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Island stellt Antrag zu EU-BeitrittStrikte Forderungen

Die Regierung in Reykjavík hat den Antrag auf einen EU-Beitritt in Brüssel eingereicht. Doch ihre Forderungen sind hart. In der Fischereipolitik will es unabhängig bleiben.

Das isländische Parlament gibt grünes Licht für den Antrag auf EU-Mitgliedschaft. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | Island hat es sehr eilig. Bereits am Freitag, einen Tag nach der Abstimmung im Parlament, überreichte der isländische Botschafter in Stockholm der schwedischen Ratspräsidentschaft den EU-Beitrittsantrag seines Landes. Ursprünglich war erwartet worden, dass Reykjavík die Gelegenheit des EU-Außenministertreffens am kommenden Samstag in Brüssel dazu nutzen werde. Deutlich ist mittlerweile auch, dass die EU es mit keinem leichten Verhandlungspartner zu tun haben wird. Die nun veröffentlichten und von einer Parlamentsmehrheit abgesegneten Richtlinien der Regierung für die Beitrittsverhandlungen lesen sich stellenweise wie ein kompromissloser Forderungskatalog.

Das gilt für den Sektor Landwirtschaft - hier wird die Aufrechterhaltung einer einheimischen Produktion zu einer zentralen Voraussetzung erklärt -, aber vor allem für die Fischerei. Es sei für Island vollständig ausgeschlossen, sich den gegenwärtigen Regelungen der EU-Fischereipolitik zu unterwerfen, heißt es in dem Dokument. Man wolle die eigenen Hoheitsgewässer nicht für die Fischereiflotten der anderen EU-Staaten öffnen. Über die Fangquoten in isländischen Gewässern müsste auch in Zukunft allein die einheimische Politik bestimmen können.

Zur Begründung wird darauf hingewiesen, dass es der EU weder gelungen sei, das Problem der Überfischung von immer mehr Arten, noch die Schwarzfischerei seiner Flotten in den Griff zu bekommen. Island habe demgegenüber in den letzten Jahrzehnten bewiesen, wie man Bestände haltbar befischen und schützen könne. Generöse Ausnahmeregelungen für Island, wie sie bislang kein anderer EU-Staat bekommen habe, seien durchaus angebracht: In keinem Mitgliedsland habe die Fischerei auch nur eine annähernd so zentrale Bedeutung für die gesamte Volkswirtschaft wie in Island.

Die EU-Kommission sei bereit für eine Bewertung des Beitrittskandidaten Island, kommentierte eine Sprecherin des EU-Erweiterungskommissars Olli Rehn das Beitrittsgesuch aus Reykjavík. Für die Aufnahme von Verhandlungen bedürfe es eines Auftrags seitens der Mitgliedsstaaten. Einen Zeitplan dafür gebe es noch nicht.

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3 Kommentare

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  • N
    noevil

    Wie wäre es, wenn die EU Island auffordern würde, den kommerziellen Walfang einzustellen und sich im Gegenzug damit einverstanden erklärte, dass Island seine Fanggründe weiterhin selbst pflegt und allein nutzt? Soweit ich informiert bin, macht es dies ja vorbildlich, was uns allen künftig sicherlich einmal von Nutzen sein wird. Mir scheint ohnehin, dass es für die EU höchste Zeit wird, die Auswirkungen seiner Politik an den europäischen und vor allen Dingen vor den afrikanischen Küsten endlich einmal genau unter die Lupe zu nehmen und diese strikt zu überwachen, bevor es den europäischen Fangflotten gestattet, auch noch die isländischen Küsten leerzuräumen.

  • KB
    karin bryant

    Island will in die EU aufgenommen werden also sollte es auch keine Forderungen stellen sondern die Bedingungen akzeptieren die von der EU an Island gestellt werden.Ist das nicht akzeptabel kann Island den Antrag auf Aufnahme zurueck ziehen.

  • A
    Amos

    Damals, ohne die "armen Länder", hatte Deutschland noch die höchsten Löhne. Die Löhne in den armen Ländern sind gestiegen, die deutschen Löhne sind gesunken. Bei den Mindestlöhnen trägt Deutschland sogar die Krone. Der Mindestlohn in Luxemburg beträgt 11.67 €. Hier schafft man nicht einmal einen

    Mindestlohn von 6 €. Und damit Deutschland noch mehr

    Milliardäre und andere Nimmersatten bekommt werden die Löhne aufgestockt. Ein Arbeiter wird trotz Arbeit zum Bettler. Wenn das kein Grund zur Freude ist, dass wir bald wieder ein neues Land haben.