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Israel benennt Deportierte, die zurückkehren könnten

■ Verbannte lehnen Verlegung ins Gefängnis ab

Jerusalem (AP) – Israel hat dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gestern eine Liste mit den Namen von 101 in den Südlibanon deportierten Palästinensern übergeben, die in ihre Heimatorte in den besetzten Gebieten zurückkehren dürften. Falls die Palästinenser ihrer Rückkehr zustimmen, würden sie allerdings direkt in israelische Gefängnisse verbracht, hieß es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums. Die seit sieben Wochen in einem Zeltlager im Südlibanon festsitzenden rund 400 Männer lehnten das Angebot jedoch umgehend ab.

Der Sprecher des israelischen Verteidigungsministeriums, Oded Ben-Ami, sagte, daß von den Männern, denen die Regierung eine Rückkehr erlaubt, 66 aus der Westbank und 35 aus dem Gaza-Streifen stammten. Wie Ben-Ami weiter mitteilte, soll die Zeit der Deportation für die restlichen Palästinenser halbiert werden. Außerdem soll die Versorgung des Zeltlagers mit Medikamenten und Lebensmitteln von Israel aus zugelassen werden.

„Wir werden nicht einmal die Liste vom Roten Kreuz oder irgend jemand anderem annehmen“, sagte der Sprecher der Deportierten, Abdel Asis Rantisi.

In New York betonte der Vertreter der PLO bei den Vereinten Nationen, Rijad Mansur, erneut, daß die Palästinenser erst wieder zu einer Beteiligung an den israelisch-arabischen Nahostgesprächen bereit seien, wenn die Deportierten, die seit über sieben Wochen im Südlibanon festsitzen, alle in die besetzten Gebiete heimkehren dürften.

Der ranghohe PLO-Politiker Bassam Abu Scharif erklärte dagegen, er rechne fest mit einer Wiederaufnahme der Gespräche im März, selbst wenn in der Frage der Deportierten noch keine Lösung gefunden sei. In einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten sagte der PLO- Vertreter in Bonn, Abdallah Frangi: „Falls die Deportationszeit noch weiter begrenzt würde, auf ein paar Tage oder Wochen, könnte das vielleicht eine Lösung des Problems herbeiführen.“ Seite 9

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