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Iran unbeeindrucktTeheran reichert Uran an

Ahmadinedschad macht ernst: Heute startet der Iran erstmals die 20prozentige Anreicherung von Uran. Außerdem will er zehn weitere Anlagen errichten lassen.

Der Stolz des iranischen Präsidenten: Ahmadinedschad inspiziert die Anlage zur Urananreicherung in Natan. (Archivaufnahme von 2007) Bild: dpa

TEHERAN/WIEN dpa | Ungeachtet immer lauter werdender Rufe nach schärferen Sanktionen im Atomstreit hat der Iran am Dienstagmorgen mit der umstrittenen Urananreicherung begonnen. Am Montag hatte die Regierung in Teheran in einem Schreiben an die Internationale Atombehörde in Wien (IAEA) angekündigt, den nuklearen Brennstoff für einen medizinischen Forschungsreaktor in Teheran selbst herstellen zu wollen und dazu Uran in der Anlage Natans auf 20 Prozent anzureichern.

Zugleich kündigte Teheran die Errichtung weiterer zehn Anreicherungsanlagen an. Die internationale Gemeinschaft regierte besorgt. Sie verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Atomenergie an Nuklearwaffen zu arbeiten. Die USA und Frankreich riefen zu Sanktionen auf.

Die IAEA sieht die Bemühungen um eine diplomatische Beilegung des Konflikts gefährdet: "IAEA-Generaldirektor Yukiya Amano nimmt diese Entscheidung mit Besorgnis zur Kenntnis, da sie laufende internationale Bemühungen um die Verfügbarkeit von nuklearem Brennstoff für den Teheraner Forschungsreaktor beeinflussen könnte", hieß es in der IAEA-Mitteilung. Die Weltgemeinschaft will, dass der Anreicherungsprozess nicht im Iran, sondern unter internationaler Kontrolle in Russland und Frankreich vorgenommen wird.

Für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen hatten die USA und die EU bereits mit verschärften Sanktionen gegen den Iran gedroht. Washington und Paris erhöhten am Montag den Druck. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle forderten einen schärferen Ton gegenüber Teheran. Israel fühle sich durch das iranische Atomprogramm in seiner Existenz bedroht.

Der Leiter der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, kündigte an, sein Land werde binnen eines Jahres zehn neue Anreicherungsanlagen bauen. Schon im Vorjahr hatte der Iran Bedarf für zehn Anlagen angemeldet, doch wurden bisher erst fünf Standorte ausgewählt, wie es in Teheran hieß. Nach Angaben von Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast muss der Iran all seine technologischen Möglichkeiten nutzen, um den wachsenden Bedarf an nuklearem Brennstoff selbst zu erzeugen.

Teheran sei gezwungen, die Anreicherung selbst vorzunehmen, da es kein anderes Abkommen gegeben habe, meinte Salehi. "Wir sind weiter zu einem Abkommen über einen Austausch bereit, und wann immer eine Übereinkunft getroffen wird und sobald wir den Brennstoff aus dem Ausland erhalten, werden wir den Anreicherungsprozess stoppen", sagte er. Die Anreicherung in Natans soll in Anwesenheit von IAEA- Inspekteuren erfolgen.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte die nationale Atomenergiebehörde seines Landes am Sonntag angewiesen, mit der Herstellung hochangereicherten Urans zu beginnen. Die Weltmächte hatten in den vergangenen Monaten immer wieder gehofft, Teheran zur Unterzeichnung eines Abkommens bewegen zu können, das die Anreicherung des Urans im Ausland vorsieht. Der Iran braucht den Brennstoff nach eigenen Angaben für den Betrieb eines medizinischen Forschungsreaktors. Teheran hatte daraufhin immer wieder auf Zeit gespielt und Gegenvorschläge gemacht, die jedoch für die Weltmächte nicht akzeptabel waren.

