Irans Atomprogramm: Teheran für Gespräche offen
Es sieht so aus als sei der Iran im Hinblick auf seine umstrittene Atompolitik gesprächsbereit. Teheran beruft sich auf einen ursprünglich abgelehnten IAEA-Vorschlag.
Teheran apn | Im Streit über das iranische Atomprogramm scheint Teheran um Entspannung bemüht. Außenminister Manutschehr Mottaki erklärte am Dienstag, der Iran sei offen für Verhandlungen über die Auslagerung der umstrittenen Urananreicherung ins Ausland. Der Austausch des Urans gegen Brennstäbe könne "eine multilaterale vertrauensbildende Gelegenheit für alle Seiten sein, einschließlich des Irans", sagte Mottaki laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA. Dem Iran drohen wegen seines Atomprogramms neue UN-Sanktionen.
Mottaki kam vor diesem Hintergrund auf einen Vorschlag der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zurück, den Teheran bereits abgelehnt hat. Nach den Vorstellungen der IAEA soll der Iran 70 Prozent seines niedrig angereicherten Urans zur weiteren Bearbeitung ins Ausland verschiffen. Dort soll das Material weiter angereichert und zu Brennstäben verarbeitet werden, die der Iran für einen Forschungsreaktor benötigt.
Hintergrund des IAEA-Vorschlags ist, dass der Iran, wenn er das Material abgeben würde, nicht mehr genug für den Bau einer Atombombe hätte. Teheran hat zwar wiederholt Interesse an einem solchen Austausch bekundet, über Menge und Zeitpunkt der Uran-Ausfuhr wurde aber keine Einigung erzielt. Dies erhärtete bei den Vereinten Nationen den Verdacht, der Iran wolle einen Teil des Urans zur Herstellung von Atomwaffen behalten. Teheran hat stets versichert, sein Atomprogramm sei ausschließlich für zivile Zwecke bestimmt.
Dennoch treibt der Iran die Planung weiterer Atomanlagen voran. Erst am Montag hatte die iranische Regierung mitgeteilt, Präsident Mahmud Ahmadinedschad habe den Bauplatz für eine dritte Anlage zur Urananreicherung gebilligt. Der Iran verfügt bereits über zwei Anlagen zur Urananreicherung, eine in Natans und die andere in der Nähe der Stadt Ghom.
Auch Bemühungen um eine Fortentwicklung der Atomtechnik des Landes dauern an. So sollen bereits fünf Kilogramm Uran so weit angereichert worden sein, dass sie zum Bau von Kernbrennstäben verwendet werden könnten. Ob der Iran dazu in der Lage ist, bleibt unklar.
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