Israels Außenminister Lieberman: Rundumschlag zum Amtsantritt
Israels neuer Chefdiplomat findet klare Worte zum Amtsantritt: Nein zum Rückzug aus den Golanhöhen, Nein zum Annapolis-Prozeß, Ja zur der Entwaffnung der Hamas.
JERUSALEM taz Israels Außenminister Avigdor Lieberman tritt mit einem Rundumschlag sein neues Amt an. Der Absage an Syriens Präsident Baschar Assad, der sich israelische Konzessionen auf den Golanhöhen aus dem Kopf schlagen soll, setzte Lieberman (Israel Beteinu) in der Donnerstagsausgabe der liberalen Haaretz noch einen drauf. Ohne eine Entwaffnung der Hamas im Gazastreifen werde es "keine Verhandlungen mit den Palästinensern geben". Diese Position, so kommentierte ein Minister des Likud, spiegele durchaus die Haltung der Regierung.
Für Liebermans Vorgängerin im Außenamt, Oppositionsführerin Zipi Livni, boten die Äußerungen ein gefundenes Fressen. Nun sei sie endgültig davon überzeugt, dass sie in dieser Regierung nichts verloren habe, sagte Livni. Lieberman lehnt auch die Vereinbarunmgen des Gipfeltreffens im amerikanischen Annapolis von Ende 2007 ab, was Livni als Indiz dafür nimmt, dass "Israel nicht mehr länger Partner für den Frieden ist". Ein Argument, dass israelische Politiker häufig gegenüber der palästinensischen Führung anbrachten. Von Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) forderte sie umgehend eine Stellungnahme, denn alles andere müsse als "grundsätzliche Zustimmung interpretiert werden".
Wer geglaubt hat, dass Lieberman als Außenminister eine sanftere Tonart anschlägt, musste enttäuscht werden. Der grimmige Ultranationale bleibt sich treu und wird vom Chef nicht zur Raison gerufen. Wer den Frieden wolle, müsse sich auf den Krieg vorbereiten, predigte Lieberman in gewohnter Manier. "Zugeständnisse bringen den Frieden nicht." Eine Lösung mit Syrien könne es deshalb nur auf der Ebene "Frieden im Gegenzug für Frieden" geben. Diesem Prinzip folgt Lieberman seit Jahren an allen Fronten. "Während meiner Amtszeit [in Kabinett] wird es keine Rückzüge von den Golanhöhen geben", betonte er.
Präsident Assad lässt sich allerdings nicht einschüchtern. Der Golan werde "befreit" werden, kündigte er an, "ob durch Krieg oder Frieden". Seit über einem Jahr hatten Israel und Syrien zumeist mit Hilfe türkischer Vermittlung indirekte Verhandlungen geführt. Laut Expremierminister Ehud Olmert standen die beiden Staaten kurz davor, direkte Kontakte aufzunehmen. Assad droht nun mit Widerstand und Gewalt.
Während auch die Führung im Westjordanland zunehmend nervös wird, setzt man dort auf die Intervention des Westens. Eine "Herausforderung für die internationalen Gemeinschaft und die USA, die die Zweistaatenlösung übernahm", nannte Nabil Abu Rdeinah, ein Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, die Rede Liebermans.
Einzig Hoffnung schöpfen lässt Liebermans erklärte Verpflichtung gegenüber dem internationalen Friedensfahrplan (Roadmap). "Im Gegensatz zu anderen werden wir alles umsetzen, was [dort] geschrieben steht", erklärte er gegenüber Haaretz. Es werde "keine Widersprüche geben, "zwischen dem, was wir sagen und dem, was wir meinen", versprach er. Allerdings könne der Prozess erst vorangetrieben werden, "wenn die Palästinenser Kontrolle über Gaza übernehmen".
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