Frankreich und die USA seien der Ansicht, dass die internationale Gemeinschaft keine andere Wahl habe, als im Weltsicherheitsrat an neuen Maßnahmen zu arbeiten, sagte der französische Verteidigungsminister Hervé Morin am Montag nach einem Gespräch mit seinem amerikanischen Amtskollegen Robert Gates in Paris. "Der einzige Weg, der uns bleibt, (...) ist der des Drucks", bekräftigte Gates.

Bundeskanzlerin Merkel erklärte sich zu einer härteren Gangart mit Wirtschaftssanktionen bereit. Die jüngsten Äußerungen aus Teheran zeugten davon, dass der Iran auf das IAEA-Angebot weiterhin nicht eingehen wolle, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm in Berlin. "Wir werden also jetzt sehr sorgfältig die Schritte der iranischen Führung in den nächsten Tagen beobachten und dann abhängig davon den Weg gehen, den Druck zu erhöhen."

"Es gibt bislang keinerlei Einlenken des Irans", sagte Westerwelle. "Das bedeutet, dass wir jetzt in der Völkergemeinschaft über weitere Maßnahmen reden müssen." Der Iran habe jedes Recht, die Atomkraft zu nutzen. "Er muss aber für Transparenz sorgen, weil eine atomare Bewaffnung des Irans von der Völkergemeinschaft nicht akzeptiert werden kann", fügte Westerwelle hinzu.

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10 Kommentare

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  • S
    Sam

    @aso und Markus

     

    Welch eine Arroganz und Selbstverliebtheit!

     

    Ihr seid wohl davon überzeugt, dass der Westen die heilige Demokratie in der ganzen Welt verbreiten kann.

     

    Ihr denkt, dass die Früchte unserer Bäume besser sind?

    Dass "Big Brother" oder Thomas Gottschalk den Barbaren überlegen sind?

    Und dass die Fundamentalisten unsere gottlose Vernunft, unsere Entertainmentkultur übernehmen sollten?

     

    Und zwar mit Drohungen und Bomben.

     

    Präventive Kriege mit demokratischen Bomben gegen diese Terroristen.

     

    Wie lange werdet ihr die Lügen glauben?

    Oder seid ihr einfach in den Krieg verliebt?

  • U
    Unbequemer

    @SAM

     

    Ich will keinen beleidigen. Sicher - ich bin Sympathisant von Israel. Das gebe ich zu. Aber ich heiße nicht automatisch alles gut, was Israel macht. Sie mögen Ihre Sympathien vielleicht anders verordet haben. Das ist Ihr gutes Recht.

     

    Man sollte aber auch als Nichtsympathisant der USA und Co. nicht alles blindlings gut heißen, was gegen diese wirkt. Früher gab es Ost/West, es gab große Feindschaft. Aber auch einem Breschnew (hoffentlich richtig geschrieben) ordnete ich ein gewisses Maß an Vernunft und Berechenbarkeit zu. Man mußte nicht davon ausgehen, daß im Kremel Verrückte sitzen. Das hat sicher mit zum Frieden beigetragen - zumindest gab es nicht den großen Knall.

     

    Anders sehe ich die Verantworlichen Im Iran: Die interessiert weniger rationales Denken, dort scheint mir eher fundamentales religiöses Engstirndenken vorhanden zu sein. Ahmadinedschad macht mir einen Eindruck, als ob er überzeugt ist, noch etwas gutes zu tun, wenn er die Bombe einsetzt. Das muß man ganz ohne Sympathie/Antipathie für irgendetwas so beurteilen.

    Ich glaube nicht, daß die iranische Bombe in rational verantwortungsvollen Händen wäre - und somit muß dieses verhindert werden.

  • A
    aso

    @ Hagbard, harri, Eser und andere Befürworter der iranischen Bombe:

     

    Der Schritt von 20% Anreicherung bis zu 80% atomwaffenfähigem Material ist technisch nicht schwierig...

    nur eine Frage der Zeit, bis die Bombe aus dem Hut gezaubert wird, und die Welt vor vollendete Tatsachen gestellt wird:

     

    Iran: neeeiiin wir bauen keine Bombe, alles dient nur der friedlichen Nutzung...

