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Islamisten in BerlinVerfassungsschutz beäugt Salafisten

Nach Auseinandersetzungen zwischen Salafisten und Rechtspopulisten: Der Berliner Verfassungsschutz beobachtet, ob eine "militante Protestkultur" droht.

Die Koran-Verteiler im Netz des Verfassungsschutzes.. Bild: DPA

BERLIN taz | Die Auseinandersetzungen zwischen islamistischen Salafisten und Rechtspopulisten in Berlin bleiben nicht ohne Folgen. Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte am Mittwoch im Verfassungsschutzausschuss, dass Sicherheitsbehörden „sehr genau beobachten“ werden, ob eine „militante Protestkultur“ unter den Salafisten erwachse.

Am Samstag waren rund 50 Salafisten und 20 Rechtspopulisten am Potsdamer Platz aneinandergeraten, als die Islamisten dort Korane verschenken wollten. Als die Rechten, „Pro Deutschland“ und „Pax Europa“, Plakate mit Mohammed-Karikaturen zeigten, gingen die Islamisten, einige vermummt, auf die Polizei los. Die Beamten setzten Pfefferspray ein und nahmen vier Angreifer fest. Drei Polizisten wurden verletzt, ein Islamist erlitt eine Kopfplatzwunde.

Bereits eine Woche zuvor war es zu einem Gerangel gekommen, als die Rechtspopulisten gegen die Koran-Aktion am Potsdamer Platz protestierten. Salafisten zerrissen Mohammed-Plakate der Rechten. Die Polizei erteilte Platzverweise. Eine erneute Verteilaktion an diesem Samstag hat der Bezirk Mitte untersagt.

Henkel sprach von einer „neuen, anlassbezogenen Straßengewalt“ der Salafisten. Es sei „besorgniserregend“, dass diese die Polizei als „Handlanger der Islamfeinde verkennen“ und attackieren würden. Berlins Verfassungsschutzchefin Claudia Schmid sagte, die Rechten hätten bewusst eine Konfrontation mit den Islamisten gesucht. Das Zeigen von Mohammed-Karikaturen setzten diese als „ultimative Provokation“ ein. Laut Verfassungsschutz gibt es in Berlin 350 Salafisten, 100 von ihnen gelten als gewaltorientiert. Als einer ihrer Trefforte gilt die Al-Nur-Moschee in Neukölln.

„Nichts schönreden“

Hakan Tas (Linke) warnte vor „Stimmungsmache“. Straftaten der Islamisten müssten geahndet werden, man dürfe aber nicht demokratische Freiheitswerte aufgeben. Viele Islamverbände hätten sich zuletzt von den Salafisten distanziert. SPD-Innenexperte Tom Schreiber forderte, „nichts schönzureden“. Salafisten müsse „klar und eindeutig“ entgegengetreten werden. Gleichzeitig, so Schreiber, dürfe man auch den Rechten „nicht auf den Leim gehen“.

Gegen die Salafisten vom Potsdamer Platz ermittelt die Polizei nun wegen Landfriedensbruch und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Zwei der Anwesenden droht auch anderweitig Ärger: Der Islamist Reda S. zerschlug kürzlich die Kamera eines Fernsehteams, das ihn für eine Reportage interviewen wollte. Bei dem Exrapper Denis Mamadou C. alias Deso Dogg prüft der Staatsschutz ein Verfahren wegen Volksverhetzung.

In einem Internetvideo singt C. zu Bildern der Randale von Salafisten in Bonn und Solingen ein „Nasheed“, eine Kampfhymne. Dort singt er, die Demokratie als größte Lüge der Ungläubigen gehöre „bekämpft“.Auch im Ruhrgebiet hatten die Islamisten zuletzt Polizisten angegriffen und verletzt, nachdem Ultrarechte Mohammed-Karikaturen gezeigt hatten.

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6 Kommentare

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  • A
    axel

    Offensichtlich erwarten einige darauf, das "die Linken" sich besinnen und der Demokratie beispringen.

     

    Wir warten gespannt. Wahrscheinlich ist eher, daß jene sich damit nicht auseinandersetzen werden, weil sie gegen das "Scheiß-System" sind.

     

    Vielleicht liegt es daran, daß es eine gemeinsame Schnittmenge gibt - das "Scheiß System" (in dem fast alle Menschen Sklaven sind...)?

