piwik no script img

Iran zieht UNO-Kandidatur zurückTeherans Regierung gibt nach

Die Führung in Teheran musste bei ihrer Bewerbung für einen Sitz im Menschenrechtsrat mit einer Wahlniederlage rechnen. Sie will sich jetzt auf die Verhinderung neuer Sanktionen konzentrieren.

Zur 13. Sitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf kündigte der iranische Außenminister Mottaki intensive Gespräche an. Bild: dpa

GENF taz | Die Regierung in Teheran gibt ihre außen- wie innenpolitisch heftig umstrittene Bewerbung um einen Sitz im UNO-Menschenrechtsrat auf. Das bestätigten iranische Diplomaten am Wochenende in Genf. Zu dieser Entscheidung trug die Sorge der iranischen Führung vor einer Wahlniederlage ebenso bei wie der dringende Rat einiger befreundeter Regierungen. Die iranische Führung will stattdessen in den nächsten Wochen all ihre diplomatischen Anstrengungen auf die Verhinderung neuer Sanktionen durch den UNO-Sicherheitsrat konzentrieren.

Am 13. Mai wird ein Drittel der 47 Mitgliedstaaten des UNO-Menschenrechtsrates in Genf von der Generalversammlung in New York für die nächsten drei Jahre in geheimer Wahl neu bestimmt. Für die vier neu zu besetzenden Sitze der Regionalgruppe Asien hatte bislang neben Malaysia, Katar, den Malediven und Thailand auch Iran kandidiert.

Die Anfang März bekannt gewordene Bewerbung Teherans stieß vor allem in den USA auf massive Kritik. Mit Demarchen in zahlreichen Hauptstädten versucht die Obama-Administration seit Wochen sicherzustellen, dass Iran nicht die zur Wahl in den Menschenrechtsrat erforderliche absolute Mehrheit von 97 der 192 Mitgliedstaaten der Generalversammlung erhält.

Nach Auskunft von US-Diplomaten erwog die Obama-Administration den Boykott der Sitzungen des Menschenrechtsrates, sollte Iran in das UNO-Gremium gewählt werden. 2006 hatte Washington schon einmal mit massivem Druck eine Kandidatur Irans für den Menschenrechtsrat verhindert. Die Europäische Union hat bislang keine einheitliche Position zu der Frage formuliert. Vergangene Woche veröffentlichte die bekannte iranische Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Shririn Ebadi einen Protestbrief gegen die Kandidatur ihres Landes.

Über den Rückzug von der Bewerbung informierten iranische Diplomaten in Genf zunächst die anderen Staaten der asiatischen Regionalgruppe. Die bisherigen diplomatischen Sondierungen der iranischen Führung ergaben, dass sie bei der geheimen Wahl in der Generalversammlung am 13. Mai nicht einmal mit einer mehrheitlichen Unterstützung der asiatischen Staaten rechnen könnte. Auch in der lateinamerikanischen und afrikanischen Regionalgruppe gibt es Bedenken gegen die iranische Kandidatur. Aus der Gruppe "westliche und andere Staaten" mit den USA, Kanada und den europäischen Ländern kann Teheran mit keiner einzigen Stimmer rechnen.

Brasilien und die Türkei hatten Iran auf diplomatischen Kanälen geraten, von der Bewerbung um eine Mitgliedschaft im Menschenrechtsrat Abstand zu nehmen. Beide Staaten gehören derzeit als nichtständige Mitglieder dem UNO-Sicherheitsrat an und argumentieren dort - ebenso wie Libanon - derzeit noch gegen die von den USA, Großbritannien und Frankreich angestrebte Verschärfung der Sanktionen gegen Teheran wegen des iranischen Atomprogramms.

Der brasilianische Staatschef Lula da Silva kündigte vergangenen Freitag für den 16. und 17. Mai eine Reise in die Islamische Republik an. Lula hatte wiederholt auf das Recht des Iran auf die Nutzung von Atomkraft gepocht und neue Sanktionen als kontraproduktiv zurückgewiesen. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad und Außenminister Manutschehr Mottaki besuchten am Wochenende Uganda beziehungsweise Österreich, die derzeit ebenfalls nichtständige Mitglieder des Sicherheitsrats sind.