     

    Wenn die Bombe dann da ist:

     

    Iran: neeeiiin wir wollen die Bombe nicht benutzen, alles dient nur der friedlichen Abschreckung...

     

    Frage:

    Daß Iran Raketen hat, die bis nach Israel fliegen, war bekannt...

    Aber wofür brauchen sie welche, die bis nach Europa reichen???

  • M
    Markus

    Jaja die USA an der Spitze des imperialistische Westen

    bedrohen den absolut friedfertigen, demokratischen Iran der ausschließlich an eine friedlichen Nutzung der Kernenergie interessiert ist!

     

     

     

    rofl

  • S
    Sam

    Ach Unbequemer, immer die gleichen Beleidigungen, es wird langsam komisch wie lächerlich die Aussagen über die offiziellen Feinde Amerikas, und mittlerweile auch Deutschlands und Frankreichs und (last but not least) Israels klingen.

     

    Was ber besorgniserregend ist: wie leicht und bequem man uns mittlerweile die Kriege verkauft!

     

    Was geht es uns an, dass der Iran nukleare Energie benutzt sowie jedes Land, dass sich auf ein anständiges niveau entwickeln will.

     

    Es stört wohl Israel und Amerika, dass ein so gutgelegenes und an Bodenschätzen so reiches Land wie der Iran seinen Reichtum den ameikanischen Unternehmen nicht abgeben will und es noch dazu wagt (welch eine Schande!) die kolonialen Verbrechen Israels zu denunzieren.

     

    Das ist das Tabu, das der Iran bricht.

     

    Das Recht auf Unabhängigkeit, Souveränität und auf einen industriellen Wachstum ist sein großes Verbrechen, für das er so schnell wie möglich bestraft werden muß.

  • B
    Beobachter

    Ist doch immer wieder amüsant, wie auch die taz von der "Weltgemeinschaft" schwadroniert, die im Grunde ja nur aus einigen westlichen NATO-Staaten und Israel besteht.

     

    Die echte "Weltgemeinschaft" ist m.E. vielmehr in ihrer Mehrheit der Überzeugung, dass die westliche Hybris und Arroganz gegenüber Staaten der Dritten Welt und gegenüber solchen Diktaturen, die sich der westlichen Hegemonie widersetzen (während Diktaturen, die dem Westen freundlich gesonnen sind verschont bleiben von dieser heuchlerischen Empörung) allmählich genug Schaden angerichtet hat.

    Nicht umsonst sind die Chinesen und Russen gegen einen vom Zaun gebrochenen Irankrieg!

  • E
    Eser

    Schlimm genug, dass es so eine Technologie überhaupt noch gibt. Klar hat der Iran laut dem Atomwaffensperrvertrag das Recht auf friedliche Urananreicherung. Aber der einzige Schutz gegen einen USA-Übergriff scheint eine Atombombe im eigenen Land zu sein.

    Ich hoffe das ist keine Ankündigung zu Etwas Großem.

  • U
    Unbequemer

    Es ist schon erstaunlich, wie selbstverständlich hier in den Kommentaren für eine Atomtechnologie und Atombombe in den Händen von religiösen Fanatikern und Austilgungs-Irren eingetreten wird, während man in Deutschland sogar gegen die friedliche Nutzung der Atomenergie als Verbrechen anschreit. Solche Leute sind nicht ernst zu nehmen.

  • H
    harri

    Westerwelle quarkt - wie immer - Stuss. Hätte Iran die Bombe schon, wäre die Welt wieder ein Sück sicherer. Usrael müsste auf ein weiteres Kriegchen verzichten.

  • H
    Hagbard

    Iran hat ein Anrecht auf diese Technologie wie jedes andere Land auch. Ich denke nicht, dass es hier um eine mögliche atomare Bedrohung geht. Die USA wollen Iran unter Ihre Kontrolle bringen, notfalls auch mit einem Krieg den man der Weltgemeinschaft irgendwie verkaufen muss. Traurig wie die deutschen Medien Schützenhilfe leisten.