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Archiv-Artikel

Ist es „Dschääs“? Eine Frage des Bewusstseins

Von kli

Über Jazz reden, ist schön. Viele Leute tun es oft und lang, und bei der Aussprache scheiden sich ganz nebenbei die Geister: Die einen reden vom „Dschääs“, bei den anderen heißt es eingedeutscht: „Jatz“. Wann aber spricht man vom „Dschääs“ und wann vom „Jatz“? Die taz hat auf der Jazzmesse in Bremen nachgefragt.

Wolfram Knauer, Leiter des Jazzinstituts Darmstadt: „Wenn die Zunge weiter vorne sein muss für den Anschluss des Satzes, spricht man von ‚Dschääs‘. Eine inhaltliche Unterscheidung gibt es nicht.“

Reiner Michalke, Leiter des Moers-Festivals: „Ich habe immer ‚Dschääs‘ gesagt, weil es ein amerikanischer Begriff ist. Ich sage ja auch nicht ‚Danz‘-Musik, wenn ich ‚Däänz‘-Musik meine.“

Stefan Nauheimer, Agentur Fischermann: „Für mich ist ‚Jatz‘ etwas Abfälliges. Das ist ein bisschen Oldschool-mäßig, meint eher Swing und Dixie. ‚Dschääs‘ ist die Kunstform.“

Nicos, Jazz-Piano Student an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater: „‘Jatz‘ verwende ich, wenn ich jemanden nachmache, der auf ganz traditionell tut. Selber würde ich nicht ‚Jatz‘ sagen.“

Hans-Martin, Trompeter aus Essen: „Das ist wie mit der Rechtschreibreform: Das Fußvolk entscheidet. Wobei es in Dortmund mal einen Laden gab, der hieß ‚Jatz‘. Der hat nicht durchgehalten, glaube ich.“

Sabina Hank, Salzburger Komponistin: „Ich kenne ‚Jatz‘ nur von alten Dixieland-Fanatikern. Das ist mir sehr verhasst.“ kli