Ist Spanien mit Griechenland vergleichbar?: Weniger Probleme, größere Risiken

Was Spanien, die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, vom Leichtgewicht Griechenland unterscheidet. Und was die Krise so gefährlich macht.

Geografisch nicht in der gleichen Ecke und volkswirtschaftlich schon gar nicht: Spanien und Griechenland. Bild: bIO-54o / photocase.com

BRÜSSEL taz | Spanien ist nicht Griechenland. Das betont nicht nur die konservative spanische Regierung, die sich bis zuletzt gegen die „Rettung“ durch die Euroländer sträubte. Das betonen auch Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), die Madrid eine maßgeschneiderte Hilfe für die Banken zugesagt haben.

Tatsächlich lassen sich die beiden Länder kaum vergleichen. Griechenland ist ein Leichtgewicht, dessen Wirtschaftsleistung gerade mal an die des Bundeslandes Bayern heranreicht. Das Land exportiert wenig und hängt vor allem von Landwirtschaft und Tourismus ab. Spanien hingegen ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone mit einer modernen Industrie und einer guten Infrastruktur.

In Griechenland war der Staat das Problem, in Spanien ist es vor allem der Bankensektor. Die Geldinstitute haben eine gigantische Immobilienblase finanziert und sitzen nun, da sie geplatzt ist, auf faulen Krediten. Normalerweise könnte die Regierung in Madrid ihnen mit der Portokasse, ohne Hilfe von außen, aus der Patsche helfen.

Doch die Lage ist nicht normal – die Kapitalmärkte fordern von Spanien Rekordzinsen für frische Kredite. Die Risikoprämie – ein Aufschlag von etwa 5 Prozent auf den Referenzwert für Deutschland – war in die Höhe geschnellt, seitdem in Berlin und Brüssel offen ein Rausschmiss Griechenlands aus der Eurozone diskutiert wird. Wenn man so will, ist Spanien also Opfer der Griechenlandkrise geworden. Weil sich die Lage dort zuspitzen könnte, wenn am Wochenende gewählt wird, wollten die Euroretter Spanien rechtzeitig absichern.

Denn während man auf Griechenland zur Not verzichten kann, ist ein Ausscheiden Spaniens aus der Eurozone undenkbar. Vor allem für Deutschland hätte es fatale Folgen. Denn die deutschen Banken haben sich besonders stark in Spanien engagiert; nach Angaben der europäischen Bankenaufsicht haben sie 146 Milliarden Euro in spanische Geldhäuser investiert. Vermutlich hat die Bundesregierung auch deshalb so sehr auf die „Rettung“ Spaniens gedrängt.

Zunächst soll sich die Hilfe nur auf den Bankensektor konzentrieren, die Regierung in Madrid muss keinen Offenbarungseid leisten. Allerdings könnte sich dies noch ändern – wenn die Kapitalmärkte negativ reagieren und die Finanznot in Madrid größer wird.

Zu einem zweiten Griechenland wird Spanien trotzdem nicht. Denn wenn es in Madrid schiefgeht, dann gerät auch Rom wieder unter Druck, und dann könnte die gesamte Währungsunion ins Rutschen geraten. Die Euroretter haben sich in Spanien weniger vorgenommen als in Griechenaland – doch es geht um mehr, um viel mehr.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.