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Islam, staatlich kontrolliert

■ Der Einführung eines islamischen Religionsunterrichts will sich die Senatsverwaltung für Schule nicht verschließen / Voraussetzung sei aber, daß in Zukunft auch christliche Religionen unterrichtet werden

„Es wäre sinnvoll, einen staatlich kontrollierten Islamunterricht an den Schulen anzubieten, wenn ein katholischer und evangelischer Religionsunterricht an Berliner Schulen eingeführt werden“, stellt Thomas Moegelin, Sprecher der Senatsschulverwaltung, fest. Bislang gibt es in Berlin nämlich gar keinen staatlichen Religionsunterricht.

Seit einigen Monaten verhandelt der Senat mit den Kirchen über einen Staatsvertrag, der die Einführung von katholischem und evangelischem Religionsunterricht an den Schulen zum Ziel hat. Noch in diesem Jahr sei mit dem Abschluß zu rechnen. Damit wäre auch der Weg offen, Islamunterricht anzubieten. Als Alternative könnten Schüler auch Ethikunterricht wählen.

Neu belebt wurde die Debatte durch die Entscheidung der nord- rhein-westfälischen Landesregierung, einen Islamunterricht einzuführen. In Berlin gibt es für muslimische Eltern bislang nur zwei Möglichkeiten, ihren Kindern den Islam nahezubringen. Entweder schicken sie sie in eine der zahlreichen Koranschulen an den Moscheen, wo sie in Hinterhöfen Koranverse in arabischer Sprache auswendig lernen. Oder die Kinder nehmen am „religionskundlichen Unterricht“ teil, den das türkische Konsulat seit 1983 an Berliner Schulen anbietet.

Die Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) befürwortet seit längerem die Einführung islamischen Religionsunterrichts an den Schulen. „Wenn ich Eltern frage, was fehlt, kommt als erstes wie aus der Pistole geschossen: Religionsunterricht.“ Für John wäre ein solches Angebot auch „eine Frage der Anerkennung“. Sie wünscht sich einen „aufgeklärten, modernen Unterricht auf hohem Niveau“. Lehrpläne und Bücher müßten geprüft werden. Sie erhofft sich von einem schulischen Islamunterricht auch, daß Eltern nicht auf Angebote fundamentalistischer Gruppierungen angewiesen sind.

Mit ihrem Wunsch, daß eine Arbeitsgruppe ein Konzept für islamischen Religionsunterricht erarbeitet, konnte sie sich allerdings nicht durchsetzen. Statt dessen hat die Senatsschulverwaltung in dieser Frage gutachterliche Stellungnahmen eingeholt. Zum Ergebnis mochte sich gestern Pressesprecher Moegelin aber nicht äußern, weil die Auswertung „noch nicht abgeschlossen“ sei.

Aus Gründen der Gleichbehandlung spricht sich Safer Çinar vom Türkischen Bund Berlin- Brandenburg ebenfalls für die Einführung von Islamunterricht aus. Grundsätzlich vertrete der Bund die Meinung, daß an Schulen gar kein Religionsunterricht angeboten werden solle. „Wenn so etwas angeboten wird, muß gewährleistet sein, daß Bücher und Lehrpläne auf die Verhältnisse in der Bundesrepublik zugeschnitten sind“, fordert Çinar. Dies sei beim Unterricht des Konsulats nicht der Fall.

Bislang scheiterte die Einführung eines Islamunterrichts auch an einem geeigneten Träger. Im Islam gibt es keine kirchlichen Organisationsstrukturen. Die beiden Gruppierungen, die sich bislang um eine Erlaubnis zum Religionsunterricht bemüht haben, die Islamische Föderation und die türkische staatliche Religionsbehörde DITIP, sind nach Ansicht der Ausländerbeauftragten „beide keine idealen Träger“.

„Die Islamische Föderation ist politisch im stark nationalen Spektrum einzuordnen“, so John. Religiös gebe es einen liberalen und einen kleinen dogmatischen Flügel. Seit sechs Jahren betreibt die Islamische Föderation eine private Grundschule, an der auch Islamunterricht erteilt wird. Anstatt einzelnen Gruppierungen die Trägerschaft für einen Religionsunterricht zu übertragen, bevorzugt Çinar das nordrhein-westfälische Modell. Hier übernehmen Lehrer türkischer Herkunft auch den Religionsunterricht. In der Schulverwaltung hält man sich bedeckt, was für Lehrkräfte und Träger für einen Islamunterricht in Frage kämen. Dorothee Winden

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