Bei einer Rede in der ugandischen Hauptstadt Kampala erklärte Ahmadinedschad, neue UNO-Sanktionen gegen Iran seien "illegal". In Wien traf sich Mottaki am Sonntag mit IAEA-Chef Yukija Amano. Der iranische Außenminister kündigte vorab intensive Gespräche über eine Urananreicherung im Ausland an.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

4 Kommentare

 / 
  • I
    Irananders

    Herrn Zumach ist vermutlich entgangen, dass der Iran anstelle dessen in den UN-Frauenrechtskommission für vier Jahre gewählt wurde.

     

    Das war ein kluger Schachzug, denn es gab fast weltweit eine Kampagne von NGOs und Menschenrechtsgruppen gegen Irans Bewerbung für den UN-Menschenrechtsrat. Desto näher der Termin zur Abstimmung rückte, um so intensivierter waren die Kampagne. Durch die Rücknahme und zügige Neubewerbung für das Frauenrechtskommission hat man Gesicht wahren können und zugleich einen Posten für 4 Jahre in UN-Gremium sichern können. Schach ist wohl doch Persisch.

     

    Nichtsdestotrotz müssen Iraner wohl zwingend einen Hang zur Verschwörungstheorien haben. Es ist nicht verwunderlich, wenn einige iranische Politiker hinter jede Menschenrechtsgruppe eine Verschwörung sehen. Ähnliche Kampagnen gab es nicht gegen Saudi Arabien, Jordanien oder Ägypten, die allesamt schon dort gesessen haben und es noch tun!

     

    Wie universelle Werte wie Demokratie, Menschenrechte und Meinungsfreiheit von der Politik missbraucht werden und gut gläubige Aktivisten es mittragen ist die Misere der ganzen Affäre!

  • A
    asd

    das sind doch alles heuchler in der politik!

     

    wir sollten den iran sanktionieren, abernicht wegen atomenergie, sondern wegen den menschenrechtsverletzungen die das regime seinem volk antuht.

     

    aber nein, wir verkaufen ihnen lieber alles was sie dazu brauchen um eben die menschenrechtezu verletzen.

    wenn man etwas sanktionieren will, dann sollte man doch bitte simens verbieten das regime mit überwachungssoftwaare auszustatten.

     

    und @stefan

    "Es gibt Rechte und es gibt Pflichten - die Einhaltung von Grenzen. Wer diese Grenzen nicht einhält und (gerade in umstrittener Angelegenheit) die Rechte Anderer fundamental verletzt, der muss mit Einschränkungen seiner Rechte rechnen. "

     

    das kannstdu eins zu eins auf jeden westlichen staat anwenden!

  • S
    Stefan

    Kaum zu glauben, dass immer wieder das Recht Irans auf Atomkraft betont wird - ohne Widerspruch!

     

    Es gibt Rechte und es gibt Pflichten - die Einhaltung von Grenzen. Wer diese Grenzen nicht einhält und (gerade in umstrittener Angelegenheit) die Rechte Anderer fundamental verletzt, der muss mit Einschränkungen seiner Rechte rechnen.

     

    Ist das denn so schwer?

     

    Andere sind bereits in ihrer Solidarität zu dem Mullah-Regime weiter: "Nahostexperte" (eher Vorbeter der rechten, linken und islamistischen Antisemiten) Prof. Udo Steinbach fordert lediglich eine die Atombombe besitzende Atommacht Iran dann in ein verantwortungsvolles Machtkonstrukt einzubilden.

     

    Das findet in der TAZ keine Erwähnung. Komisch, oder?

  • M
    mehrdad

    ...Malaysia, Katar, den Malediven...

     

    malaysia: islamaustritt verboten und strafbar. eine frau ausgepeitcht, weil sie bier getrunken hat.

     

    katar: islamaustritt verboten, keine christliche gemeinde und kirche erlaubt. sklavenhaltung im bezug auf fremdarbeiter. frauen rechtlos.

     

    malediven: islamaustritt verboten. keine andere religion ausser islam geduldet.

     

    diese witzveranstaltung namens UNO wird mehr und mehr zu eine lachnummer.