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Isländer behandelt Isländerin

■ Herrenloses Pferd sprang von der Pritsche in Horn hinunter in die Freiheit Bremer Polizei griff ein und ließ die Isländerin auf Steuerkosten grasen

Am letzten Sonntag fuhr ein Streifenwagen durch Horn. Es war sonnig, aber lausig kalt, und die Beamten waren froh, eine dienstliche Spazierfahrt unternehmen zu können. Dabei fiel ihnen ein Kastenwagen auf, vor dem ein einsames Pferd seine Freiheit genoß. Die Beamten inspizierten das Fahrzeug und schlossen, da es mit Stroh ausgelegt war, daß ein Zusammenhang zwischen Tier und Transporter bestehen müsse.

Da der Fahrzeughalter weit und breit nicht zu sehen war und auch nach längerem Warten nicht auftauchte, nahmen sich die Polizisten des Pferdes an, das vor ihren Augen herumkapriolte. Ein Polizeieinsatz nahm seinen Lauf.

Der eine Beamte griff das Tier beim Zaumzeug und wartete, bis sein Kollege in den Dienstwagen gestiegen war und das Seitenfenster heruntergelassen hatte. Dann übergab er ihm die Leine und übernahm selbst das Steuer. Er legte den ersten Gang ein und das Pferd trottete folgsam hinterher, bis das Triumvirat das 4. Polizeirevier erreichte.

Dort wurde das Tier auf die reviereigene Grünflache beordert und seinem Sonntagsvergnügen

überlassen: Dem Grasen auf freiem Feld. Um der Fürsorge genüge zu tun, wurde auch noch ein Tierarzt gerufen. Der stellte fest, es handele sich bei dem herrenlosen Wesen um eine zwanzigjährige Isländerstute mit offensichtlich gutem Appetit. Ein Honorar verweigerte er: „Ich bin selbst Isländer und von einer Landsmännin (??? wäre da nicht besser: Landsfrau? d.Red.) nehme ich kein Geld.“

Am Abend tauchte der Pferdebesitzer auf. Der Mann gab an, er bringe den Kindern der Verwandten nie Süßigkeiten mit, sondern sein Pferd, auf dem sie reiten könnten. Dem Pferd hat's wohl auch ohne kids gefallen. fw

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