Israel will Anlanden verhindern: Gaza-Schiffe liegen in Athen fest
Israel hat beschlossen, dass eine Schiffsgruppe mit Ziel Gazastreifen diesen nicht anlaufen darf, die Armee bereitet sich vor. Die Aktivisten wollen dennoch "noch diese Woche losfahren".
JERUSALEM dpa/afp | Aktuell ist, wie schon im vergangenen Frühsommer, wieder eine internationale Flotille mit Ziel Gazastreifen unterwegs. Den darf sie aber nicht anlaufen. Das beschloss der nationale Sicherheitsrat Israels bei einer nächtlichen Sitzung, wie die Jerusalem Post auf ihrer Website am Dienstagmorgen berichtete.
Israel sei entschlossen, "die Ankunft der Flotille im Gazastreifen zu verhindern, mit so wenig Reibung wie nur möglich mit den Passagieren dieser Schiffe", zitierte das Blatt aus einer Mitteilung aus dem Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu.
Die acht bis zehn Schiffe der Flotille lagen unterdessen noch in Athen fest, da sie nach Darstellung der Aktivisten besonders genau kontrolliert wurden. "Wir hoffen, dass dies nur mit dem Wunsch der Behörden zusammenhängt, die Vorschriften einzuhalten", sagte am Montag Vangelis Pissias, griechisches Mitglied des Organisationskomitees.
Schiffsschraube und Antriebswelle beschädigt
Zudem ist eines der Schiffe im Hafen von Athen schwer beschädigt worden. Unbekannte hätten die Schiffsschraube und die Antriebswelle des griechisch-schwedischen Passagierschiffs am Montagabend abgeschlagen, sagte einer der griechischen Organisatoren der Flotte, Dimitris Plionis und sprach von "Sabotage". Die Aktivisten wollen demnach aber versuchen, das Schiff zu reparieren und wie geplant noch in dieser Woche in See zu stechen.
Die Organisatoren riefen internationale Organisationen dazu auf, ihre Schiffe zu kontrollieren, damit klar werde, dass sie nur Hilfsgüter und Medikamente transportierten. An Bord gehen wollen auch Parlamentsabgeordnete aus Frankreich, Norwegen, Schweden und Spanien.
Israels Verteidigungsminister forderte die Organisatoren auf, ihre Pläne aufzugeben. Zugleich teilte Barak mit, die Armee mache sich schon bereit, die Flotille am Anlanden zu hindern. "Wir werden sie zunächst warnen, wir werden erklären, wir werden Reibungen möglichst vermeiden, aber letzten Endes kann die Flotille nicht nach Gaza."
Israel sagt, Aktivisten hätten Chemikalien dabei
Nach israelischen Medienberichten, basierend auf Angaben aus Regierungskreisen, wurden in diesem Jahr einige der Aktivisten mit Chemikalien ausgerüstet, mit denen israelische Soldaten am Entern der Schiffe gehindert werden sollten.
Die US-Regierung rief unterdessen alle Seiten zu "Zurückhaltung" auf, um eine Wiederholung der tragischen Vorfälle von 2010 zu vermeiden. Israel habe zwar das Recht, sich gegen Waffenschmuggel zur Wehr zu setzen, sagte Außenamtssprecherin Victoria Nuland am Montag in Washington. Die US-Regierung hoffe aber darauf, "dass es nicht zu der gleichen Situation wie im letzten Jahr kommt". Die Aktion sei "gefährlich" und "provokant".
Am 31. Mai des vergangenen Jahres war ein Gaza-Hilfsschiff beim Durchbrechen der israelischen Seeblockade von Soldaten gestürmt worden. Bei der Aktion waren neun türkische Aktivisten getötet worden.
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