thema: Was plant die Bundesregierung in Sachen Internet? Wo bekomme ich den kompletten Wortlaut der CDA-Entscheidung des Bundesgerichts in Philadelphia? Unter anderem bei Task-Force-Anwalt Schneider unter http://www.anwalt.de

kuzmany@ifkw.uni-muenchen.de

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