     

    Da nimmt man doch gerne in Kauf, wenn man nicht alles selber machen muß.

     

    Wie kann man da nur Optimist sein?

     

    Wie kann ein Antifaschist einer sein, wenn er glaubt radikale Religiöse würden mit ihn diskutieren (obwohl man "sich zu erkennen gab").

     

    Hat er denn nichts dazu gelernt?

  • AO
    Aufklärerischer Optimist

    @qwe rtz,

     

    als unverbesserlicher Optimist denke ich, dass sich die Linken doch noch auf ihre radikal aufklärerischen Traditionen besinnen - na gut, bei den Kleinkindern von der "Anti"fa könnte es etwas länger dauern, ebenso bei Lafontaine, der in völliger geistiger Verwirrung einst meinte, Verbindungen zwischen seinen Idealen und denen des Islam ausmachen zu müssen (Marx hätte ihn dafür geohrfeigt).

  • A
    andreas

    @"militante Protestkultur"...

     

    ...das ich nicht lache ! Diese Salafisten haben nichts anderes im Sinn als einen durch Schariagesetze geformten islamischen Staat.

    ---> ohne freie Wahlen

    ---> ohne Frauenrechte

    ---> ohne Homosexuellenrechte

    ---> ohne Christen und Juden

    ---> ohne kapitalistische Marktwirtschaft

    ---> dafür Hand ab und Steinigungen usw.

     

    Und doch wird ausgerechnet in der TAZ(linkes Blatt?) diese religiös faschistische Gruppierung kleingeredet oder verniedlicht.

    Der deutsche Faschismus hat auch klein angefangen.

    Und gerade Deutsche deutscher Herrkunft die schon immer oben genannte Gruppen gehasst haben können hier wieder "richtig stolz" sein ohne das sie beim "Kampf gegen Rechts" eine Rolle spielen.

     

    Die deutsche Linke hat eine Problem !!!!!!

    Wie mit Leuten umgehen die teilweise das Gleiche ablehnen wie man selbst, aber wenn jene an die Macht kämen man des Todes wäre ?!

    Tja das ist schwer ;0)

     

    Ein GG-Treuer Demokrat

  • M
    mauersegler

    ganz klar: Salafisten haben in Europa keinen Platz - und sie unterscheiden sich aus meiner Sicht absolut nicht von Neonazis.

    Religionsfreiheit sollte besser als Abwesenheit von Religion verstanden werden, um unseren Frieden in Europa dauerhaft zu sichern!

  • K
    klaus

    Deutschland hat ein Demokratiedefizit. Bis zu 30% der Menschen wählen in Europa sogenannte Rechtspopulisten.

     

    Die Menschen hier sind ja nicht anders. Verfassungsschutz, subversive staatliche Maßnahmen, eine linke Bürgerkriegsarmee "ANTIFA" und nicht integrierbare Ausländer wie die Salafisten wollen dafür sorgen, daß das auch so bleibt.

  • QR
    qwe rtz

    Salafisten prügeln auf Antifaschisten ein..

     

    Zitat:

    "..Obwohl sich beide offen und mehr als deutlich als Antifaschisten zu erkennen gaben, wurden sie sofort mit schweren Holzlatten niedergeschlagen.."

    https://linksunten.indymedia.org/de/node/59620

     

    Die Linke muss erst noch begreifen, dass Salafisten nicht zwischen "guten" oder "schlechten" Ungläubigen unterscheiden --- genauso wie Linke nicht zwischen "guten" oder "schlechten" Rechten unterscheidet.

     

    Die Anbiederung der Linken an Gruppierungen, von denen sie bestenfalls verachtet und im weniger günstigen Fall zusammengeschlagen werden, zeugt von pathologischer Selbstverleugnung.

     

    In einer Gesellschaft nach salafistischem Ideal müssen linke antireligiöse Systemkritiker als erste daran glauben. Während die Freiburger Antifa in einem Anfall geschichtlicher und politischer Ignoranz "brennende Kirchen" verherrlicht, ist die salafistische "Boko Haram" in Nigeria längst zur Tat geschritten und sprengt im Wochenrhytmus Kirchen mitsamt Gläubigen in die Luft.